Weihnachtsbrauch: Gurke am Christbaum
Hallo Tara
Ich kann mich Kreszenz Meinung mittlerweile nur anschliessen, obwohl ich als Schweizerin mit deutschen Gebräuchen nicht sonderlich vertraut bin. Als Freizeitbiologin habe ich mich erst an etwas erinnert, das mich zuerst glauben liess, dass der Brauch ev. doch deutschen Ursprungs sein könnte.
Vor einiger Zeit schrieb ich einen Artikel über Gurken (
) und Kürbisse. Von daher wusste ich, dass es nicht bekannt ist, wann die Gurke in Europa eingeführt wurde. Man weiss jedoch, dass sie frühestens Ende des 16. Jahrhunderts in Deutschland Verbreitung fand. Es gibt eine Region in Deutschland, die für ihre Gurken besonders berühmt ist: der Spreewald. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie dort grossflächig angebaut, und bescherten der Region grossen Reichtum. Die Spreewaldgurke ist noch heute ein Begriff. Seit mehr als 100 Jahren bekannt für Ihre Gurken sind Lübbenau, Liegnitz und Calbe. Daher dachte ich, dass der Brauch, wenn überhaupt, dann am ehesten in der Region Thüringen/Sachsen/Spreewald zu suchen ist.
Diese Theorie hätte auch die Tatsache unterstützt, dass die traditionsreichste Glasbläserei ebenfalls in Thüringen (nähmlich in Lauscha) ansässig ist. Bereits seit 1597 ist das kleine thüringer Dorf für seine Glasbläserei bekannt. 1847 wurden dann die ersten Früchte und Nüsse aus Glas (später auch Gurken) hergestellt, aus denen sich bald die Weihnachtsbaumkugeln entwickelten.
http://german.about.com/gi/dynamic/offsite.htm?site=…
Wenn also in Deutschland jemand etwas über diesen Brauch hätte wissen müssen, dann wohl am ehesten jemand aus dieser Gegend. Ist aber nicht der Fall.
Im Internet bin ich nun aber auf einen sehr ausführlichen Artikel zu diesem Thema gestossen (in englisch), der den „sogenannten Brauch“ als Mythos entlarvt:
http://german.about.com/library/blger…
Diesem Artikel zufolge gibt es zwei mögliche Erklärungen für diesen Pseudobrauch:
- Die Lauschaner suchten eine Möglichkeit ihr Glasgemüse für den Überseemarkt attraktiv zu machen, indem sie den Amis weiss machen wollten, es sei eine Tradition, eine Gurke in den Baum zu hängen.
oder…
- Folgende kleine Legende:
Es geht um einen Deutschen, der 1842 in Bavaria geboren wurde und später nach Amerika auswanderte: John Lower (Hans Lauer?). Eine Nachfahre dieses John Lower notierte eine Geschichte, bei der es um eine Gurke ging:
“John Lower wurde während des Krieges gefangen genommen und in Andersonville, Georgia inhaftiert. …Aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustandes und der Tatsache das er hungerte, bat er den Wärter darum, ihm vor seinem Tod noch eine Gurke zu besorgen. Der Wärter hatte Mitleid mit John und brachte ihm eine Gurke. Die Familienlegende besagt, dass John später erzählte, dass diese Gurke ihm die Kraft gegeben habe zu überleben. Wieder mit seiner Familie vereint, begann er eine Gurke im Christbaum zu verstecken. Der Person, die die Gurke am Weihnachtsmorgen fand, sollte dann das Glück während des kommenden Jahres beschieden sein."
Was auch immer man nun glauben will, es ist wohl erwiesen, dass die Gurke am Tannenbaum (mittlerweile kann man sie in vielen Glasbläsereien Deutschlands erwerben) nicht wirklich eine althergebrachte Tradition ist.
http://www.weihnachtsdorf.de/unterverz19/767480.htm
http://shop.wohlfahrt.com/world/Katalogbilder/767480…
Gruss
Silvia