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Aus „Die Germanen“ von Felix Dahn :
Der Name, mit welchem andere Völker zuerst alle Zweige unseres Volkes zusammenfaßten, war ein keltischer : „Germani“. Diese Bezeichnung ist unentbehrlich, um sowohl Skandinavier als auch die nach England übergewanderten Angelsachsen als die sämtlichen Goten, dann die Langobarden, Burgunder, endlich die Franken und die anderen späteren „Deutschen“ links und rechts des Rheins zusammenzuschließen.
Die vielbestrittene Stelle des Tacitus (Germania Kap. 4) hat, von zweifeligen Nebenfragen abgesehen, offenbar folgenden Sinn : "das Wort Germani ist ein erst in neuerer Zeit aufgekommenes : die erste (germanische) Völkerschaft, welche über den Rhein drang und Gallier vertrieb, die Tungern, wurde von den Galliern „Germani“ genannt. Die Tungern erklärten nun den besiegten Galliern :
„Die anderen Barbaren auf dem rechten Rheinufer gehören alle zu uns, sind also, wenn wir so heißen sollen, auch „Germanen“ und so ließen sich denn bald auch die anderen mit diesem einmal vorgefundenen Namen bezeichnen, der also ursprünglich nur eine Völkerschaft, jetzt aber das ganze Volk bezeichnet“.
Man sieht, bei dieser Erklärung ist der ursprüngliche Sinn des Wortes „Germanen“ in der keltischen Sprache ganz gleichgültig; jedenfalls wurden von den Kelten auch andere Völker, z.B. keltische selbst, Germani genannt, so z.B. die zweifellos keltischen Oretani in Spanien. Mit dieser häufigen Anwendung würde sich besser noch als die ältere Deutung : „Rufer im Streit“ die neuere : „Nachbarn“ zusammenreimen.
Das Wort „deutsch“ ist erst um die Wende des neunten und zehnten Jahrhunderts entstanden. Es ist zurückzuführen auf das althochdeutsche „thiod“, das „Volk“, zunächst in Beziehung auf die Volkssprache : Während nämlich die romanisierten Franken auf dem linken Rheinufer allmählich begannen, lateinisch (obzwar freilich nur Vulgärlatein, die Anfänge des späteren französisch) zu sprechen, d.h. die Sprache der Kirche und der Gelehrten, redeten die Franken und anderen Germanen auf dem rechten Rheinufer selbstverständlich die alte Sprache des Volkes : man nannte sie daher die Theotisc, d.h. volksmäßig Sprechenden. Erst spät hat falsche Gelehrsamkeit das Wort auf die lange verschollenen Teutonen zurückgeführt, deren Namen wohl freilich auch auf Thiod zurückgeht.