Die 70 Flüchtlinge von Papenburg

Servus,

vor zwei Wochen gab es an dieser Stelle in einer Diskussion einen Bericht über 70 Flüchtlinge, die bei der Firma Papenburg eine Ausbildung machen sollten und von denen nur einer übrig blieb.

Die MZ nahm den Bericht zum Anlass, mit der Geschäftsführerin ein Interview zu führen:
Anfang der Woche gab es die Meldung, dass von 70 Flüchtlingen, die vor einem Jahr bei Papenburg angefangen haben, noch einer da ist …
Papenburg: Im vergangenen Jahr hatten wir nicht auf einmal, sondern über das ganze Jahr verteilt, etwa 70 Praktikanten. Manche waren nur wenige Tage zum “Schnuppern“ da, andere zwei bis vier Wochen. Bei ihnen haben unsere Ausbilder beurteilt, ob sie Kenntnisse, die sie angegeben haben – oft bringen die Flüchtlinge ja keine Zertifikate mit – auch wirklich vorweisen können. Sie haben teils sehr unterschiedliche Tätigkeiten in ihren Heimatländern ausgeübt, manche waren etwa Lehrer und zusätzlich Taxifahrer. Wir haben zum Praktikumsende Beurteilungsschreiben erstellt. Bei denen wir uns auch selbst eine Weiterbeschäftigung vorstellen konnten, wurde eine Empfehlung ausgesprochen, damit sie für zukünftige Bewerbungen etwas in der Hand haben.

Es war also nie das Ziel die 70 Praktikanten komplett zu übernehmen?
Papenburg: Nein. Bei den 70 war beispielsweise auch ein kompletter Sprachkurs dabei. Natürlich kann man nicht davon ausgehen, dass 15 von 15 sagen, sie wollen Berufskraftfahrer werden. Wir wollten eine normale Berufsorientierung geben, aber trotzdem auch für unser Unternehmen interessieren. Das am Ende nur einer bleibt, ist deshalb ernüchternd. Wir hatten gehofft, dass wenigstens fünf bis zehn bei uns anfangen.

Das klingt ja nun doch etwas anders, oder?

Der Bericht wurde übrigens auch von FPÖ Chef Strache aufgenommen und auf seiner FB Seite veröffentlicht. Der Chef des österreichischen Arbeitsamt (Arbeitsmarkt Service) Johannes Kopf schrieb folgenden Kommentar:
Sehr geehrter Hr, Abgeordneter HC Strache,
vielen Dank für diesen Artikel, die Sache hat mich interessiert, daher hab ich die Kollegen der Bundesagentur um Stellungnahme ersucht. Zur Info auch hier die Antwort der Bundesagentur für Arbeit:
„In Absprache mit der Fa. Papenburg wurden zwei Praktikumsmaßnahmen für 75 Schutzsuchende eingerichtet, um ein schnelles Angebot einer beruflichen Orientierung zu unterbreiten. Eine vollständige Übernahme in reguläre Beschäftigungsverhältnisse war nicht Ziel, das hat auch der Arbeitgeber so bestätigt.
Viele der Teilnehmenden haben mittlerweile alternative Angebote angenommen. Diese reichen von regulärer Beschäftigung bei anderen Arbeitgebern (10), beruflichen Weiterbildungen (6) oder die Teilnahme an Sprach- und Integrationskursen (26). Nur 12 der 75 Teilnehmer sind aktuell arbeitslos.“

Wie mir scheint, war diese Maßnahme doch recht erfolgreich. Was meint ihr?

Lg,
Penegrin

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Hi.

Sorry, das ist doch nur der krampfhafte Versuch die Arbeitslosenstatistik zu beschönigen. Mit der Vermittlung in den ersten, oder zweiten Arbeitsmarkt hat das mal gar nichts gemein.
Und nein, die Maßnahme war nicht erfolgreich und weitere werden es in Zukunft auch nicht sein.
Es ist nicht möglich die unkontrollierte Zuwanderung mit solch dümmlichen Argumenten zu rechtfertigen, oder gar mit „nicht arbeitslos“ (Sprachkurs) abzutun.
Die uns angekündigten „Facharbeiter“ sind eben keine solchen und das sollte langsam zur Kenntniss genommen werden.

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Es ist nicht notwendig, die „unkontrollierte Zuwanderung“ zu rechtfertigen. Zum einen, weil es keine unkontrollierte Zuwanderung gibt und zum anderen, weil wir diese Menschen nicht in erster Linie als Arbeitskräfte aufgenommen haben, sondern als Flüchtlinge oder Asylbewerber nach AsylG.

Eine mögliche Eignung für den Arbeitsmarkt kann ein positiver Nebeneffekt sein, muss es aber nicht.

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Na ja, es klingt eben voll und ganz nach der Perspektive eines Unternehmens, dass sich bitte sehr alles nach ihm zu richten habe.

Wenn ich lese

Bei einem Au-Pair-Austausch können die Jugendlichen die Sprache nach einem dreiviertel Jahr perfekt, weil sie einfach ins Leben hineingeworfen werden, nicht in der Schule die Sprache lernen, sondern im Kontext.

… weiss ich auch, dass hier mit falschen Bildern gearbeitet wird. Ein Au-Pair verfügt bereits über meist recht gute Sprachkenntnisse und daher ist der Vergleich beinamputiert. Allerdings ist ein Stumpf an Wahrheit darin. Natürlich ist die Sprache mit viel direktem Kontakt zu deren „natürlichen Nutzern“ meist leichter zu erlernen als nur im Unterricht.

Das lässt sich nicht beantworten, weil man nicht beurteilen kann, welche Auswirkung diese (angebl.) „Schnupperei“ tatsächlich auf die nachfolgenden Zahlen hatte.

Und wieviel PR bei der Aussage der involvierten eine Rolle spielt. Ist „reguläre Beschäftigung“ ein 1-Euro-Job, eine geringfügige Beschäftigung, eine Teilzeitarbeit oder eine Vollzeitstelle mit einer Entlohnung, der keine weiteren Zuschüsse „des Staates“ benötigt?

75-12-16-6-10-1 (der Verbliebene) = 20, über die es keine Aussage gibt.

Fazit: Es klingt etwas anders. Recht erfolgreich klingt es nicht.

Gruß
vdmaster

Recht erfolgreich klingt es (noch) nicht.

Einspruch!

Es gab und gibt weiterhin eine unkontrollierte Zuwanderung.

Eine kontrollierte Zuwanderung wäre eine nach Kriterienkatalog, in dem auch utilitaristische Motive eine erhebliche Rolle spielen. Vergleiche Arbeitnehmerfreizügigkeit für EU-Bürger, Mangelberufsliste des Wirtschaftsministeriums etc. pp.

Eine kontrollierte für Asylbewerber gibt es ebenfalls, wenn sie per festgelegtem Kontingent vom UNHCR übernommen werden (Resettlement).

Die sonstige Zuwanderung von Asylbewerbern ist stets unkontrolliert. Allenfalls der Abgleich von Fingerabdrücken mit der Fahndungsdatenbank könnte als eine minimale Kontrolle aufgefasst werden, macht aber die Zuwanderung als solche nicht kontrolliert.

Es gilt die Zurückweisungspflicht für alle Unberechtigten, zu denen erst einmal auch alle Flüchtlinge/Asylbewerber zählen. Diese sind dann gemäß https://dejure.org/gesetze/AufenthG/15.html (4) ausgenommen.

§ 60 Abs. 1 bis 3, 5 und 7 bis 9 ist entsprechend anzuwenden. Ein Ausländer, der einen Asylantrag gestellt hat, darf nicht zurückgewiesen werden, solange ihm der Aufenthalt im Bundesgebiet nach den Vorschriften des Asylgesetzes gestattet ist.

Daher werden bspw. auch alle zurückgewiesen, die durch D hindurchreisen wollen, um in DK, S oder den NL Asyl zu beantragen.

Im Asylgesetz steht dann bei § 26, dass der Asylbewerber sich nicht auf Asyl berufen kann, wenn er aus (auch via) einem sicheren Staat einreist. So wie es das GG auch vorsieht.

Und hier beginnt dann eine weitere Phase der Nichtkontrolle des Staates über sein souveränes Recht darauf, darüber entscheiden zu können, wer bleibt und wer zurückgewiesen werden müsste.

Erschwerend kommt hinzu, dass der „Fortbestand“ der Zuwanderung (also das Verbleiben der Einzelperson) auch weit überwiegend ausserhalb der Kontrolle des Staates liegt, was jede Statistik belegen wird, die die Ausreisepflichtigen mit den tatsächlich Ausgereisten abgleicht.

Die EU-Bestimmungen verlangen, dass der Ersteinreisestaat den Asylbegehrenden zurücknimmt. Dies aber geschieht ebenfalls in der weit überwiegenden Zahl der Fälle nicht. Der Staat D hat darüber keine Kontrolle.

Aus all diesen Gründen ergibt sich in der Summe, dass

  • der §26 des Aufenthaltsgesetz dahingehend zu ändern ist, dass Asylbegehrende, die erkennbar direkt aus einem sicheren Herkunftsstaat einreisen wollen (Grenzsituation), umgehend zurückzuweisen sind. Es ist niemand daran gehindert, hierbei auch einen Ausnahmekatalog mit politisch Mehrheiten durchzusetzen.

  • die EU-Regeln abgeändert werden müssen oder die Rücknahme bereits bei Antragstellung Pflicht ist und erst nachträglich der Rücknahmestaat eine Prüfung mittels Einspruch vor einer EU-Schiedsstelle initiieren kann.

So wie das rechtl. Regelwerk derzeit aufeinander abgestimmt ist, beisst es sich erkennbar selbst in den Ar…

Gruß
vdmaster

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Hallo,

es ging Penegrin meines Erachtens darum, die negativen Bilder dieses einen Falls zu berichtigen.

Es ging hier nicht um irgendwelche allgemeinen Aussagen über „Eingliederung ins Arbeitsleben“ (tut mir leid, diese Phrasen schaffen es nur mit Anführungszeichen auf mein Keyboard), sonderrn um einen konkreten Fall, in dem von falschen Voraussetzungen ausgegangen ganz falsche Schlussfolgerungen gezogen werden.

Und um es mal in Perspektive zu setzen: Es war die Rede davon, dass z.B. Lehrer unter diesen Praktikanten waren. Da kommt also ein ausgebildeter Lehrer aus - nur als Beispiel - Syrien nach Deutschland. Einem halbwegs intelligenten Menschen (und ich vermute mal, dass ein Lehrer das sein kann) wird klar sein, dass er in Deutscchland nicht wieder als Lehrer arbeiten können wird, da selbst wenn er kein Arabischlehrer war, sondern sagen wir mal naturwissenschaftliches Fach oder eine Grundschulklasse (etwas Vergleichbares halt) unterrichtet hat, so sind weder seine Abschlüsse noch seine deutschen Sprachkenntnisse so, dass er es hier eine reelle Chance gibt. Also wird er sich anderweitig orientieren.

Dann sitzt er in einem Flüchtlingsheim und es werden Praktika angeboten. Natürlich ruft er hier, denn ihm ist sowieso langweilig, die ehrenamtlichen Sprachstunden und Gänge zu Ämtern und Sozialarbeitern sind nicht tagefüllend. Außerdem weiß er als intelligenter Mensch, dass mit diesen Praktiken oft intensive Sprachunterweisungen verbunden sind und auch Kontakte mit Menschen, die ihm auf die verschiedenste Art hilfreich sein können, selbst wenn er nicht in diesem Betrieb anfangen wird. Und dann macht er halt das Praktikum für etwas, was er noch nie als Perspektive gesehen hat, und nimmt Lernmöglichkeiten mit. Dass er natürlich nicht ein gesuchter Facharbeiter ist, dem lediglich die Sprache fehlt, liegt auf der Hand.

Grüße
Siboniwe

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Ich dachte, dass bei der letzten Diskussion die ungünstigen Termine der Sprachkurse das Argument waren, weshalb man die angebotene Maßnahme nicht als Misserfolg ansehen könne:
Wie das Unternehmen andeutet, standen die Kurstermine mit der Arbeitszeit der Praktikumsteilnehmer in Konflikt. Es hätten nach Papenburgs Ansicht wohl auch weniger solcher Kurse gereicht. „Ich denke, wir sind gerade auch in unseren Bereichen in der Lage, mit etwas weniger Sprachkenntnissen durchaus eine berufliche Perspektive zu bieten“, sagte sie dem MDR.
Davon ist hier keine Rede mehr.

Für die 10 Mann in Beschäftigung freut mich das. Immerhin 6 nehmen an Weiterbildungen teil; auch gut, wenn diese Firma tatsächlich lediglich 5 bis 10 einstellen wollte. Wundern tut mich, dass man mit solchen mikrigen Ambitionen überhaupt das Interesse der Presse erregen wollte

Ich verstehe aber nicht ganz, wieso die 26 Sprachschüler als Erfolg zu werten sind. Diese Maßnahmen sind für die Integration in unseren Arbeitsmarkt doch ohnehin logisch und notwendig.
Sind das nicht am Ende Tricks und Zahlenspielereien der Bundesagentur? Man kann doch nicht 26 Flüchtlinge zu einem Sprachkurs schicken und für diese allgemein übliche Maßnahme diese Zahl als konkreten Erfolg im Zusammenhang mit der Vermittlung in den Arbeitsmarkt werten.

Gruß
rakete

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Und das AsylG gilt natürlich auch für Wirtschafts - und Armutsflüchtlinge. In diesem Konsens von „unkontrolliert“ zu sprechen ist mehr als angebracht.

Das klang aber vor zwei Jahren noch ganz anders. Obwohl…Herr Schulz wird schon recht haben mit seinem Vergleich Flüchtlinge/Gold.

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Wie bitte? In dem Interview kommen die Sprachkurse mehrmals vor:
Sehen Sie die Pflichtsprachkurse für Flüchtlinge als ein Hindernis für die Berufsintegration?
Papenburg: Ja, teilweise. Die Arbeitsagentur sagt natürlich, es sei die Grundvoraussetzung um in den Arbeitsmarkt zu kommen.

Was sind dann die größten Hindernisse für den Berufseinstieg von Flüchtlingen?
Papenburg: Im Moment ist es das Festhalten in Kursen, die nicht auf die üblichen
Terminschienen ausgerichtet sind.

Du konntest zur Abwechslung mal einen Text lesen, bevor du einen Kommentar dazu abgibst…

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Ich rede von der „behördlichen“ Stellungnahme der BA. Wenn die als Begründung angibt:
Eine vollständige Übernahme in reguläre Beschäftigungsverhältnisse war nicht Ziel, das hat auch der Arbeitgeber so bestätigt.
, dann ist das doch eine Aussage. Von Terminproblemen einzelner Flüchtlinge mit Sprachkursen ist da keine keine Rede.
Auch im Interview räumt doch die Firma ein, dass sie davon ausgeht, dass diese Praktikantengruppe wohl andere Vorstellungen von der Beschäftigung hatte.
Gruß
rakete

Na und? Da ist auch keine Rede davon, dass Papenburg einen Flüchtling übernommen hat. Ist das jetzt auch nicht passiert? Oder konnte es womöglich der Kürze der Antwort geschuldet sein, dass nicht auf jedes Detail eingegangen wird?

Außerdem sollte mittlerweile klar sein, dass der damalige Bericht sehr zu wünschen übrig lässt, auch wenn das manchem nicht gefallen mag…

Hier ging es um zwei Flüchtlinge und nicht die gesamte Gruppe. Wieso musst du ständig Dinge aus dem Kontext reißen, Passagen falsch zitieren und Sachen weglassen, die nicht in dein Weltbild passen? Glaubst du wirklich, du würdest damit durchkommen???

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Na, ein paar mehr wohl schon:

Bei vielen Praktikanten hatte ich das Gefühl, dass sie gewartet haben, dass ihnen jemand vorgibt, was sie tun sollen. Da war häufig Resignation: Wir wollen ja arbeiten, aber jetzt sind wir in dem Sprachkurs und danach wissen wir nicht, was passiert. – Quelle: http://www.mz-web.de/25613890 ©2017

Die Landesregierung und die BA scheinen jedenfalls eine etwas andere Einschätzung des Erfolgs zu haben:
Reaktionen gab es auch aus der Landesregierung. Die Staatssekretärin für Integration Susi Möbbeck (SPD) sagte: Man habe an diesem Fall erkennen können, dass Schnellschüsse nicht helfen. Trifft Sie das?Papenburg: Das waren keine Schnellschüsse. – Quelle: http://www.mz-web.de/25613890 ©2017
Gruß
rakete

Schnell das Thema wechseln und hoffen, es merkt keiner, gell?

Schwierige Entscheidung. Die BA und die Firma, die beide direkt mit dem Projekt zu tun haben, auf der einen Seite und Frau Möbbeck auf der anderen. Na wem du glauben willst, dürfte unschwer zu erraten sein :smirk:

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Als Steuerzahler hoffe ich natürlich eher, dass die Maßnahmen der BA zielgerecht organisiert sind und nicht großherzige Initiativen einzelner Unternehmen, die „Masseneinstellungen“ planen, behindern.
Die Firma , die sich zunächst mit Trara als Wohltäter Publicity gesichert hatte, präsentiert m.E. ein eher laues Ergebnis…Doch halt, das stimmt nicht: Da man froh sein muss, wenn man von den Flüchtlinen „mittelfristig 10% in Arbeit bekommt“, wurde das Klassenziel ja voll erreicht. :thumbsup:
Gruß
rakete

Na wenn dein einziges Argument eine beliebige Zahl ist, die sich ein Herr H. aus dem Allerwertesten gezogen hat, können wir in der Tat alle beruhigt sein :smirk: