Deuxit anstelle Grexit

Hallo,

der Vorschlag von Ashoka Mody (Ex-IWF-Boss) vor etwa 10 Tagen für einen Deuxit hat durchaus eine positive Bilanz:

  1. Der EURO wird fallen, die in EURO rückzahlbaren Schulden diverser (aller restlichen) Mitglieder werden deutlich günstiger.
  2. Die DM (oder MM Merkelmark) wird vergleichsweise stark (und wichtig) am Markt sein.
  3. Der politisch zu vermeidende „Schuldenschnitt“ wird (vorerst) kein Thema mehr sein.
  4. Die BRD wird all das verkraften (s. PS.).
  5. Die Exportchancen der BRD werden wegen starker DM sinken, angesichts der bekannten Qualität der Produkte und Dienstleistungen jedoch in verträglichem Rahmen.
  6. Die Exportchancen der Schuldenländer werden steigen ==> Wachstumsmöglichkeit.
  7. Die Investitionsbereitschaft „Dritter“ in Länder mit Wachstum wird steigen.
  8. Es wird kein Ausverkauf Griechenlands notwendig sein, der einen vermögenslosen handlungsunfähigen Staat zur Folge haben wird.

Weshalb wird nach wie vor nur über die Billigvariante Grexit diskutiert, bei welcher alle neben wirtschaftlichen auch politische Schäden (intern und global betrachtet) davon tragen werden?

p

PS: Die BRD wird politisch den größten Nutzen haben, wenn sie sich vergangenheitsmäßig nicht wiederholt.

PPS: Die nächsten Mrd. Hilfspakete werden von Grabträgern überwiesen.

Für den Fall, daß nicht klar ist, was das bedeutet:
assistant director ist die erste Stufe nach Hiwi. Die Führungsebene besteht aus dem Managing Director, dem First Deputy Managing Director und den 24 Executive Directors. Darunter kommen dann Heerscharen von Directors und Assistand Directors.

Will sagen: Mody war eine von vielen Arbeitsbienen beim IWF und hat in der Funktion diverse Working Paper mitverfaßt. Irgendeine Führungsfunktion hatte der Mann aber nicht inne. Das bedeutet nicht zwangsläufig, daß er keine Ahnung von dem hat, was er sagt und schreibt, aber man tut sich und ihm keinen Gefallen damit, seine Thesen mit dem Zusatz „früherer IWF-Boss“ oder „former IMF bail-out chief in Europe“ zu dekorieren, um die Aussagen wichtiger erscheinen zu lassen. Das geht dann gerne mal nach hinten los.

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Du meinst vermutlich Director und nicht Direktor (s.u.). Außerdem betrifft die von Dir beschriebene Titelinvasion vor allem die Marktseite und kapitalmarktnahe Bereiche.

Die angelsächsischen Titel:
assistant director
director
executive director
managing director

Die deutschen Titel:
(Handlungs)Bevollmächtigter
Prokurist/Bankprokurist (letzterer in Kreditinstituten in der Rechtsform der Anstalt öffentlichen Rechts)
(stellvertretender) Abteilungs-/Filialdirektor (in Haupstellen Abteiltungsdirektoren, in Niederlassungen Filialdirektoren)
Bankdirektor/Direktor (in manchen Instituten wird auch zwischen diesen beiden Titeln unterschieden; Direktor ist dabei regelmäßig der höhere Titel)
Bereichsleiter
Bereichsvorstand
Generalbevollmächtigter (eher altmodischer Titel, für hohe Funktionsträger unmittelbar unter der Geschäftsleitung; heute häufig ersetzt durch Bereichsvorstand bzw. ergänzt durch Bereichsleiter)
Vorstand/Geschäftsführer/Mitglied der Geschäftsleitung

In vielen Instituten steigt man beide Leitern allmählich empor, wobei die deutschen Titel (zumindest HBV und Prokurist) oft „nur noch“ vergeben werden, weil man nun einmal dem HGB unterliegt, das nur diese beiden Vertretungsformen kennt.

Wie gesagt: assistant director ist die erste Stufe nach Hiwi. In der Regel gibt es den Titel sogar bevor man Handlungsbevollmächtigter ist, d.h. überhaupt eine Vertretungsbefugnis hat.

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Hallo,

M.E. wurde ein Pferd falsch aufgezäumt. Notwendigerweise hätte sich zuerst eine politische, stabile Union, mit deutlicher gesetzlicher Reduzierung von Souveränitäten und gemeinsamer Politik nach innen, insbesondere aber nach außen, bilden müssen. Es gibt sehr viele politische (und wirtschaftliche) Bündnissse/Pakte, die hervorragend funktionieren und gemeinsame Interessen nach außen vertreten. Ohne gemeinsame Währung. Dann kann man immer noch überlegen, inwieweit es sinnvoll ist, auch eine gemeinsame Währung einzuführen.

Die Griechenlandkrise und die Uneinigkeit zwischen den Staaten zeigen doch deutlich, dass eine „nur Währungsunion“ ohne politische Gemeinsamkeit äußerst anfällig ist. Wenn die Währung zerbricht, dann bleibt im Grunde genommen gar nichts mehr von Europa. Außer ein paar Richtlinien für die Krümmigkeit von Gurken und derlei.

Ich habe nie recht verstanden, weshalb eine gemeinsame Währung angesichts der gravierend unterschiedlichen wirtschaftlichen Leistungsvermögen der EURO-Staaten überhaupt sinnvoll ist.

p

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Guten Abend!

Die Gemeinschaftswährung ist als politisches Projekt Teil eines geeinten Europas. Wird das Projekt beschädigt, kann ich keinen Nutzen erkennen. Als erbsenzählende Krämerseele springt man zu kurz.

Gruß
Wolfgang

Wie kommst Du auf das schmale Brett? Der Mann war assistant director beim IWF.

Nach Karl Valentin also „kein direkter Direkte(o)r“
Udo Becker

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Hallo,

was genau wären die positiven Effekte für Deutschland? Ich kann da so gar nichts positives sehen, wenn Schuldenrückzahlungen Dritter (in Euro) an Wert verlieren.

Da Du Mody hier als Experten von Gewicht einführst, solltest Du auch darauf hinweisen, was die weitere Folge eines Deuxit wäre. http://www.irishexaminer.com/business/ashokamody-germany-should-leave-euro-343283.html

Similarly, were Germany to leave the common currency, a number of
European neighbours such as the Netherlands, Belgium, Austria, and
Finland could follow suit and establish a new currency bloc.

Ich mag mich irren, glaube aber, dass dies Mody´s Schlußfolgerung ist. Dann gäbe es einen stabilen Nord-Euro und einen abwertenden Süd-Euro. Anschliessend tritt D dem NEU bei und man hätte sich den Zwischenschritt des deutschen Euroaustritts sparen können. Alte Ideen in neuen Gewändern.

vdmaster

Hallo,

Vermutlich nicht, da ohne Zitatvermerke, also die Schlussfolgerung des Reporters.

Die Schlussfolgerung ergäbe Sinn, wenn neben Deutschland noch Frankreich austreten würde. Die beiden herrschen über 50% BIP der EURO-Zone. Und über alle anderen! Denn dann kommen schon „krisengeschüttelte“ Italien und Spanien, mit etwa 27%. Die restlichen 15 Staaten der Euro-Zone bringen etwa 23% der Euro-Zonen-Wirtschaftsleistung. Weshalb also sollten Niederlande/Belgien/Österreich/Finnland eine eigene gemeinsame Währung anstreben?

Auch die Schlussfolgerung, dass Portugal/italien einem Grexit folgen würden, sehe ich unbegründet.

Sehr sehr unwahrscheinlich. Weil es NEU nicht geben wird, und D alleine ausreichend stabil wäre. Währungstechnisch.

p

Außenpolitisch hatte ich im PS erwähnt. Innenpolitisch der Kompromiss anstelle Schuldenschnittoffenbarungseid. Wirtschaftlich: Welche konkrete Gefahr bestünde deiner Ansicht nach?

Und ich dachte schon hier wird noch mal die Reichsmark erwähnt…
Naja muss man sich wohl mit abfinden. :sob:

Wieso nicht? Schon mal was vom CFA-Franc BCEAO bzw. BEAC gehört? Du kannst ja nach Recherche mal aufaddieren, welche Wirtschaftsleistung die entsprechenden Länder zusammen haben. Es würde mich wundern, wenn die in Summe deutlich über Österreich alleine hinauskämen. Und doch: sie haben seit Jahrzehnten eine gemeinsame Währung.

Hallo,

Kann

  1. die Schlußfolgerung des Reporter sein.
  2. eine Schlußfolgerung Mody´s sein.

Leider bleibt es unklar, ob der Reporter hier zusammenfassend berichtet oder eigenständig interpretiert.

Frankreich hätte nur politisch in einem Nord-Euro etwas zu suchen. Aber rein gar nichts in einer auf Stabilität ausgerichteten Währungsunion, wenn man den Schuldenstand in Relation zum BIP - also die Konvergenzkriterien - auch nur ansatzweise ernst nimmt. Frankreich ist schon lange ein Verweigererstaat dieser Kriterien und bisher ebenso reformunwillig wie GR.

Der Einbruch des Exportüberschusses. Eine aufwertende D-Mark würde massive Exporteinbußen nach sich ziehen.

Gruß
vdmaster

Hallo

bringe mir mal ein Bsp. wo die Politik die Ökonomie in den letzten 4000 Jahren langfristig besiegt hat

Gruß
micki4

das ist aber seit ca. 2000 in deutschen (Groß)Banken nicht anders.
Auch dort hatte dann jeder, der mehr als 10 Wochen bei der Bank war, ein „Direktor“ auf der VK stehen. Nur wir Freelancer nicht,…, aber wir waren ja sowieso „Sachmittel“ (O-Ton eines „Assistant directors“ einer Münchener Großbank)

Also würde Deutschland die gleichen Probleme bekommen, wie die Schweizer?!
Oder funktioniert eine starke Währung dort tatsächlich?

h-o