Desderwegen

Hallo!

Könnte das ein Druckfehler oder ein Regionalismus sein?

Der Szene ereignet sich in der Nähe von Frankfurt

„Desderwegen ist’s besser, wenn der Hof jetzt unter den Hammer kommt“, meint er grinsend. „Die Wiesen grenzen an unser Land, und der Hof liegt gleich gegenüber. Das passt.“
Anne Jacobs der Dorfladen

Danke

Hallo,

Ergänzung: in meiner Jugend sagte man zur Verballhornung der deutschen Sprache öfter „dieserhalb und desterwegen“.

Auf eine Deutung bin ich gespannt.

Grüße

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Danke Pierre. Dann ist das kein Tippfehler!

Das sind alles veraltete, teils regional veränderte Adverben.

dessentwegen, derwegen, deswegen (nicht veraltet), dererwegen, derentwegen, deretwegen, dieserwegen, desderwegen, desterwegen… etc.
Das ganze gibt es auch mit ~halb bzw. ~halben

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Hallo KeinesHerrenKnecht,

bei „deswegen“ kann ich das nachvollziehen. Wenn ich mir die Sache genauer unter die Lupe nehme, fällt mir Folgendes auf:
derer --wegen --> ältere Form des Relativpronomens
deren —t----wegen --> ältere Form des Relativpronomens im Singular oder Plural?
warum sind diese Formen, abgesehen von Regionalismus und Altertümlichkeit, zustandegekommen, wie sie zustandegekommen sind?

Danke

Corrigendum „Die Szene“

Wie schon von @Pierre erwähnt, ist „dieserhalb und desterwegen“ - obwohl teilweise lediglich veraltet - eine scherzhafte Verballhornung, die aber hier und da in der Umganssprache verwendet wird.

Nicht „warum“,sondern „wie“. Über die Präposition „wegen“ und Zusammensetzungen mit „-wegen“, auch zu der Frage, ob mit Genitiv oder mit Dativ, darüber gibt Daniel Scholten in Belleslettres einen ausführlichen, aufschlussreichen Vortrag.

Gruß
Metapher

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@Metapher

Danke @Metapher. Das Video ist toll. Wer hätte das gedacht? „wegen“ hat mit dem Englischen always sowie mit dem Substantiv „der Weg“ bzw. „von der Seite“ zu tun. Und die Bayerische Sprache? Wer hätte das gedacht? Die Bayerische Sprache wird als Hochdeutsch bezeichnet, die die Niederdeutschen mit dem Genitiv verdrängt.
Danke

PS wie heißt dieses „t“ in meinetwegen? Ich habe es nicht ganz verstanden

ist ein → Fugenlaut bzw. Fugenmorphem.

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Es geht dabei um die bairische Sprache (die nicht nur in Bayern gesprochen wird), wogegen bayerisch lediglich das zu „Bayern“ gebildete Adjektiv ist.

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Dieses Wort kann zumindest (süd-)westlich von Frankfurt/Main auch etwas variieren: „Desdewegen“ (ohne r), „Doodewesche“ oder „Desdewesche“ (pfälzischer Dialekt)

In der Tat. Und in der Gegend des Bodensees, wo das Schwäbische ins Alemannische übergeht, das eine Art erhaltenes Mittelhochdeutsch ist, wird es noch so verwendet, wie es (heute auch dort verstümmelt) ins Englische gelangte:

dieserweg = so
derweg = so (aber andersrum)
einenweg = egal wie, jedenfalls
wellaweg = trotzdem (das wella- ist mir nicht klar, es könnte mit wohl zu tun haben)

Schöne Grüße

MM

Ich bin für:
wella = welcher / welches

Ich auch :slightly_smiling_face:

Ich kenne das nur von Heinz Erhardt:
„Und, weil in einen schönen Abend auch schöne Menschen gehören, dieserhalb und desterwegen haben wir Sie hierher gebeten.“

Servus,

aber wie käme mit dieser Bedeutung

das Wörtlein wellaweag zu der seinigen?

(dass hier @Penegrin ebenfalls gemeint ist, wird er an der jetzt nur noch für Insider verständlichen Umschrift erkennen - ich mutmaße, dass das Wörtlein wellaweag im Gsibergischen ebenfalls gängig ist respektive gsi ischd.)

Zu Eurem beider Vergnügen (ist das so eigentlich richtig konstruiert? Es liest sich so seltsam) noch das Episödchen, wie ich, im Gradnochschwäbischen knapp nördlich des 48. Breitengrads in meinem Lehrbetrieb knapp über dem Argental die nur im Alemannischen noch üblichen diaserwäag - derwäag kennengelernt habe:

Ich hatte den Einachsanhänger an den kleinen Holder-Knicklenker gespannt und für eine größere Weidezaun-Setzaktion einen Haufen Zaunpfähle aufgeladen, längs gestapelt (schräg von vorne nach hinten ansteigend, mit den Spitzen nach hinten), weil ich glaubte, dass auf diese Weise am meisten auf den kleinen Einachser draufginge. Der Nähne S., mit irgendwas oben in der Hopfendarre beschäftigt, bröhlade mit einem Mal von oben herunter: „Nuuuui! Et diaserwäag - derwäag! Zwäres! Zwäres!“

Mit dieser mittelhochdeutschen Version des im Neuhochdeutschen bloß noch in „überzwerch“ erhaltenen Wörtleins zwerch eröffnete er mir eine neue Perspektive für die Sicht vom Schwäbischen auf seine Mutter Alemannisch.

Ich habe eine Menge Vokabular von ihm gelernt, das mutmaßlich heute auch im Seealemannischen angesichts des vorrückenden Schwäbischen und Fernsehdeutschen weitgehend vergessen ist.

Unvergesslich sein Ruf, als ich oben auf dem Heustock Heu für den Sonntag in den Futtergang abwarf, bis von unten aus dem Stall die Stimme vom Nähne S. erscholl:

„Heeee! Hesch it glosat, wia-n-i dr ghärat hon sollesch hera!“

(für Dritte unverständlich, aber säll ischt graad gliich…)

In diesem Sinne

MM

ist natürlich Blödsinn.

Also nochmal:

Zu Euer beider Vergnügen (…)

(Ihr honts oinaweag varschdanda…)

Und wegen der Bedeutung:

Sollte dann wellaweag tatsächlich wörtlich bedeuten „in welcher Weise auch immer“? Dafür kommt mir das Mittelhochdeutsch am See eigentlich zu konkret vor.

M.