Dialekt oder falsch?

Hallo Leute,

immer wieder stolpere ich über Ausdrücke wie:

„Darf sie ein Bonbon?“

„Wir dürfen kein Handy in der Schule.“ etc.

Meines Erachtens fehlt da doch das Verb (bekommen, benutzen o. ä.)! Handelt es sich bei dieser Form einfach um falsches oder schlechtes Deutsch, ist es Jugendsprache oder Bestandteil eines Dialektes?

Wer kennt sich da aus?

Gruß

Irene

Hallo, Irene,
meiner Ansicht nach ist es schlichte Sprachschlamperei. Hier wird einfach das Wort „haben“ bzw. „bekommen“ weggelassen, weil es sich aus dem Sinn des Restsatzes zu erschließen scheint, was es aber nicht eindeutig tut.
„Darf ich ein Stück Schokolade?“ ist kein vollständiger Satz. Es fehlt auf jeden Fall eine Bestimmung, was mit dem Objekt geschehen soll.
„Nehmen“, „kosten“, „probieren“, „abbrechen“, „schmelzen“ „wegwerfen“ - Ja was denn nun?
Besten Gruß
Eckard.

Hallo Irene!

Auch ich habe bei meinen Töchtern (7 & 9) diese Tendenz festgestellt, jedoch ihnen mitgeteilt, daß ich nur auf ganze Sätze antworte. Ich glaube, daß sie, während sie das Verbum unterlassen, darauf schon eine Antwort erwarten und im Zuge dessen das Verbum „verschlucken“.
Möglicherweise gibt es einen Dialekt (das wird uns der gute Fritz schon mitteilen, wahrscheinlich schmökert er schon in seiner Bibliothek), aber ich halte es einfach nur für falsches Deutsch, das auf der Unart beruht, daß sich das Gegenüber ohnehin denken könne, was gemeint ist.

Grüße

Gollum

Hach was bin ich froh, …(offtopic)
dass meine zwei Herren sich diese sprachliche Unart noch nicht angewoehnt haben. Zumindest was ihr Deutsch betrifft, haben sie nur meine Unarten und die meines Mannes, anderem Deutsch sind sie zu kurzfristig ausgesetzt, als dass es einen nachhaltigen Einfluss haben koennte. Dafuer haben sie entsprechende englische bzw. amerikanische Eigenheiten, die mir aber nicht so aufstossen, wohl weil es nicht meine Muttersprache ist. 3 Monate Aufenthalt in Deutschland vor einigen Jahren haben allerdings in ihren Wortschatz um einiges Neudeutsch bereichert – wieso lernen Kinder SChimpfwoerter etc. immer als erstes und am nachhaltigsten?

Gruesse, Elke

Hallo Irene,

das ist eine klassische Sprachfaulheit, die auch meine Jungs gerne an den Tag legen (ich sicher damals auch). In Rheinischen scheint so was halbwegs toleriert zu werden, aber es ist kein ‚Hochrheinisch‘

Gandalf

Kein Dialekt
Hi,

das ist kein Dialekt.
Ich habe sowas noch nie gehört (Baden Württemberg).
Wahrscheinlich ist es nur eine Marotte, die die Kinder von der Schule mitbringen.
Womöglich kommt es sogar aus einer Fernsehserie.
Gruss,

Hallo, Gollum, Irene und alle anderen auch!

Möglicherweise gibt es einen Dialekt (das wird uns der gute
Fritz schon mitteilen, wahrscheinlich schmökert er schon in
seiner Bibliothek),

Ohne meine Bibliothek zu konsultieren, die zu diesem Thema vermutlich nichts herzugeben hat, kann ich doch die allgemeine Meinung bestätigen, dass es sich bei den Sätzen:

Kann ich noch 'ne Kartoffel? Darf ich noch’n Stück Kuchen?

in der Tat um Sprachfaulheit, oder, um es schöner auszudrücken: um Sprachökonomie handelt. :wink:

Das benutzen wir auch an anderen Stellen, wo es nicht als „fehlerhaft“ eingeschätzt wird.

Kannst du Englisch? ergänze: sprechen, schreiben, lesen verstehen.

Willst du auch? ergänze: Körperflüssigkeiten mit mir austauschen.

Mir ist allerdings bei meinen diversen Reisen aufgefallen, dass diese Redeweise in Mitteldeutschland, genauer in Ostmitteldeutscheland, und hier speziell in Dresden sehr viel öfter gebraucht wird als im Süden von Deutschland.
Auch bei meinen Bekannten, die nur wenige Kilometer südlich von Hamburg leben, habe ich das beim Mittagessen gehört: Kann ich noch´n Klops?

Alle sprachlichen Entwicklung geht auf Sprachökonomie, also Faulheit zurück! Auch die technischen Entwicklungen! Alles aus Faulheit! :wink:

Fritz

Ns was wird denn ein Kind z.B. mit einem Stück Schokolade machen? Es zur Produktion von „Bailey’s“ benutzen?

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Hallo Jrielächer,

abgesehen davon, dass Kinder die fantasievollsten Ideen haben, was man mit Schokolade alles machen kann (variiert je nach Alter von „im Teppichboden einmassieren“ bis zu „über Kerze oder Räucherstäbchen schmelzen“) bin ich der Meinung, dass man manchmal auch Dinge sagen sollte, die sich - scheinbar - von selbst verstehen.

Es geht ja nicht nur darum, dass ich nicht weiß, was das Kind meint, sondern auch darum, dass das Kind selbst sein Handeln ausdrücken, artikulieren kann. Irgendwann im Leben sind nämlich die Sachverhalte nicht mehr so eindeutig wie bei der Schokolade.

Dass Sprache natürlich einem ständigen Wandel unterliegt, manche „Unart“ zur neuen Regel wird, ist mir klar. Es fördert aber einfach die Sprachgewandtheit (und die brauchen wir immer noch), wenn man zu einer gewissen Exaktheit angehalten wird.

Gruß

Irene

Allen meinen Dank! Ihr habt mir viele Argumente für die Diskussion mit meiner Tochter geliefert.

Gruß

Irene

Im Kölner Raum immer schon gebräuchlich!
Hallo Diskutierende!

In Rheinischen scheint so was halbwegs toleriert zu werden, aber
es ist kein ‚Hochrheinisch‘

Als Kinder sagte man:
„Darf ich wat auf de Straß?“
„Darf ich in et Kino?“
„Darf mer hier erein?“
„Darf mer hier durch?“
Un dat ist jut eso, un kein Faulheit!
Tschö mit Ö!
Alexander Berresheim

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Hallo,
wenn mich meine Kinder gefragt haben:" Kann ich ein Bonbon?" habe ich als Gegenantwort oft gefragt: „sein?“
Nach einem kurzem Stutzen kam dann die Vervollständigung - „nein, natülich haben!“

Mittlerweile habe ich es aufgegeben…-Faulheit siegt eben! :expressionless:
Gruss lookimalrein

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