Der Weltraum - unendliche Weiten

Guten Abend alle miteinander,

ich habe heute einen Bericht über unseren astronomisch nächsten Nachbarn das 4,34 Lichtjahre entfernte Sternensystem Alpha-Centauri gehört.

Dabei stieß mir die Frage auf, warum noch keine Sonde in dieses System geschickt wurde. Ich beantwortete mir die Frage selbst, dass das System zuweit entfernt ist und eine Sonde wohl zu langsam wäre um die Strecke in einer passablen Zeit zu schaffen, bzw. die KI noch zu schlecht entwickelt ist um eine Sonde autark zu steuern. Selbst wenn es möglich wäre, Funksignale über diese Distanz zu senden und zu empfangen würden sie ja über 4 Jahre brauchen bis sie ihr Ziel erreichen. Für eine effektive Steuerung wäre dies wohl zu langsam.

Aber und das ist meine eigentliche Frage, wie schnell kann der Mensch unbelebte Objekte im Raum beschleunigen? Wieviel km/h sind derzeit möglich?

Danke für Eure Antworten.

Euer
Ebenezer

Hallo

Deine Überlegung, daß es einfach zu weit ist, ist Richtig. Es ist sogar extrem weit. Die derzeit am weitesten entfernten Sonden des Menschen sind die Voyager Sonden. Diese wurden 1977 gestartet und haben bisher gerade mal den Rand unseres Sonnensystems erreicht. Die Entfernung ist so weit, daß Funksignale zu diesen Sonden derzeit etwas über 17 Stunden brauchen.
Jetzt kannst Du Dir schonmal überlegen, wie lange es noch dauern dürfte, wenn man schon 35 Jahre braucht, um ein Objakt auf eine Entfernung von 17 Lichtstunden zu bringen, um dann ein Objekt auf 4 Lichtjahre Entfernung zu bringen.
Die Geschwindigkeit der Voyager Sonden beträgt derzeit übrigens 61380 km/h. Die Sonde New Horizons die derzeit zu Pluto unterwegs ist, dürfte noch etwas schneller sein, leider habe ich dazu keine exakten Daten finden können.

http://www.heavens-above.com/SolarEscape.aspx?Sessio…

Auch nicht uninteressant!

Hallo,

New Horizons soll, laut Angaben der NASA, 84.000 Km/h schnell sein, plus noch schneller werden durch Swing-By Manöver. … mehr auf http://w-w-w.ms/a482kv

Hallo Ebenezer,

Dabei stieß mir die Frage auf, warum noch keine Sonde in
dieses System geschickt wurde. Ich beantwortete mir die Frage
selbst, dass das System zuweit entfernt ist und eine Sonde
wohl zu langsam wäre um die Strecke in einer passablen Zeit zu
schaffen, bzw. die KI noch zu schlecht entwickelt ist um eine
Sonde autark zu steuern.

Wenn wir mal 20km/s als Geschwindigkeit annehmen ist das rund c/15’000.
Auf direkten Weg bräuchte die Sonde also um die 65’000 Jahre zu Alpha-Centauri.

Die KI, als solche, wäre wohl nicht das Problem, aber ich kenne keine Maschine mit einersolchen Lebenserwartung! Auch Elektronik altert und durch die Strahlung im Weltall sogar schneller.

Dann wäre der Treibstoff noch en Problem. Die KI muss sicher irgendwelchen Felsbrocken ausweichen, welche im Weg rumliegen.

Selbst wenn es möglich wäre,
Funksignale über diese Distanz zu senden und zu empfangen
würden sie ja über 4 Jahre brauchen bis sie ihr Ziel
erreichen. Für eine effektive Steuerung wäre dies wohl zu
langsam.

Da wäre die Steuerung nicht das wirkliche Problem.
Curiosity auf dem Mars kann man achon nicht mehr steurn wie RC-Car. Dem Roboter gibt man eigentlich nur die Koordinaten an, wo er hin soll. Den Weg sucht sich der Roboter dann selbst.

Ein weiteres Problem wäre die Sendeleistung.
Ein Sender im MW-Bereich benötigt auch eine entsprechende Energiequelle! Solarpanels geht nicht, die meiste Zeit der Reise sind jegliche Sonnen nur Sterne im All.

MfG Peter(TOO)

Hallo

Diese interessante aber nur unbefriedigend zu beantwortende Frage wird anscheinend damit umgangen, indem man die Beobachtungsmöglichkeiten mit Teleskopen und ähnlichem verbessert, und allgemein auf technische Neuerungen wartet.
Bei den Raumfahrzeugantrieben gibt es jetzt den Ionenantrieb als Neuerung. Interstellar kommt nur Atomenergie als Energiequelle in Frage.
Damit lassen sich deutlich höhere Endgeschwindigkeiten erreichen, als mit normalem Treibstoff. Trotz allem wird man aber nur schwer auch nur annähernd in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit kommen.
In einem Teilchenbeschleuniger kann man geringere Mengen Materie ganz gut beschleunigen, aber ganze Apparate wohl erstmal eher nicht.
Im Übrigen ist es eine Frage des Aufwandes, wie schnell man allgemein irgendwas bekommt. Rakete auf Rakete usw…
Ein eventuelles KI oder Computerproblem ist noch das kleinste von allen.

Die besten Möglichkeiten gibt es natürlich in der Science Fiction. Alles Sachen, die halt nur noch real erfunden werden müssen.

MfG
Matthias

PS:
gern mal anderen Stern besuchen würde

Hallo,

New Horizons soll, laut Angaben der NASA, 84.000 Km/h schnell
sein, plus noch schneller werden durch Swing-By Manöver. …

Ähmm… nö. Keine Ahnung auf welcher komischen Seite du das gelesen hast, aber die hat ganz offenbar schlecht recherchiert (die Sonde hatte nie eine so hohe heliozentrische Geschwindigkeit) oder der Autor hinter dieser Information hat nicht mal den Unterschied zwischen heliozentrischer und geozentrischer Geschwindigkeit kapiert.

Da die Erde mit 30 km/s um die Sonne kreist, bewegt sie sich (je nachdem wo sie gerade auf ihrer Bahn ist) mal mit bis zu 30 km/s (108.000 km/h) auf die Sonde zu und mal mit bis zu 30 km/s von ihr weg. Die geozentrische Geschwindigkeit schankt also um bis zu 60 km/s, also rund 216.000 km/h. Die geozentrische Geschwindigkeit ist daher über weite Teile des Jahres sogar negativ!

Eine geozentrische Geschwindigkeit von 84.000 km/h kann daher alles mögliche bedeuten, nämlich dass sich die Sonde mit bis 24000 km/h auf die Sonne *zu* bewegt bis hin dazu, dass sie sich mit 192.000 km/h von ihr entfernt! Es ist daher wohl klar, dass das keine sinnvolle Geschwindigkeitsangabe in diesem Zusammenhang ist.

Die Information die hier relevant ist, ist die heliozentrische Geschwindigkeit, also wie schnell sich das Ding relativ zur Sonne (und damit auch zum Sonnensystem als ganzem) bewegt. Und diese Geschwindigkeit betrug nie 84.000 km/h und wird es auch nie betragen.

Wie schnell New Horizons ist, wo die Sonde gerade ist und wie die weitere Flugbahn aussieht, kann jeder *selbst* auf der NASA Webseite nachsehen und aus erster Hand nachlesen:

http://pluto.jhuapl.edu/mission/whereis_nh.php

Daraus ist klar ersichtlich, dass New Horizon derzeit 15.07 km/s schnell (relativ zur Sonne) fliegt. Das sind umgerechnet rund 54.000 km/h (und nicht 84.000 km/h).

Auch sieht man, dass alle Swing-By Manöver längst abgeschlossen sind, die Sonde befindet sich bereits außerhalb der Uranus-Bahn und Neptun liegt weit von der Flugbahn der Sonde entfernt. Die Sonde wird im Gegenteil sogar langsamer werden, weil sie durch die Gravitation der Sonne abgebremst wird.

vg,
d.

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Hallo,

Die Geschwindigkeit der Voyager Sonden beträgt derzeit
übrigens 61380 km/h. Die Sonde New Horizons die derzeit zu
Pluto unterwegs ist, dürfte noch etwas schneller sein, leider
habe ich dazu keine exakten Daten finden können.

New Horizons ist nicht nicht schneller als die Voyager, sondern langsamer. Auch ist nur Voyager 2 mit der von dir genannten Geschwindigkeit unterwegs. Voyager 1 ist deutlich langsamer und New Horizons noch mal einen Tick langsamer.

http://www.heavens-above.com/SolarEscape.aspx?lat=0&…

Außerdem ist ein direkter Vergleich dieser Geschwindigkeiten ein bisschen ein Äpfel-und-Birnen-Vergleich. Denn New Horizons wird, bis es mal soweit draußen ist wie die Voyager Sonden noch deutlich langsamer werden, da es ja ständig durch die Gravitation des Sonnensystems gebremst wird. Wenn New Horizon also mal in 30 Jahren so weit draußen ist, wie Voyager 2 heute, dann ist der Geschwindigkeitsunterschied nochmals deutlich markanter.

Jetzt kannst Du Dir schonmal überlegen, wie lange es noch
dauern dürfte, wenn man schon 35 Jahre braucht, um ein Objakt
auf eine Entfernung von 17 Lichtstunden zu bringen, um dann
ein Objekt auf 4 Lichtjahre Entfernung zu bringen.

Auch das ist ein Äpfel-mit-Birnen-Vergleich. Weder die Voyager-Sonden noch New Horizon sind darauf ausgelegt, eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Da eine höhere Geschwindigkeit auch mit höheren Kosten einhergeht, sind die Sonden nur so schnell, dass sie ihre Ziele innerhalb einer akzeptablen Missionszeit erreichen.

Wir *könnten* aber deutlich schnellere Sonden bauen, nur wozu? Um einen anderen Stern in einer akzeptablen Zeit zu erreichen sind sie immer noch zu langsam und für die Ziele im äußeren Sonnensystem begnügt man sich mit viel billiger umsetzbaren niedrigeren Geschwindigkeiten.

Technisch realisierbar wäre so durchaus eine Sonde im Stil von Voyager oder New Horizon (also mit etwa 500 kg Nutzlast), die wir auf eine Geschwindigkeit von 200-300 km/s bringen könnten, also rund 10-20 mal so schnell wie bisherige Sonden.

Dazu bräuchte man einen effizienten Ionenantrieb (wie z.B. den Dual-stage Gridded Ion Thruster DS4G der ESA) und einen Mini-Nuklearreaktor zur Stromerzeugung (wie z.B. den SAFE-400 der NASA).

Mit diesem Setup könnte man eine 500 kg Sonde innerhalb von rund 17 Jahren auf eine heliozentrische Geschwindigkeit von 200 km/s beschleunigen. Insgesamt würde die gesamte Konstruktion rund 4 Tonnen wiegen, was man auch mit bestehender Raketentechnik ins All außerhalb des Schwerefelds der Erde bringen kann.

Überschlagsmäßig würde das dann so aussehen:

Angestrebte heliozentrische Geschwindigkeit: 200 km/s ( = 720.000 km/h)

------------------------------+------------------------
Antrieb: | 1x SAFE-400 + DS4G
Spezifscher Impuls: | 21.400 s
Austrittsgeschwindigkeit | 209.934 m/s
Leistung | 100 kW
Schub | 0,0009 kN
Massenfluss | 0,0000043 kg/s
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Treibstoffdichte | 6 kg/m³
Tankradius | 10 m
Tankoberfläche | 1.157 m²
Tankmaterialgewicht | 1 kg/m²
Einzeltank Fassungsv. | 450 kg
Einzeltank Gewicht | 24 kg
Tankgewicht gesamt | 123 kg
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Leergewicht Antrieb | 1.200 kg
Leergewicht Tank | 123 kg
Nutzlast | 500 kg
Leergewicht inkl. Nutzlast: | 1.823 kg
Treibstoff/Stützmasse | 2.274 kg
------------------------------+------------------------
Gesamtmasse | 4.097 kg
Dauer bis Endgeschwindigkeit | 16,82 Jahre
------------------------------+------------------------

Nur welches Ziel sollte damit erreicht werden?
Für ein Lichtjahr bräuchte die Sonde immer noch rund 1500 Jahre. Das ist zwar um ein vielfaches besser als mit Voyager-Geschwindigkeit, aber man bräuchte dann immer noch rund 6500 Jahre bis zum nächsten Stern und damit ist das schlicht unpraktikabel für eine Mission dorthin.

Auch zur Oortsche Wolke bräuchte man immer noch mehrere hundert Jahre, ist also auch nicht wirklich brauchbar. Und die Objekte im Kuipergürtel lassen sich einfacher und billiger in auch nicht recht viel längerer Zeit mit bisherigen Sonden wie New Horizons erreichen.

vg,
d.