Der TÜV und die Bremsleitungen

Hallo!

Ich muss hier mal was loswerden, und nach Erfahrungen fragen,
wie das in anderen Ecken Deutschlands abläuft.

Und zwar habe ich jetzt in 5 Tagen 2 Autos gehabt, wo die Bremsleitungen richtig durchgerostet waren,
die sind beide wegen irgendwas anderen in die Werkstatt gekommen,
und ich hab das nur zufällig gesehen. Ein Fiesta, da kam schon ein hauchfeiner Strahl raus, und ein alter VW-Bus, da hat es schon bischen getröpfelt.
Auch in der Zeit vorher kamen immer mal paar Autos, wo die Bremsleitungen durchgerostet waren.

Selbstverständlich hatten die Fahrzeuge alle gültige HU, und die letzten beiden sogar relativ neu.

Und das schlimmste: Ein kleiner Firmen-LKW, dem ich mal die Vorderachse neu gemacht habe, da sahen die Bremsleitungen auch grauenhaft aus. Eigentlich hätte ich die am liebsten gleich mitgemacht, aber das ist sehr aufwändig und mühsam, und der hat das Auto dringend gebraucht, und wollte das nicht.
Na gut, dachte ich , in 2 Wochen muss der ja zur HU, solange geht das schon noch.
Habe den darauf hingewiesen, zwecks HU und dass vorher die Bremsleitungen vorn alle rausmüssen.
Das hat dem nicht so gefallen (Geizkragen), er meinte, wenn die mal richtig geteert werden, geht das schon.
Ich sagte, dass ich das nicht mache.

So, das Auto fährt jetzt mit neuer HU und geteerten Bremsleitungen rum.
Geteert hat er scheinbar selbst, die HU wurde in einer anderen Werkstatt im Dorf gemacht, wie ich nachträglich erfahren habe, da wurde ein unerfahrener Neuanfänger (Werkstatt) wohl bischen überrumpelt, wie der mir gesagt hat.

Das ist für mich wie ein Kulturschock,
ich kenne das von früher bei der Bundespost anders:
Die hatten da eigene Prüfer. Wenn da eine Bremsleitung ganz leicht angerostet war, wurde die aus den Haltern ausgeclipst, gereinigt. Dann mit durchsichtigem Wachs konserviert. Das hat sich der Prüfer auch sehr genau angesehen.
Irgendwelchen schwarzen Unterbodenschutz auf den Bremsleitungen war eine Todsünde, da hätte ich die wieder blankschrubben müssen, oder gleich auswechseln.

Heuzutage interessiert das niemanden mehr, und wenn ein Prüfer penibel ist, wird dann eben ein anderer genommen. Und was so eine HU kostet…

Was denkt ihr über diese (wahre) Geschichte?

Grüße, Steffen!

Hi,

eine Bremsleitung ist in der Herstellung ein „Pfennigartikel“. Die bei vielen Anbietern völlig überzogenen Ersatzteilpreise kollidieren hier mit den leeren Geldbörsen von „1€-Jobbern“ oder denen, die einem geregelten Vollzeitjob mit 3,50€ Stundenlohn nachgehen müssen. Bei dem was zur Zeit in D verdient wird und dem, was an Festausgaben dagegensteht (Miete, Müllgebühren, Energiepreise, Ökosteuer, Mehrwertsteuer, Straßenreinigungsgebühren, Schulausfahrt, Copiergeld in der Schule, Medikamentenzuzahlung, Praxisgebühr, TÜV-Gebühr, Parkgebühr, Hundesteuer, Blitzer am Ortsausgangsschild, zum 20en mal erhöhte Fernsehgebühr, Bahnpreiserhöhung,…), reicht es bei vielen tatsächlich nicht, solche „unwichtigen“ Dinge wie Bremsleitungen zu wechseln. Schließlich funktioniert die Bremse doch noch. Es bleibt die Wahl zwischen dem Leben mit der Gefahr und dem Verlust der Mobilität und damit der völligen Chancenlosigkeit auf dem (zweiten) Arbeitsmarkt. Mit Geiz hat das meisten nichts zu tun.

Gruß
schubtil

Hi,

bei mir war es immer so, daß TÜV bzw. Dekra die Bremsleitungen durchaus angeschaut haben, und wenn sie leicht angerostet waren, wurde mir das auch mitgeteilt. Ich habe sie dann, wie Du beschrieben hast, konservieren lassen. Hat nicht viel gekostet, und die Original-Bremsleitungen sind auch immer noch drin (Mazda).

Gruß S

Wo kein Kläger, da kein Richter.

Melde es doch mal der Aufsichtsbehörde oder Polizei !

Mfg

Hallo Steffen,

Und das schlimmste: Ein kleiner Firmen-LKW, dem ich mal die Vorderachse neu gemacht habe, da sahen die Bremsleitungen auch grauenhaft aus. … Habe den darauf hingewiesen, zwecks HU und dass vorher die Bremsleitungen vorn alle rausmüssen.
Das hat dem nicht so gefallen (Geizkragen), er meinte, wenn die mal richtig geteert werden, geht das schon. Ich sagte, dass ich das nicht mache.
So, das Auto fährt jetzt mit neuer HU und geteerten Bremsleitungen rum. Geteert hat er scheinbar selbst, die HU wurde in einer anderen Werkstatt im Dorf gemacht, wie ich nachträglich erfahren habe, da wurde ein unerfahrener Neuanfänger (Werkstatt) wohl bischen überrumpelt, wie der mir gesagt hat.

Der Fall ist wahrhaftig krass : Das erfüllt den Tatbestand der vorsätzlichen Verkehrsgefährdung, sowohl seitens des Halters als auch der Werkstatt (Beihilfe dazu).
Du als „Mitwisser“ wirst dich mindestens moralisch schuldig fühlen, wenn wirklich was passiert (Personenschaden, uU mit Todesfolge ist keine Bagatelle) und du nicht eingeschritten bist.
Ich würde also mit beiden sprechen, auch wenn’s unangenehm ist, da im selben Dorf. Angesichts des gravierenden Risikos ist das jedoch keine Blockwartmentalität.
Sollte dein Gespräch keinen (nachweislichen) Erfolg haben, würde ich glatt Anzeige gegen den Halter erstatten (vorsätzliche Verkehrsgefährdung).
Auch Verantwortliche beim TÜV/Dekra würde ich auch daraufhin ansprechen, dass (von dir zu benennde) Gutachter ihren Job unverantwortlich schlampig gemacht haben.
Grüße
Karl

Hallo,

Meine Erfahrung:

  1. kaum ein Prüfer sieht sich alles an.
  2. Was kontrolliert wird hängt beim selben Prüfer stark von der Tagesform ab.
  3. Manche „Befunde“ sind völlig überzogen.

Ich hab bisher mehr als einmal 2 HUs bei verschiedenen Prüfern machen lassen und mir das genehmere Ergebnis herausgesucht.
(konnte ich guten Gewissens rechtfertigen)

Meiner Erfahrung nach werden Bremsleitungen immer geprüft.

Gruss,
TR

Hallo Steffen,

interessant, dass Du diese Erfahrungen auch machst - auch ich kenne Zeiten, in denen Bremsleitungen keinesfalls mit Unterbodenschutz o.ä. behandelt haben sein dürfen, und inzwischen ist dies offenbar einfach akzeptierter Stand der Dinge.

Mit Kunden, die seit längerer Zeit bei uns sind, haben wir da wenig Probleme, denn wir wechseln extrem ungern Bremsleitungen, weswegen wir diese schon bei recht geringem Fahrzeugalter freilegen, evtl. - sofern erforderlich - sauber entrosten und mit ordinärem Fett satt einstreichen. Dieser Rostschutz hält mehrere Jahre (und besser als alles andere), zu jedem HU-Termin wird eben ein paar Minuten „nachgefettet“, und die Leitungen bleiben jederzeit kontrollierbar (ein Lappen genügt, um die Leitung „freizulegen“).

Aber bei diversen Fahrzeugen musste ich auch schon feststellen, dass die Prüfer sehr gelassen mit massiv geteerten BL umgehen, oder auch teils schwere Rostansätze völlig unkommentiert ließen - Sachen, die ich aus eigener Erfahrung als teils schon sehr kritisch einstufen würde.
Hingegen sind Bremsschläuche und Tragbilder von Bremsscheiben offenbar viel wichtigere Prüfkriterien, denn die werden eher „angekreidet“.

Seltsam…

Grüße
formica

Der TÜV und Geldschneiderei
Hallo,

ich finde auch dass der Tuev sicherheitsrelevante Dinge genau nachsehen sollte. Ich war froh als meine Bremsleitung beim Tuev geplatzt ist, sonst waere sie wohl unterwegs geplatzt und ich haette es erst gemerkt wenn es womoeglich zu spaet gewesen waere.

Andererseits laesst der Tuev Autos verschrotten bei denen eine m.E. nicht sicherheitsrelevante Kleinigkeit defekt ist. Z.B. ein kleiner Riss in einer Staubschutzmanchette der Servolenkung. In der Praxis ist so etwas voellig egal - aber weil solche Dinge meist an Stellen verbaut sind wo man nicht hinkommt ohne den Motor auszubauen lohnt es sich fuer viele Autos nicht mehr. Ein durchgerosteter Kotfluegel hat m.E. auch noch keine Unfaelle verursacht.

Was ich fordere ist ein wenig mehr praxisnaehe der Pruefingenieure bzw. der Gesetzgeber. Wenn wirklich nur sicherheitsrelevante Dinge kontrolliert werden wuerde auch die Akzeptanz fuer den Tuev steigen und Menschen sind weniger geneigt Dinge zu vertuschen.

Fuer den Tuev lohnt es sich natuerlich wenn Autos nochmal vorfahren muessen, fuer die Werkstatt sowieso. Wenn ein neues Auto gekauft werden muss freut sich auch der Staat (Mehrwertsteuer und Wirtschaftsankurbelung).

Gruss

Desperado

Hallo,

Andererseits laesst der Tuev Autos verschrotten bei denen eine
m.E. nicht sicherheitsrelevante Kleinigkeit defekt ist. Z.B.
ein kleiner Riss in einer Staubschutzmanchette der
Servolenkung. In der Praxis ist so etwas voellig egal

Wenn die Dichtung so egal wäre, dann hätte der Automobilhersteller die schon längst herausgeworfen … . Schließlich ist die Lenkung (in ihrer Gesamtheit) eine sicherheitsrelevante Baugruppe.

Ein durchgerosteter Kotfluegel hat m.E. auch noch keine Unfaelle verursacht.

Wenn der durchgerostet ist, dann hat er scharfe Kanten, an denen sich ein Fußgänger/Radfahrer bei einer nur leichten Karambolage unnötig zusätzlich verletzen können. Auch können sich die Eigenschaften der Knautschzone verschlechtern.

Was ich fordere ist ein wenig mehr praxisnaehe der
Pruefingenieure bzw. der Gesetzgeber. Wenn wirklich nur
sicherheitsrelevante Dinge kontrolliert werden …

Nun sag doch mal bitte, was der TÜV kontrolliert, aber nicht sicherheitsrelevant ist.
Gruß
Karl

Hallo Steffen
Deine Schilderungen bringen mich zum Schaudern, aber nicht zum Staunen.
Du möchtes das nicht anzeigen, Deinem Grausen aber Luft machen.
In Zeiten freier Konkurrenz, speziell auf dem Prüfsektor, in dem ich auch tätig bin, ist einfach ALLES möglich.
Das fängt bei abgerosteten Oberteilen von Kraftstofftanks bei PKW an ( der Kraftstoff schwappte bei Überfüllung frei im Kofferraum)und hört bei illegal verbauten Sicherheitsventil Leitungen im KKW ( mit ungesicherten Durchbrüchen und nicht vorhandener Dokumentation) auf.
Es gibt durchaus sachkundige Prüfer, die auch bei einer angerosteten Bremsleitung erkennen können, wie groß der Schaden ist. Das sind meist Fachleute, die vorher Erfahrungen sammeln konnten, ehe sie die jeweilige Prüforganisation mit ihrer Person bereicherten. Bei diesen Leuten bekommst Du immer noch einen Tipp zusätzlich.
Dann gibt es die jungen, dynamischen und erfolgrei-losen Ingenieure, die vor lauter Unsicherheit auch den Regenfleck auf dem Außenspiegel monieren.
Zwischen diesen beiden Polen tummelt sich natürlich alles Mögliche.
Ich habe aber Informationen, nach denen es auf anderen Geschäftsfeldern ähnlich läuft, allerdings sollen diese nicht so sicherheitsrelevant sein. Das halte ich aber für eine Ansichtssache; ein Hartz IV Empfänger kann durchaus wegen einer Fehlentscheidung der „ARGE“ Suizid Gedanken haben, er wird sich sicher genauso über das vergebliche Vorsprechen bei der ARGE erschrecken, wie der Autofahrer, der in Leere tritt. -Damit das nicht passiert, gibt es übrigens die Zweikreis Bremse-.
Nimm zur Kenntnis, was auf Deine Bühne kommt und bedenke die möglichen Folgen. Wenn Dein Urteil -Unfall- ist, sei konsequent und ändere den Sachverhalt.
Das kostet aber gegebenfalls Kunden und/oder Karriere.
Deine Entscheidung.
Gruß
Rochus

Hallo Rochus!

Danke für Deine Aussage.

Kleine Zusatzerfahrung:
Vor vielleicht 8 Jahren hatte ich mal ein Auto in der Werkstatt, wo eine kleinigkeit repariert wurde.
Ich habe den Fahrzeughalter dann darauf hingewiesen, dass sein Auspuff sehr defekt ist, und die Abgasuntersuchung schon ein Jahr überfällig ist. Und dass dazu ein neuer Nachschalldämpfer zwingend nötig sei.
Das sollte aber nicht repariert werden usw, weil das Auto noch ein halbes Jahr HU hat, und dann verschrottet werden soll.

Ich sagte dann noch, wenn die Abgasuntersuchung so lange überfällig ist, können die Behörden Dir das Auto sofort stillegen. Da hat der nur gelacht, wer soll das den wissen, da passiert schon nichts.

Und wie der Zufall es wollte, nur wenige Tage später hat die Politesse das am Strassenrand geparkte Auto gesehen, mit der abgelaufenen Plakette, und dem das natürlich auf der Stelle stillgelegt. Plaketten abgeschabt.
Dann war Schluss mit lustig. Das gab dann Stess.

Der Fahrzeughalter war sich natürlich sicher, dass ich wegen dem verlorenem Reparaturauftrag zwecks Auspuff und AU aus Rache die Behörden losgeschicht habe.
Und hat das auch im ganzen Dorf kräftig verbreitet.

Also sowas ist eine ganz dumme Sache. Marktwirtschaft halt. Wir Autowerkstätten können uns ja die Prüfer auswählen, und wenn ein Prüfer nicht passt, der hat den wenigsten Umsatz und verdient weniger Geld. Andersrum geht es aber auch, da kommen auch Prüfer, die fragen vorher, ob sie gut aufschreiben sollen, wenn die Werkstatt ev. schlecht ausgelastet ist.

Im Falle des kleinen LKW hab ich ja dem Inhaber der anderen Werkstatt schon die Hintergründe erklärt.
Werde auch meinem Prüfer noch das Kennzeichen raussuchen, damit er herausfinden kann, welcher Kollege die HU gemacht hat. Und den mal ansprechen soll. Das war eh eine krumme Sache, weil die Werkstatt keinen Bremsenprüfstand hat.
Dann sollen die anderen sich darum kümmern,
für mich selbst sehe ich da ehr kein Risiko, weil ich das dem sparsamen Fahrzeughalter auch unter Zeugen gesagt habe, wie die Bremsleitungen sind.
Und werde dem seine Autos auch nicht mehr bauen, mit solchem Pack gibt es ja eh nur Ärger.

Weiterhin bitte ich den Mod. hier, wenn das Thema mal zuende ist, das rückstandsfrei zu entfernen.

Grüße, Steffen!