Hallo Hans,
kann man es auch so formulieren: Unsere christliche Erziehung
läßt ein gleichberechtigtes Nebeneinander anderer Kulturen
noch nicht zu?
Finde ich nicht. Ich glaube eher, dass gerade wir Deutschen aufgrund unserer Geschichte seit dem 2. Weltkrieg und einer sehr ausgeprägten Multi-Kulti-Phase in den letzten 20, 30 Jahren recht offen gegenüber anderen Kulturen sind. Mir fallen auf Anhieb nur wenige Länder ein, die anderen Kulturen gegenüber so aufgeschlossen sind wie wir.
Was man aber nicht erzwingen kann ist, dass Menschen - ganz unabhängig von ihrer Nationalität - Fremdes erstmal argwöhnisch beäugen. Das ist keine Spezialität ihrgendeiner Nation, sondern in uns Menschen veranlagt und weltweit überall muss man sich an Gepflogenheiten und lokale Gesetze halten.
Die Crux in Deutschland ist, dass man dieses über Jahrzehnte nicht ausreichend eingefordert hat. Es geht dabei weniger um kulturelle Gleichschaltung, sondern darum, dass auch hier Werte zu beachten sind: Achtung des Grundgesetzes und generell unserer Gesetze, Gleichberechtigung von Mann und Frau usw.
Da hapert es manchmal und das wurde lange Zeit nicht angesprochen weil jedem, der das kritisch kommentierte, bald den Ruf des Rechtsradikalen anhaftete.
Weshalb müssen Zuwanderer unbedingt integriert sein, weshalb
ist ein tolerantes Nebeneinander nicht möglich?Dass
Parallelgesellschaften ein Hort von Verbrechern sind - ist das
nicht ein grandiose Übertreibung die aus altem
nationalistischem Denken herrührt?
Ich sehe hier eine Bringschuld der Zuwanderer: niemand will ihre Kultur ausmerzen, niemand möchte ihnen Sauerkraut, Weißwurst und Bier andienen, aber im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens der Kulturen und der Menschen im Land muss es einen gesetzlichen und kulturellen Grundkonsens geben.
Dazu gehören Respekt und Beachtung der hier geltenden Gesetze und Werte. Wenn in manchen Parallelgesellschaften z. B. die Achtung der Frau nicht gleichberechtigt ist, können wir das nicht einfach akzeptieren. Oder wenn bestimmte Gesetze umgangen werden (Beispiel: arabische Mädchen gehen nicht zum Sport- und Schwimmunterricht, werden teilweise nicht in den Biologieunterricht gelassen) können wir das nicht einfach akzeptieren. In Deutschland gibt es eine allgemeine Schulpflicht und Gleichberechtigung, hier gilt das Grundgesetz und unsere Rechtssprechung. Wer das nicht akzeptieren möchte muss es nicht, dann kann er sich aber nicht hier niederlassen.
Du kannst dich nirgendwo auf der Welt einfach ansiedeln und dann aber die geltenden Regeln nicht beachten.
In dieser Hinsicht besteht eine Bringschuld von Zuwanderern und es ist nicht die Aufgabe der Einheimischen, ihre Regeln an die Zugezogenen anzupassen.
Verschiedene Untersuchungen zeigen immer wieder: In den
Unterschichten potenziert sich Gewalt deshalb weil die
Perspektive fehlt.
Welche konkreten Perspektiven könnte man Mittelschülern und
deren Eltern denn bieten?
Es ist sicher richtig, dass man es in Deutschland inzwischen nicht mehr einfach hat seinen sozialen Status zu verändern. Untersuchungen zeigen klar, dass die soziale Durchlässigkeit geringer wurde, insbesondere wenn es um Aufstig in besere gesellschaftliche Schichten geht. Das betrifft aber nicht nur Ausländer, sondern auch Deutsche aus unteren sozialen Verhältnissen.
Dass wir als Staat für eine bessere soziale Durchlässigkeit sorgen müssen, ist generell richtig.
Zugleich gilt aber auch, dass die Betroffenen ab einem gewissen Punkt selber daran arbeiten müssen. Man kann die Menschen nicht ohne eigenes Zutun hochhieven - und da sind wir wieder beim Punkt Eigeninitiative und Bringschuld.
Sicherlich hat es ein Mensch mit Migrationshintergrund noch ein wenig schwerer als ein deutscher Unterschichtler, beispielsweise weil das Sprachproblem dazu kommt. Dieses kann man der deutschen Gesellschaft aber nicht vorwerfen, das ist ein Problem eines jeden Zuwanderers, der sich irgendwo in der Welt in einem fremden Land niederlässt.
Wenn wir auch gegen Zuwanderung innerhalb Europas sind: Ist
das Projekt, Vereinigte Staaten von Europa nun gescheitert?
Denke ich nicht. Aber die EU kann auch nicht das Auffangbecken für alle werden, die aus wirtschaftlich schwächeren Gegenden kommen. Menschlich verstehe ich zwar die Landflucht, z. B. aus Teilen Afrikas mit teils sehr hoher Perspektivlosigkeit. Das kann die EU aber auch nicht verändern indem sie unbegrenzt Flüchtlinge aufnimmt.
Gruß,
MecFleih