Dialekt-'Witze' gesucht!

Wow! Darf man für einen Beitrag auch zwei Sterne geben? Das war mal ein richtiges Aha-Erlebnis!

GRUPPE 1:
Zeile mahís (kommen alle Fremdwörter in die
2. Gruppe?)
Schweiß reif ist, während „Reif“ i.S.v. ‚Tau‘ von
(h)rīfo — demnach sollten sich die Wörter doch
auch auf Schwäbisch unterscheiden, oder? Sind Reif und Reif
bei euch Minimalpaare, gibt’s da 'nen Unterschied? =)

In der Tat! Ich dachte bei der Zuordnung nur an den Reif(en), der „dunkel“ ausgesprochen wird. Der (Rau-)Reif würde tatsächlich in der oberen Gruppe stehen.
Haben wir da gerade etwas entdeckt oder war das schon vor uns bekannt?

Wo man den Unterschied in sehr vielen Dialekten (da auch im
Deutschen) merkt, sind die Wörter für die Zahlen 2 und 3; auf
Sächsisch heißen die „zwee“ und „drei“, also phonologisch
/tsve:/ und /trai/. Und das obwohl der Diphthong im
Hochdeutschen ja gleich ist. Ich weiß, dass das auch im
Bayrischen so ist; im Schwäbischen vermutlich auch.
zwei

Hallo!

Die Aussprache der beiden Diphthongs hast Du gut beschrieben. Aber der Schwaben-Nachmach-Satz:

„Ahjo, desch is aine dolle Raise, die musst du gewiss auch e mol machet!“ (oder so *g*).

Klingt das tatsächlich Schwäbisch?

Richtig müsste es heißen:

„Ha, des isch a sauguade Fahrt, dui muasch obedengt au amol macha!“

  • „Ahjo“ ist nicht schwäbisch, sondern pfälzisch.
  • „sch“ entsteht im Schwäbischen oft aus „st“, also z. B. in isch (ist), jedoch nicht in des (das).
  • der unbestimmte weibliche Artikel ist „a“, das Zahlworte „eine“ heißt auf Schäbisch „oi“. „aine“ gibt es nicht.
  • doll/toll gibt es im Schwäbischen nicht.
  • Reise ist nach meinem Sprachgefühl ein Fremdwort. Es wurde aus dem Hochdeutschen übernommen, fühlt sich im Schwäbischen aber nicht zu Hause.
  • Der bestimmte weibliche Artikel ist unbetont „d’“ bzw. betont „dui“.
  • Steht nach einem Verb das Subjekt „du“, so wird es einfach weggelassen oder als ganz weiches „-d“ ans Ende des Verbs angehängt.
  • „gewiss“ wird im Schwäbischen eher „gwiß“ (sehr langes i) ausgesprochen. „obedenkt“ (= unbedingt) passt hier besser, weil mit gwiß meist Informationen gemeint sind (Woisch des ganz gwiß?)
  • Hochdeutsch „auch“ heißt auf schwäbisch „au“
  • Das Verb „macha“ wird wie folgt konjugiert: I mach, da machsch, r/se/s machd, mir machet, ihr machat, se machet. Infinitiv: macha.

Aber es war nicht alles falsch. Mit „e mol“ für „ein Mal“ bin ich einverstanden.

:wink:

Michael

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Merci derweil (OWT)

Griaßt De Rolf,
woher aus Bayern kimmst Du?
(Des heart se auf jeden Foi net nach Kempten o :wink:
De Formen von „doa“ san bei Dir ähnlich wia in
Rengschburg. Im Großraum Minschn/Minga dat se des
wieder a bisserl anders ohearn.
doa: i dua, du duast, er duad, mir dearn,
es dearts, sie dearn
(kurzes „r“)

Oiso de Variante wia ma’s z.B. in Bruck oda a in
Freising hearn kannt :smile:

„Servus Fritz, wos mochst’n Du heit?“
„Ramma dua-i“
„Soo ramma duast“
„Ja Heinze, wos mochtn da Fritz do?“
„Ramma duata und i huif eam. Oiso ramma dearma“
„Aaa, ramma deats mitanond“
„Sepp, wos dearn denn de zwoa do?“
oda
„Sepp, wos duat denn da Fritz und der Heinze do?“
„Ramma dearns“

Pfiat Gott,
Roland

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

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So ‚ne lange Mail, ich wollt‘ doch grad ins Bett!

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war mal ein richtiges Aha-Erlebnis!

Da freu ich mich. :smiley:

Ich glaube mir sicher zu sein, dass Keim zur zweiten Gruppe
gehört. Aber wenn Du recht hast - und darin besteht
anscheinend kein Zweifel - dann kann sich soetwas vielleicht
über die Jahrhunderte auch verändert haben. Vielleicht gehört
„Keim“ auch zu den Wörtern die regional verschieden
ausgesprochen werden. Alle Wörter, die auf „-eim“ enden und
mir im Moment einfallen (Leim, Reim, Schleim, … sind das so
wenige?) gehören zur zweiten, zur „dunklen“ Gruppe. Vielleicht
bildete Keim hier die Ausnahme einer Regel, die sich
abgeschliffen hat?

Kann durchaus sein. Sowas kann passieren. Es könnte sich auch mein Wörterbuch irren (aber das denke ich weniger). Ausnahmen bestätigen die Regel — und in der Linguistik bezeichnet man Sachen auch als „Universalien“, wenn sie mal ein paar Ausnahmen haben. :smile:

In der Tat! Ich dachte bei der Zuordnung nur an den Reif(en),
der „dunkel“ ausgesprochen wird. Der (Rau-)Reif würde
tatsächlich in der oberen Gruppe stehen.
Haben wir da gerade etwas entdeckt oder war das schon vor uns
bekannt?

Ich denke, das war schon bekannt. Die Sache mit der unterschiedlichen Aussprache von 2 und 3 hatten wir glaub schon einmal irgendwo im Dialektebrett. Und, naja, bei den Lautverschiebungen sind oftmals Laute zusammengefallen, die vorher verschieden waren. Im Sächsischen sagt man für Baum /bo:m/, aber für Raum nicht */Ro:m/, sondern auch einfach nur /RaUm/.
Baum

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Hehe, okay, danke für die Korrektur. Vielleicht war, was ich so im Kopf hatte auch eher Pfälzerisch als Schwäbisch. Habe leider relativ wenig Sprachkontakt zu Schwaben oder Pfälzern. *g*

„Reise“ kann man auch nicht versächsischen, ich glaube, das ist auch bei uns ein ‚Fremdwort‘. Auch wieder sowas interessantes untersuchenswertes…

Gruß,

  • André

Hessisch
Ich versuch’s mal…

Fritzchen kommt nach Hause und ruft seiner Mutter zu: „Mamma, ich hab’ 'en Aanser in Madde geschribbe. Der Lehrer hat gesächt, er wär gans stolz auf mich.“

„Fritzje,“ sagt die Mutter, „wie oft noch, das heißt nicht „sächt“, das heißt „sacht“!“

Gruß

Marcus (selbst keines richtigen Dialektes mächtig)

„Äss der Rädde däh?“
„Mäh? Näh. Däh?“

„Ist das Ihr Hund?“ „Ist der Rüde Ihnen?“
„Meiner? Nein. Ihrer?“ „Mir? Nein. Ihnen?“

Oha, da wär ich in hundert kalten Wintern nicht draufgekommen.

Dank und Grüßle
Regina

Hallo,

Du hast dann sicher auch schnell gelernt, dass ein Teppich nicht immer auf dem
Boden liegt, sondern dass der auch auf dem Schässlo (auf der Chaiselongue) zu
finden ist und dann eine Wolldecke darstellt. Und dass die Türen Schnallen haben
(Klinken). Und dass es der Butter und das Teller heißt.

Gruß
Bolo2L

„Barbara komm ra, es Radio ra dra“

Hi,

das kommt noch etwas besser, wenn man es so formuliert:

Barbara, ga ra, da Radio radraa!
(das ga meint gang und ist widersinniger Weise eine Aufforderung zum Kommen. Und
es heißt der Radio).

Gruß
Bolo