Deutschenhass bei MdB-Kandidatin

Hallo,

In der nichtöffentlichen Face­book-Gruppe „Deutsch mich nicht voll“ hatte die 24-Jährige um „antideutsche Filmempfehlungen“ gebeten, und zwar um „grundsätzlich alles wo Deutsche sterben“ (sic) – gefolgt von einem Herz-Emoji.

In diesem Zuge nahm die Jungpolitikerin auch zu ihrem Posting Stellung und entschuldigte sich: „Meine Konsequenz aus meinem Verhalten ist die, dass ich mir eingestehe einen Fehler gemacht zu haben und mich aus dem Wahlkampf zurückziehe.“ Zwar sei es „eine dumme, unbedachte Aktion“ gewesen“, doch ihrer Meinung nach sei „die Überspitzung anhand der Wortwahl (…) deutlich geworden.“ Unabhängig davon akzeptiere sie, „dass die Lesart bei vielen Menschen eine andere ist und nicht jeder diese Überspitzung verstanden hat.“ Und sie erklärt weiter: „Die Reaktionen der AfD und ihrer Sympathisant*innen zeigen aber das Kernproblem: Der Rechtsruck schreitet voran. Mehr denn je stehe ich hinter dem Slogan meiner Partei: „Entschieden gegen rechte Hetze!“

„Bei dem Posting der Genossin handelt es sich um eine seltene Geschmacklosigkeit“, sagte auch Hendrik Thalheim, der Linken-Sprecher in Berlin. Die Kandidatur der Politikerin sei seiner Einschätzung nach ohnehin eher formaler Natur, da Die Linke in Hamburg das nötige Quorum, das für einen Einzug der Fünftplatzierten in den Bundestag nötig wäre, voraussichtlich nicht erreichen werde.

Wird nun auch ein Parteiausschlussverfahren angestrengt werden? Oder bleibt es bei der lahmen Mißbilligung?

Gruß
vdmaster

Wer soll das wissen ob es ein Ausschlußverfahren gibt? Das wird die Zeit zeigen, dringend angebracht wäre es auf jeden Fall.
Aber da gäbe es ja noch mehrere die dem hätten unterzogen werden müssen und nichts ist passiert. Ich denke da an Joschka Fischer und Co. ramses90

Ach Gott… deutlich bedeutendere Politiker verursachen deutlich mehr Schaden und werden mit allen Ehren in den Ruhestand versetzt, ohne aus irgendeiner Partei ausgeschlossen zu werden.
Oder um es mit dem alten Politiker Witz zu sagen:
Was haben Politiker und Astronauten gemeinsam?
Wenn sie unten sind, und machen einen Fehler, kommen sie nie nach oben.
Wenn sie aber oben sind…

Gruß,

Kannitverstan

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Hallo!

Würden alle Parteien gegen Mitglieder, die dummes Zeug von sich gaben, Ausschlussverfahren anstrengen, würden die Mitgliederzahlen ins Marginale und bei den Jugendorganisationen auf Null fallen. Hindert natürlich die politischen Konkurrenten nicht, jeden Einzelfall an die größtmögliche mediale Glocke zu hängen. Ist ja auch einfacher, als mit politischen Zielen punkten zu wollen.

Erfreut kann man feststellen, dass es unter ausnahmslos allen Parteien wenigstens einen Konsens gibt: Greife zu jeder Schippe Dreck, so bedeutungslos sie auch sein mag. Immerhin gibt’s Leute, die darauf anspringen.

Gruß
Wolfgang

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Ich nehme an, dass hier kurz vor der Wahl empörte Geschäftigkeit vorgetäuscht wird und die Dame in spätestens 6 Monaten wieder irgendeine Funktion ausübt. Diese Denke ist bei Linken nun wirklich kein Einzelfall.

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Bei der AfD wäre die Dame schon längst ausgeschlossen worden :laughing: .

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Sie hatte die Eier, sich aus dem Wahlkampf zurückzuziehen.
Das ist wesentlich mehr, als sich Andere aus dem extremen Gegenüber jemals eingestehen würden - denen ist dann die Maus ausgerutscht oder sie wurden ja nur (zum siebenundfünfzigsten mal) falsch interpretiert …

Warum soll man einen so jungen Menschen, der offenbar fähig ist, aus Fehlern zu lernen, ausschließen?

VG
Guido

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Hallo,

was muss denn in einem Menschen vorgehen, der so etwas äußert?

Den Begriff „Geschmacklosigkeit“ in diesem Zusammenhang, finde ich, grotesk verharmlosend.

Am rechten wie linken Rand wird von „Abschaum“ bis „Zores“ der gesamte Bodensatz der Gesellschaft ins Rennen geworfen.

Nur schaffen es die Wenigsten auf einen Listenplatz bei der Bundestagswahl.

Sonst treten sie eher bei Merkelauftritten als Schreihälse in Aktion. Das hilft den demokratischen Parteien in der Mitte ungemein. Wie zuletzt in Finsterwalde (a darker shade of black), Dunkeldeutschland.

Von daher gesehen soll sie ruhig in der Partei bleiben, denn da gehört sie hin. So wie die „Seele der AfD“ in diese Partei.

Ich freue mich nach wie vor auf die Wahl und werde auch einen Tipp zum Ausgang abgeben, damit ich mich auch mal blamiere.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

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Bestimmt wird der Linkspartei jetzt in Nürnberg keine Halle mehr vermietet!

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Hallo Hans-Jürgen!

Keine Frage, es handelte sich um dumme Äußerungen.

Aber hier reagierst Du mit ähnlicher Entgleisung:

In allen Parteien gibt es wenig appetitliche Ausreißer und in allen Parteien gibt es die unauffällige Mitte, die sich an nichts reiben, an denen sich keiner reibt, bei denen es nicht weiter auffällt, wenn sie einen Parlamentssitz wärmen oder einfach zu Hause bleiben.

Auch die Parteien außerhalb der gewohnten Beliebigkeit, der unauffälligen Stromlinienförmigkeit und der irgendwann von irgendwem ausgerufenen Staatsräson für vermeintlich unveränderliche Sachverhalte Mitte gehören zum demokratischen Spektrum. Das sind keine Schmuddelkinder, vielmehr die Chancen auf Veränderungen, die wir auf etlichen Gebieten brauchen.

Gruß
Wolfgang

Du meinst sicher, dass man ihr keine mehr Wahl ließ.

Um mit einem Filmzitat zu antworten:
Man hat immer eine Wahl!

Ernsthaft:
Letztendlich wurden die Konsequenzen gezogen.

Gruß
Guido

Ja, genau, „auch mal“.

In dem Alter nichts besonderes. Wenn ich bedenke, wo ich in dem Alter meine Kreuze auf dem Wahlzettel gemacht hab, nämlich bei der S… nein, ich schäme mich zu sehr dafür, ich kann es nicht schreiben.

Wenn ich in einem Land leben müsste, in dem es geächtet ist, auf die Straße zu gehen und gegen die Obrigkeit Protest zu äußern, dann würde ich dort vielleicht Heiko Maas und Claudia Roth fröhlich pfeifend durch die Straßen laufen sehen, mich aber nicht wohl fühlen. Warum sähest du das als erstrebenswert an?

Nur mal nebenbei: Welche anderen „antideutschen Filme“ im allgemeinen, und „Filme, wo [gezielt] Deutsche sterben“ (sic!) im speziellen gibts denn eigentlich außer solche mit Nazi-Bezug?

Ich meine, es wird ja keiner ernsthaft glauben, sie stünde z.B. auf Tsunami-Dokufilme (in denen Deutsche sterben) oder Tatort-Folgen (in denen regelmäßig Deutsche sterben).

Gruß
F.

Ich würde nicht davon ausgehen, dass ihr Anliegen sich auf kommerzielle Massenware bezieht. Von daher wird es schwierig sein, eine Liste zu erstellen.

Gruß
vdmaster

Ach Wolfgang,

man denke nur an das Beispiel der Weimarer Republik! Da sind bekanntlich die Chancen auf Veränderung voll genutzt worden.

Weder Rechts- noch Linksradikale haben im Bundestag was verloren.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo Hans-Jürgen!

Wir haben keine Zustände wie zu Zeiten der Weimarer Republik. Damals gab es nicht einmal Konsens, ob das Gemeinwesen überhaupt demokratisch verfasst sein sollte. Wahlen gingen mit Straßenschlachten und vielen Toten einher. Einschließlich des mit beträchtlichen Machtbefugnissen ausgestatteten Reichspräsidenten (Paul v. Hindenburg) waren Ämter mit allen möglichen Figuren besetzt, die mit Demokratie wenig anfangen konnten und wollten. Das Parlament genoss kein besonderes Ansehen, hatte letztlich nur wenig zu melden, konnte jederzeit vom Reichspräsidenten aufgelöst werden. Monarchisten, Militaristen, Schlägertrupps, Privatarmeen und gewaltsam nach einer Räterepublik nach Sowjetmuster strebende Leute bestimmten das Bild, dazu so gar nicht zum Mythos der Goldenen Zwanziger passende Massenarmut. Das war der Nährboden für Extremismus jeder Art, so lange die Akteure versprachen, alles über den Haufen zu werfen.

Die ersten Parlamente der Bundesrepublik bestanden noch aus den gleichen Leuten (welche auch sonst…) wie zuvor in der Weimarer Republik und im Dritten Reich - Monarchisten, Nazis, Militärs, ein Haufen schräger Vögel ohne demokratische Traditionen, natürlich auch einige vernünftige Leute, die es auch schon vorher gab. Bis heute existieren in D demokratie- und verfassungsfeindliche Strömungen. Darunter auch Leute, die glauben, ihren Zielen mit Gewalt näher zu kommen, die dem politischen Diskurs mit Meinungsbildung und Kompromissen nicht zugänglich sind. Bei einigen Gruppen gibt es Ursachen für das Abgleiten. Wird Zeit, die Ursachen zu benennen und abzustellen, denn die von der Politik weitgehend ignorierten Gruppen werden größer. Mit kleinen Gruppen Verirrter werden wir aber leben müssen wie mit gelegentlich auf dem Bürgersteig liegender Hundekacke.

Keine der zur Wahl stehenden Parteien mit realistischer Chance, die 5%-Hürde zu überspringen, gehört ins verfassungsfeindliche Spektrum. Daran ändern auch vereinzelte Spinner oder verbale Entgleisungen im Wahlkampfgetöse nichts.

Sehe ich auch so. Aber im aktuellen und vorhersehbar auch im nächsten Bundestag werden nur auf dem Boden der Verfassung stehende Leute anzutreffen sein. Von Gewohntem und von der Regierungslinie abweichende Meinungen sind kein Indiz für Extremismus oder Verfassungsfeindlichkeit.

Gruß
Wolfgang

Das halte ich für etwas zu positiv ausgedrückt. Es werden an den Rändern einige Personen sein, die offiziell auf dem Boden der Verfassung stehen, aber damit hadern und zarte pol. Bande zu innerdeutschten, außerparlamentarischen Akteuren pflegen, die diesen Boden schlichtweg ablehnen. Das gilt für beide Seiten.

Unter (derzeit) 630 Menschen wird man quer durch alle Parteien ehemalige und zukünftige verurteilte Straftäter, nie erwischte korrupte Figuren, Lügner, Betrüger, Ignoranten und (natürlich nur zu Studienzwecken) mit Verfassungsgegnern, Waffenschiebern und mit beliebigen menschlichen Abgründen in Verbindung stehende Leute finden.

Menschen mit Langzeitgedächtnis werden sich an Vorfälle erinnern, wo deutsche Spitzenpolitiker gute Geschäfte mit ziemlich ekligen Regimes einfädelten und um die Stimmung bei einem Fußballspiel der Nationalmannschaft nicht zu verderben, eine deutsche Staatsbürgerin umbringen ließen, statt zu intervenieren. Darauf angesprochen, verweigerten u. a. Regierungschef und Außenminister über Jahrzehnte bis zu ihrem Tod jede Stellungnahme. Auch wer sich noch an Uwe Barschel erinnert, wird Dubioses nicht nur an den politischen Rändern vermuten.

Gruß
Wolfgang

Eh.
Das war ja mehr oder minder eine rhetorische Frage.
Unrhetorisch gefragt: glaubst du, ihr ginge es filmisch ums „Deutsche sterben sehen“ außerhalb des Nazi-Kontextes?

Gruß
F.