Guten Tag,
ich bereite mich auf eine Prüfung vor und falle immer wieder über die Begriffe „didaktisches Prinzip“ und „didaktische Perspektive“. Ist mit diesen Begriffen dasselbe gemeint oder nicht?
Pädagogen, Lehrer etc. vor! Wer kann mir helfen?
viele Grüße,
Jova
Hallo!
Ein Prinzip ist ein Grundsatz, eine Grundregel auch vielleicht eine Richtlinie. Didaktische Prinzipien sind je nach didaktischer Schule unterschiedlich definiert. Beispiele wären: Aktivierung - Handlungsorientierung - Schülerorientierung - Erfahrungsbezug - Differenzierung - Individualisierung - Lebensnähe - Realitätsbezogenheit - Sachgemäßheit - etc. Jedes dieser Prinzipien kann als Leitlinie dienen, aus der sich die weiteren Entscheidungen zur Unterrichtsgestaltung ableiten lassen.
Eine Perspektive ist ein Blickwinkel, also die Art, wie ich auf etwas schaue. Didaktik als Wissenschaft der Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens schaut auf einen Lernprozess bspw. anders, als ein Neurobiologe. Häufig wird in der Unterrichtsplanung auch die die didaktische und die methodische Perspektive unterschieden. Didaktische Überlegungen beziehen sich eher auf die Inhalte des Lernens die methodischen eher auf die Art der Umsetzung des Lernprozesses. Klafki vertrat z.T. diese strenge Trennung der Perspektiven. Werner Jank und Hilbert Meyer haben dagegen Methodik eher als Teil der Didaktik verstanden.
Beide Begriffe (did. Prinzipien und Perspektiven) sind aber keine „festen“ Begriffe und werden auch kontextbezogen unterschiedlich verwendet. Für genauere Hinweise bräuchte ich als den Zusammenhang aus dem diese Begriffe stammen.
Hallo markklub!
Danke für die tolle, ausführliche Beantwortung! Ich habe mich mit verschiedenen didaktischen Prinzipien beschäftigt (in einem Buch - Handbuch pol. Bildung von Sander - sind dort sowas wie Handlungsorientierung, Exemplarisches Lernen, Schülerorientierung, Problemorientierung, Wissenschaftsorientierung etc. aufgeführt). Nun wollte ich es genauer wissen, und kapieren, was ich den tun muss, um meinen Unterricht nach dem Prinzip z.B. der Problemorientierung zu gestalten - achja, es geht um Politik/Sozialkunde/Wirtschaftslehre.
Auch wenn ich problemorientiert arbeite, muss der Unterricht ja schülerorientiert sein, und auch handlungsorientiert?? Das eine schließt das andere dann doch irgendwie nicht aus?
Naja, also habe ich weitergelesen und habe nach Bsp. gegoogelt und bin dann ständig auf Texte gestoßen, in denen von ‚didaktischer Perspektive‘ gesprochen wurde. Ich wusste dann nicht, ob die Begriffe synonym verwendet werden oder ob was komplett anderes damit gemeint ist.
Aber so wie ich deine Antwirt verstehe, ist eine Perspektive etwas anderes - die oben oder die von dir aufgeführten Begiffe (Sachgemäßheit, Handlungsorientierung) sind demnach keine Perspektiven, richtig?
viele Grüße,
jova
(Sachgemäßheit, Handlungsorientierung) sind demnach keine
Perspektiven, richtig?
Nach meinem Verständnis wären das Prinzipien, da es sich um Leitlinien handelt, die sich auf die folgenden did. Entscheidungen auswirken - bei der Handlungsorientiertheit bspw. besonders auf die Methoden, die ich wähle. Diese Prinzipien sind z.T. natürlich kombinierbar. Problemorientierung ist ein Auswahl- und Gestaltungsprinzip (Welches Thema eignet sich/ Fragestellung ins Zentrum der Stunde etc.) und kann bspw. gut mit handlungsorientierten Elementen kombiniert werden.