Hi
Ich fänds am allerbesten wenn überhaupt nicht "mit"geklatscht
würde… es ist eine grauenhafte angewohnheit alles und jedes zu Bierzeltschunkelei zu degradieren.
Bäh SansGalle
Hallo,
ich glaube auch, daß es sehr mit den Hörgewohnheiten zu tun hat. Z.b. sind ja Kinder in Ländern, in denen komplexe Rhythmen täglich zu hören sind (wie Cuba, Brasilien oder afrikanische Länder) schnell fit und können wildes Zeug klatschen.
Thomas
Hallo
Ich fänds am allerbesten wenn überhaupt nicht "mit"geklatscht
würde… es ist eine grauenhafte angewohnheit alles und jedes
zu Bierzeltschunkelei zu degradieren.
ganz deiner Meinung!!!
Mach bei Carmen im Chor mit, und das publikum hat sich doch tatsächlich erdreistet mitzuklatschen (grrrr…)
und das Beste war noch, dass die schneller geworden sind *grummel*
Mit echaufierten Grüssen
Basson_player
Hi Anna,
dazu habe ich neulich in einem kleinen Büchlein von Klaus Theweleit „Übertragung. Gegenübertragung. Dritter Körper.“ etwas gelesen, das ich ganz interessant fand. Ich zitiere mal, auch wenn es ein bißchen länger ist:
"Der Fötus nimmt aber nicht nur die Stimme der Mutter wahr, er hört auch ihre Körpergeräusche, Darm, Pulsschlag, ihren Atemrhythmus, ihre Körperbewegung, die Rhythmik ihres Ganges. Die Mutterleibsgeräusche erreichen bis 84 Dezibel, das entspricht städtischem Straßenlärm. Ohne solche Gewöhnung würdes das Baby nach der Geburt vermutlich an unerträglicher Lärmzufuhr sterben. Puls, Atem und Gang sind aber nicht nur körperliche Abläufe, sie finden sich parallel in den Abläufen von Musik. Das Ungeborene ‚versteht‘ Musik, weil sie die Physiologie des Mutterkörpers nachbildet. Weil sein eigenes Pulsieren mit dem Pulsieren des Körpers, der ihn umfängt, entsteht. Dem Herzrhythmus entspricht in der Musik das Metrum, ‚der Beat‘; dem Atemrhythmus die Phrasierung und die Modulierung der Stücke. Während im Melodieverlauf und den Abläufen der Harmonik der ständige körperliche Wechselvorgang von Spannung Entspannung wiederholt, bearbeitet, verändert, ‚verschoben‘ wird.
Der Reiz der rhythmischen Verschiebungen, der Synkopierungen, besteht damit u.a. darin, vom ‚Mutter_beat_‘ abzuweichen, eigene Wege entlang zu stolpern. Jede Abweichung, jede Verzögerung des erwarteten Lustgefühls, ist ein Stück Körpererweiterung und später Welterweiterung, Erprobung eines neuen Terrains. Marschmusik (wie alle Musik, die den Viertelbeat mit Betonung auf eins und drei durchzieht) wäre von daher ‚kontraphobisch‘; eine Selbstversicherung, nicht vom Herzschlag des Trägertiers verlassen zu sein. Körper, die auf marsch- oder die entsprechend gebaute Schlagermusik abfahren, haben sehr wahrscheinlich ein Fötalstadium in Angst hinter sich. Sie erleben den Simpel_beat_ nun als ‚Versicherung‘ gegen diese, blühen also auf, fühlen sich angstfrei und ‚legen los‘ (Vorsicht geboten)." (S. 8f)
Zum letzten Satz noch die Anmerkung von der selben Seite:
„Bezeichnend die Angewohnheit deutschen Konzertpublikums, beim Mitklatschen immer die Eins und Drei zu betonen, wo jedes Pop-Publikum auf der Welt, angemessen amerikanisiert, auf Zwei und Vier mitklatscht. Backbeat. Afterbeat. ‚It’s got a back beat, you can’t lose it.‘(Chuck Berry zur Rockmusik). Deutsches Publikum ‚findet‘ diesen Beat gar nicht erst.“
Schöne Grüße
Burkhard