Zufälle gibt’s … die gibt’s gar nicht!
Hi Ch´an!
Vorweg: Gesenius’ Wörterbuch hat sich mittlerweile international als Standard durchgesetzt, erhältlich nicht nur in lateinischer und deutscher, auch in englischer Sprache …
[Für unsere ganz speziellen Freunde vom anderen Ufer]: http://www.tyndale.cam.ac.uk/index.php?page=frame&ad…
… was aber nichts heißen muss; in den (älteren) ZAWs wurde des Öfteren auf eine gewisse Oberflächlichkeit, Ungenauigkeit vom GESENIUS hingewiesen, der Vorzug (jeweils aber nur zu einem bestimmten Begriff!) dem Hebräisch-Wörterbuch von KÖNIG gegeben (subjektiv, da der eben die Übersetzung angeboten hatte, die man hören wollte). Andersherum ist das Wörterbuch von Gesenius manchmal „genauer“ als das von König; man sollte immer mehrere Vorschläge einsehen/durchlesen - vielleicht ist irgendwo etwas Wichtiges versteckt.
[Hebräisch-Wörterbuch von Eduard König]: פגע http://archive.org/stream/hebrischesunda00knuoft#pag…
Ein gutes Wörterbuch orientiert sich nicht an den (modernen/aktuellen) „Übersetzungen“, muss ungenau bzw. oberflächlich sein, denn den Bedeutungsumfang eines hebräischen Wortes bestimmt immer der jeweilige Kontext, die kleine und große semantische Ebene.
Die Bedeutung von פגע in Koh 9:11 ( N a SA , Augen/Ohren auf, jetzt kommt der Punkt … dann!) wurde durch den Zusammenhang vorgegeben, d.h. die „Übersetzung“ (aus welcher Vorlage?) mit „Glück“ ist keine Interpretations- oder Ansichtssache, sondern schlicht und einfach falsch - auch wenn man das heutige Umgangssprachliche Verständnis von „Glück“ (wie z.B. in „Glücksspiel“) darin sieht:
Alle diese drei „Bibelübersetzungen“ übersetzten A) am pessimistischen Grundtenor des Buches Kohelet vorbei [Koh 3:9 "Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.] und B) nicht den hebräischen Text:
Das fragliche Wort steht zusammen mit dem Begriff „Zeit“ [„Augenblick“] als Erklärung/Grund dafür, warum ein Schneller einen Wettlauf oder ein Starker einen Kampf nicht gewinnen kann; der Schnelle mag so schnell sein, wie er will oder kann, wenn er eben nicht schnell genug ist oder stolpert, hat er verloren - ebenso der morgens Starke, dem abends eine Rollefünfmarkstücke über den Kopf gehauen wird oder noch vorher auf einer leeren Banane ausrutscht.
Dieses Wort als Nomen kann - in Übereinstimmung auch mit dem Bedeutungsumfang des Verbums - als ein „Zusammentreffen negativer Art“ umschrieben werden: „Missgeschick“.
So weit dürften wir wohl einer Meinung sein?
„Alle Wege führen nach Rom“
Geschick = von einem Gott geschickt (Schicksal, göttliche Fügung)
unvorhergesehenes Ereignis = von Menschen unvorhergesehen (was göttliche Fügung bekanntlich nicht ausschließt)
… nicht berücksichtigt, ist, dass der Begriff „Zufall“ und dessen semantisches Feld, so wie wir es heute verstehen, in der Antike überhaupt nicht existierte. Ihr projiziert einen modernen Begriff in eine Vergangenheit, die diesen Begriff gar nicht kannte.
… und Du wirfst alle damaligen Kulturen in einen Topf! Für die Masse - ohne Zweifel wird es auch den Einen und Anderen gegeben haben, der nicht hinter jedem kleinen oder großen Hundehaufen einen boshaften Dämon lauern sah, der ihm etwas anhaften wollte [z.B. „Hippokrates“] - mag das meinetwegen auch zutreffen, für die Bibel aber nicht!
Die Thematik wäre in der Bibel zwar auf Schritt und Tritt anzutreffen …
[Gott bediente sich der Menschen, ob diese nun wollten (z.B. Richterbuch 3:8 „Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen die Israeliten und er lieferte sie der Gewalt des Kuschan-Rischatajim aus, des Königs von Aram in Mesopotamien …“) oder nicht wollten (z.B. 1. Könige 11:14/23 „Der Herr ließ Salomo einen Widersacher erstehen, den Edomiter Hadad …“ / „Gott ließ Salomo noch einen anderen Widersacher erstehen, Reson, den Sohn Eljadas …“), er bediente sich der wilden Tiere (z.B. 1. Könige 11:14/23 „… Darum hat ihn der Herr dem Löwen preisgegeben und dieser hat ihn zerrissen und getötet, wie es der Herr ihm angekündigt hatte.“ oder 2. Könige 2:24 „Er wandte sich um, sah sie an und verfluchte sie im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem Wald und zerrissen zweiundvierzig junge Leute.“) und er bediente sich Naturereignissen, von Hungersnöten (z.B. Genesis 41:25 „Darauf sagte Josef zum Pharao: Der Traum des Pharao ist ein und derselbe. Gott sagt dem Pharao an, was er vorhat:“) bis Erdbewegungen (z.B. Numeri 16:31f „Kaum hatte er das gesagt, da spaltete sich der Boden unter ihnen, die Erde öffnete ihren Rachen und verschlang sie samt ihrem Haus, mit allen Menschen, die zu Korach gehörten, und mit ihrem ganzen Besitz.“), egal ob auf natürliche Weise geschehen oder „handgreiflich“ verursacht, um bestimmte Menschen zu erniedrigen oder zu erhöhen.]
… aber dies alles wären konkrete Situationen gewesen und Du wist keinen Erfolg haben, unklare Aussagen wie z.B. Exodus 21:12f „Wer einen Menschen so schlägt, dass er stirbt, wird mit dem Tod bestraft. Wenn er ihm aber nicht aufgelauert hat, sondern Gott es durch seine Hand geschehen ließ …“ zu verallgemeinern, zu Gunsten Deiner Meinung zu verbiegen, denn nicht alles dürfte gottgewollt (z.B. Genesis 9:5 „Wenn aber euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft, und zwar für das Blut eines jeden von euch. Von jedem Tier fordere ich Rechenschaft …“), von ihm hervorgerufen (z.B. Genesis 26:1 „Im Land brach eine Hungersnot aus, eine andere als die frühere zur Zeit Abrahams. Isaak begab sich nach Gerar zu Abimelech, dem König der Philister.“ - im Koran allerdings als Begründung für den „Fastenmonat“ genommen) oder von ihm in Auftrag gegben worden sein (z.B. Genesis 1:14 „Als Abram hörte, sein Bruder sei gefangen, musterte er seine ausgebildete Mannschaft, dreihundertachtzehn Mann, die alle in seinem Haus geboren waren, und nahm die Verfolgung auf bis nach Dan.“ - eine Wiederholung allerdings in der Salbung des Königs über Israel durch den Priester) und die Richtigkeit Deiner Ansicht von dieser Kultur als göttliches Puppenhäuschen hängt nur von einem kleinen Vers am Anfang der Bibel ab, der springende Punkt an der ganzen Sache.
Warum sollte die Thora nicht auch dieses paranoide Weltbild reformiert haben (wollen)?
Gruß
joejac