Das sehe ich allerdings auch!
Nur, weil über etwas intellektuell geredet wird, auch gerne viel, bedeutet das mitnichten, dass der Gegenstand des Geredes auch im Spüren, und vor allem in der Tiefe angenommen wurde.
Das Gegenteil- wie du es ja andeutest- ist oft der Fall.
Es ist schon mal ein wichtiger Schritt, nicht gleich zu benennen und wieder nur eindimensional darüber zu reden, um die Tür für´s Spüren offen zu lassen.
Es braucht das Spüren, Erfahren, das gelebte Wahrnehmen des Todes, um hier in die Tiefe zu kommen (weil der Tod in seinem Wesen nicht mental erfassbar ist, sondern nur erfahrbar), sonst bleibt es Gerede und ebenso gut, wie wir über den Tod hier eitel debattieren können, könnten wir über die Silvestershow im ZDF reden. Macht echt keinen Unterschied.
Wir müssen uns schon berühren lassen, um dem Thema gerecht zu werden.
Und eben dies wird immer noch genauso vermieden wie vor 10, 20 oder 30 Jahren.
Die Hypes, die den Tod vermeiden mögen sich wandeln mit den Dekaden, wobei ich das gute alte „Haben oder Sein“ immer noch sehr schätze, weil es genau dieses hysterische Konsumieren und auch nach materiellen Sicherheiten suchen ist, das sich mindestens seit nach dem 2ten Weltkrieg immer weiter steigert.
(Damals ist immer noch ein großes Beispiel für Verdrängung des Todes: Das „Wirtschaftswunder“, das in seiner Form helfen sollte Trauer , Verunsicherung, Trauma und Tod schnellschnell los zu werden oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und so ist es dann auch weiter gegangen.)
Dir muss ich es nicht erzählen, dass eigentlich alle Abwehrmechanismen letztendlich der Abwehr unserer größten Angst - der vor dem Tod- „dienen“.
Auch Rationalisierung ist ein Abwehrmechanismus. Hier: Hübsch reden über den Tod.
Man möge sich doch einmal eine viertel Stunde die Zeit nehmen, sich ruhig hinsetzen und das Szenario durchspüren, jetzt sterben zu müssen.
Nicht darüber zu quatschen.
Auch das Bemühen vieler weiterer Leben hilft da nicht, weil wir uns darüber alle einig sein dürften, dass wir uns da letztendlich weder sicher sein können noch davon ausgehen können, dass wir in unserer jetzigen Form einfach so weiter machen können nach einer Pause.
Alles, was wir nicht sind, sondern was wir nur haben wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mit dem Tode vollkommen ausgelöscht worden sein. Dazu gehört auch alles, was wir nur oberflächlich meinen, dass wir sind. Eigentlich so ziehmlich alles.
Wer nicht bereit ist, ein radikales Loslassen zu leben, wird immer Vernichtungsangst haben angesichts des Todes.
Und genau darum wird das Thema verdrängt.