Deutsche Synchronstimmen klingen nicht so typisch

Wenn deutsche Synchronsprecherinnen bzw. deutsche Synchronsprecher Charaktere von auswärtigen Filmen ihre Stimme leihen, dann fällt mir auf, dass der typisch deutsche Akzent nicht so zur Geltung kommt, wie man es eigentlich gewöhnt ist. Redet man bei der Berufsausübung wirklich anders als sonst, oder ist das nur ein subjektives Empfinden, weil die synchronisierten Figuren eben keine Deutsche sind ?

Was ist denn für Dich der „typische deutsche Akzent“ an der deutschen Sprache?

1 Like

Moin,

Du verwirrst mich jetzt: Einen Akzent hat doch nur der Sprecher, der nicht in seiner Muttersprache (müsste man das gendern?) spricht. Meinst Du deutsche Sprecher, die zB englisch sprechen, ohne dass man einen Akzent hört? Das wäre doch ideal.

Gruß
Ralf

Servus,

meinst Du damit, dass Du bei jedem Deutschen im Alltag mehr oder weniger ausgeprägte Spuren des Dialekts hörst, mit dem er aufgewachsen ist, während Du das bei professionellen Sprechern insbesondere bei Theater und Film nicht hörst?

Das kommt daher, dass diese annähernd oder vollständig Bühnendeutsch reden, eine einheitliche Aussprache des Standdarddeutschen, die sich im Lauf des 19. Jahrhunderts herausgebildet hat, als das Ideologem der einheitlichen Deutschen Nation erfunden und entwickelt wurde.

Schöne Grüße

MM

Dazu muss man wissen, das ich in Österreich heimisch bin und da empfindet man Deutsche wohl anders wenn sie sprechen, als die Leute in Deutschland selbst. Und die deutschen Synchronstimmen unterscheiden sich so ziemlich vom Klang wie man es von deutschen Touristen gewöhnt ist.

Ich hätte jetzt gesagt, dass eher die Österreicher einen typischen Akzent haben. Bei einem Dozenten von mir hörte man das Wienerische sehr gut, obwohl er „Hochdeutsch“ sprach. :smiley:

1 Like

Du musst bedenken, dass die deutschen Touristen mit einer dialektischen Färbung sprechen, die Synchronisation ist in reinem Hochdeutsch.
Es wäre für mich verwunderlich, wenn der Indianerhäuptling im Film „berlinern“ würde.

2 Like

„Jetzt pass ma uff, Kleena! Wenn de Dir nich gleich vapfeifts, grab ich dit Kriegsbeil aus und mach Dir Beene, Du Pfeife!“

Häuptling der Sioux am Vorabend der Schlacht vom Little Bighorn.

Ich konnte nicht anders. :wink:

8 Like

Oder Columbo hätte auf bayrisch gesagt, a Frog hob i no, :blush: Scherz beiseite. Vermute ein anderer Grund ist der, das die Stimmen der synchronisierten Charaktere naturgemäß nicht von denen direkt kommen, sondern aus einer anderen Richtung. Schätzte auch, das ein Zeichentrickfilm, selbst wenn man ihn in der Sprache des Ursprunglandes sieht, anders klingt als ein Spielfilm bzw. eine Serie in Originalsprache.

Bist Du denn von deutschen Touristen eher den Klang von Oberbayern, von Unterfranken, von Vogtländern, von Mecklenburgern, von Niedersachsen oder von Rheinländern gewohnt? Oder vielleicht den von Vorderösterreichern aka Oberschwaben?

Schöne Grüße

MM

Zumindest ist das der Normalfall. Es gibt aber Ausnahmen. Die Piraten im Jackie Chan-Film Superfighter haben in der deutschen Synchronisation beispielsweise einen breiten norddeutschen Dialekt.

So besser?
https://youtu.be/wvym4rS1oBk

(Klassiker)
Scnr, K.

Servus,

wobei von Österreich aus gehört Innsbruck, Klagenfurt, Graz, Zwettl und natürlich Attnang-Puchheim sehr verschieden klingen. Ganz abgesehen von Egg und Bezau (Bregenz und Dornbirn lasse ich weg, weil dort das Gsibergische durch Zoll-, Bahn- und Postbeamte von transmontaner Herkunft ziemlich geglättet worden ist), wo man den Dialekt bzw. die daraus abgeleitete lokale Färbung als Reichsdeutscher unter Umständen gar nicht in Österreich verorten würde.

Daher hätte es mich schon interessiert, welche Färbung der Aussprache @Schutz0512 als generell Piefkinesisch oder Reichsdeutsch empfindet, obwohl es innerhalb Deutschlands mindestens so viele unterschiedliche Färbungen gibt wie in Kakanien. Schade, dass er dazu nichts mehr weiter verrät, obwohl das ein sehr interessanter Aspekt seiner Frage gewesen wäre.

Der Wiener Stadtdialekt, der sich wie in vielen Städten von dem des Umlands unterscheidet, wird wohl von Deutschland aus leicht als „allgemein österreichisch“ empfunden, weil 1,9 von 9 Mio Sprechern halt doch einen recht bedeutenden Anteil ausmachen - selbst wenn man berücksichtigt, dass in Wien selber der Anteil von Tschuschn und Krawotn höher ist als in Linz oder in Attnang-Puchheim.

Schöne Grüße

MM

Dazu muss man sagen, das die Dialekte in Vorarlberg aus dem alemannischen entstanden sind, während die aus dem restlichen Österreich bajuwarischen Ursprung sind. Ausnahme ist da der westlichste Teil Nordtirols wo es da schon eine alemannische Färbung gibt.

In Deutschland werden , selbst in Bayern, die Selbstlaute, mehr betont als in Österreich, so hab ich das gemeint. Und in den deutschen Synchronstimmen hört man in der Regel so gut wie nichts davon, da ist die Aussprache, wie soll ich sagen, weicher.

Servus,

das verstehe ich jetzt nicht - was bedeutet betont in diesem Zusammenhang? Die Betonung mehrsilbiger Wörter liegt immer nur auf einem Vokal, dem der betonten Silbe.

Meinst Du die deutlicher akzentuierten Unterschiede zwischen Vokalen wie a und o, e und ä?

Das wundert mich jetzt ein bisschen, weil bestimmte Färbungen der Vokale selbst bei sonst sehr gut gelerntem und eingeübtem Bühnendeutsch sehr häufig aus dem Dialekt erhalten bleiben, daher kaum als einheitlich deutsch bezeichnet werden können - selbst bei professionellen Radiosprechern hört man hie und da noch ein schwäbisches, ein fränkisches, ein bayrisches oder ein Braunschweiger a, auch wenn sonst alles ganz normgetreu ausgesprochen wird.

Bonus track: Im Südschwäbischen wird das e konfessionell unterschiedlich ausgesprochen. Die katholische Aussprache „Der Lehrer selig gäht und stäht“ heißt auf Evangelisch „Der Lährer sälig geht und steht“.

Schöne Grüße

MM

Hi

Es geht ums Geld …

Ich bin auch immer wieder amüsiert, wenn ich Österreicher, die ich aus dem Internet kenne und die dort definitiv akzentfreies Deutsch schreiben, in real life reden höre :grin:

Und ich stelle mir nicht die Frage, woher das kommt, weil es völlig klar ist :woman_shrugging:

Die Filme werden für den deutschen Sprachraum (Deutschland/Österreich/Schweiz) nachvertont - da sollten dann möglichst viele verstehen, worum es in dem Film geht.

Würden Filme auf Schwäbisch, Badisch, Bairisch oder Sächsisch nachvertont, würde ein Großteil der in nördlichen Bundesländern aufgewachsenen Deutschsprachigen fast nichts davon verstehen - und umgekehrt bei Nachvertonung mit den verschiedenen plattdeutschen Dialekten

Deswegen ist das Textbuch in Schriftdeutsch verfasst.

Die Synchronsprecher haben das Textbuch vor sich … und das ist genau aus dem o.g. Grund nicht im Dialekt geschrieben - die Filme könnte man sonst nicht großflächig verkaufen :woman_shrugging:

Gruß h

Und der Gärtnerschlumpf spricht sächsisch!

  • hmm: Synchron geht viel, es muss halt bloß einigermaßen zu den Bewegungen der Lippen passen:

In diesem Sinne

MM

Mel Brooks als Chief?