Derblecken

Hallo,

alljährlich werden ja die Politiker unseres Landes auf dem Nockherberg „derbleckt“.

Die freie Übersetzung dazu „sich über jemanden lustig machen“ findet man schnell, aber woher kommt das Wort eigentlich her? Was ist denn „derblecken“ genau? Ein Bekannter behauptet es hätte was mit „jmd. ablecken“ zu tun, aber irgendwie glaub’ ich das nicht, oder?

Ciao
Kaj

Hallo, Kaj,
sicher kennst Du den Begriff „die Zähne blecken“?
Das bedeutet die Zähne zeigen, eine Drohgebärde.
Genauso kann man natürlich die Zunge blecken, eine Gebärde, die ebenso Verachtung ausdrückt wie das Herzeigen des blanken Hinterteils. beides auch eine eindeutige Herausforderung, wie sie auch im „Götz von Berlichingen“ vorkommt.
Zwei Grundlagen kommen dafür in Frage: germanisch *blek- und *bleik-. In beiden Fällen ist die Ssemantische Bedeutung: „etwas aufblitzen lassen“
der-blecken also in etwa die Bedeutung „niederblitzen, anblitzen“
Gruß
Eckard

Hallo Kaj,

ich ordne „derblecken“ eindeutig dem Bairischen zu. Und ich kenne es nur in der Bedeutung „auslachen“ (bzw. sich lustig machen über jmdn).

Etymologisch lehne ich mich a bisserl aus dem Fenster: auch beim Lachen blecke ich die Zähne. Die Vorsilbe „der-“ hat im Bairischen eine intensivierende, teilweise sogar zerstörende(*) Bedeutung, also hier: sehr viel über jemanden lachen, oder eben auslachen.

(*)Beispiele:
rennen —> derrennen (= sich tot rennen oder fahren)
schlagen —> derschlagen (tot schlagen)

Gruß
Uschi

Die Vorsilbe „der-“ hat im
Bairischen eine intensivierende, teilweise sogar
zerstörende(*) Bedeutung, also hier: sehr viel über jemanden
lachen, oder eben auslachen.

Hallo, liebe Uschi,
dr Kluge stellt eine Verbindung zwischen den Vorsilben er- und aus- her:
Zitat:
"In Nominalverbindungen mit betontem Vorderglied steht ahd. mhd. ur- (vgl. Urteil - erteilen). Die Partikel bedeutet eigentlich »aus« und ist am ehesten eine Parallelbildung zu germanisch *ut-. Als Präfix bildet sie vorwiegend inchoative Verben (die den Anfang einer Handlung bezeichnen). Mundartlich ist durch Assimilation im Satzzusammenhang die oobd. Variante der- entstanden.
Gruß
Eckard

Lieber Eckard,

ich bezweifle nicht die Kompetenz von Herrn Kluge (ich hab seinen Wälzer auch hier liegen). Aber die eindeutig bairische Vorsilbe der- (gesprochen dà-, stets mit stummem r) geht über die „hochdeutsche“ Variante er- hinaus.
Meine über alles geliebte Bairische Grammatik von Ludwig Merkle lässt sich darüber sehr umfangreich aus. der- ersetzt nicht nur er-, sondern auch zer- und ver- und drückt eben die erfolgreiche Vollendung einer Tätigkeit aus.

Ich weiß jetzt zwar nicht, ob das deinem Zitat aus dem Kluge widerspricht, aber für mich ist es eine sehr plausible Erklärung der Bedeutung von dàbläggà (= die bairische Aussprache).

Noch ein kleines, und wie ich finde, köstliches Beispiel dafür, wie „ökonomisch“ das Bairische sein kann:

Hochdeutsch:
„Das wirst du auch durch Beten nicht erreichen“.

Der Bayer/die Bayerin sagt:
„Dees dàbäddsd need.“

Grüße
Uschi

3 Like

Oh nein, Uschi,
keinesfalls wollte ich Dir widersprechen. Im Gegenteil sollte mein Beitrag nur die von Dir erwähnte Herleitung/Verbindung aus lachen untermauern.
Natürlich bin ich mir bewußt, dass die bairische Vorsilbe „der-“ einen über die hochdeutsche Entsprechung „er-“ hinausgehenden Bereich abdeckt.
Besten Gruß
Eckard

Hallo Uschi,

Ich als Spezialist (*ggg*) für das dem bairischen nah verwandte Österreichische finde keine Beispiele von da-/der- als Ersatz für
zer-. Hmm, außer eventuell „Er hat sich dastessn“ (Er ist durch
einen Stoß/Anprall/Aufprall zu Tode gekommen).

Kannst Du weitere Beispiele liefern?

lG
Gerald

Hallo Gerald,

wia waars mit:
hoits Mai, wai sunst dadrididi
wonnstas daschmaist, na iß hi
wos z´gach iß, kanntsti darenna

Mit herzlichem Gruß,

Wolfgang Berger

Danke :wink: owT
.

die Zunge herausblecken
Hallo Eckard,
bei Kindern beliebt ist ja das Zunge blecken. Die Mutter sagt dann zu ihrem Kind: „Bleck die Zunge nicht heraus!“ Stammt blecken vielleicht auch von „blanke Zunge zeigen“ ab?
Grüße
Franz

sie auch im „Götz von Berlichingen“ vorkommt.
Zwei Grundlagen kommen dafür in Frage: germanisch
*blek- und *bleik-. In beiden Fällen ist die
Ssemantische Bedeutung: „etwas aufblitzen lassen“
der-blecken also in etwa die Bedeutung „niederblitzen,
anblitzen“
Gruß
Eckard

Hallo Uschi,

Ich als Spezialist (*ggg*) für das dem bairischen nah
verwandte Österreichische finde keine Beispiele von da-/der-
als Ersatz für
zer-. Hmm, außer eventuell „Er hat sich dastessn“ (Er ist
durch
einen Stoß/Anprall/Aufprall zu Tode gekommen).

Kannst Du weitere Beispiele liefern?

Als originalösterreicherin möchte ich sagen.
des dapack i net, dass du des net derschnallst. nein, nein, er hat schon recht, das „der“ oder „da“ vor dem Wort ist eine Verstärkung.

Livia

(öhm, für die nordlichter hier: „ich pack etwas“ heißt so viel wie „ich fasse es, ich begreife das“ bzw. „das pack ich nicht“ irgendwas zwischen „das ist mir zu hoch“ und „das halte ich nicht aus“. Schnallen ist Begreifen, Erfassen (eure Schnallen sind unsere Huren, Bordsteinschwalben, Gürtelrosen, …).