Diesen Schluss aus der Studie zu ziehen, ist grundfalsch. Leute mit höherem Bildungsabschluss haben deutlich weniger berufliche Konkurrenz durch Migranten. Die Zuwanderung gefährdet daher das Einkommen eines Lehrers sicherlich weniger als das einer Putzfrau. Denn der Job des erstgenannten wird nicht so leicht durch einen Migranten ersetzt werden können, bei der Putzfrau dagegen geht das ganz schnell, zumal der Aspekt der Schwarzarbeit eine Rolle spielt. Zudem wohnen Leute mit niedrigerem Einkommen oftmals in Vierteln, in denen sich die Probleme durch Migranten viel deutlicher bemerkbar machen als in den Einfamilienhausgegenden der Reichen.
Wenn die Studie also aus der Bejahung von Fragen wie „Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken“ oder „Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet“ als Maßstab für eine rechtsextremistische Einstellung macht, dann ist das eine Verzerrung der Realitäten. Die Gefahren durch Überfremdung sind im Übrigen sowohl theoretisch (exemplarisch: Collier) als auch empirisch (exemplarisch: Belgien, Frankreich) belegt. Ebenso ist es wirtschaftspolitisch durchaus sinnvoll, in Zeiten knapper Arbeitsplätze auf Remigration zu setzen, denn warum soll man die Sicherungssysteme des eigenen Landes statt des Herkunftslandes belasten?
Somit bleibt eher die Schlussfolgerung, dass unter gewissen Schichten wohl eher verstärkte Naivität herrscht. Mich erinnert das an einen französischen Film aus den siebziger oder achtziger Jahren. Ein Arbeitsloser wird per Zufall bei einer reichen Familie zum Essen eingeladen. Er sagt ohne Aufhebens, er sei Rassist, denn die vielen Ausländer nähmen den Einheimischen die Arbeitsplätze weg. Die Madame antwortet, das solle er so doch nicht sehen, das wäre doch nicht gut, so zu denken, während sie gleichzeitig die (natürlich ausländische) Hausangestellte herumscheucht und wegen jeder Kleinigkeit zur Schnecke macht.