Die Angst der Politiker vor dem Vetrauensverlust

Hallo,

man hört dieses Argument immer wieder und ich frage mich: gibt es da tatsächlich noch etwas zu verlieren?

Wer würde denn z.B. einen Politiker mit der Organisation des Eigenheimbaus beauftragen?
Oder einen als Babysitter engagieren?

Gruß, Paran

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Hallo Paran

Wenn ich ihm die nötige Sachkenntnis zutrauen würde! Helmut Schmidt z.B. war nachgewiesenermaßen ein exzellenter Organisator. Ihn hätte ich ohne Weiteres mit Dieser Aufgabe betraut und auch als Kanzler hatte er mein volles Vertrauen.

Willy Brandt habe ich als Politiker voll vertraut (ich habe ihn verehrt), aber ob ich mir von ihm ein Haus hätte bauen lassen? Als Babysitter hätte er sich meiner Meinung nach gut gemacht, wenn er denn dafür die Zeit gefunden hätte.

Von Helmut Kohl hätte ich jederzeit einen Gebrauchtwagen gekauft, aber als Politiker war er mir immer suspekt. Und zum Schluss war er eine tragische Figur. Er hätte als Kanzler der Deutschen Einheit in die Geschichte eingehen können, denn 1989/90 war er der richtige Mann am richtigen Ort - keiner der damals miteinander konkurrierenden Politiker hätte die Gunst der Stunde so entschlossen genutzt wie er. Und als was geht er tatsächlich in die Geschichte ein? Als Kanzler der schwarzen Kassen.

Auch zu den im Moment Verantwortung tragenden Politikern habe ich Vertrauen - ich wüsste nicht, was sie besser machen könnten - aber dieses Vertrauen hindert mich nicht daran, mir ihre Arbeit genau anzusehen. Deshalb bin ich gegen Wahlwerbung ziemlich immun. Wenn sie vor einer Wahl die „Vogelscheuchen“ (personalisierte Wahlplakate) herausstellen, liegt mein Wahlverhalten schon längst fest. Das ist Demokratie.

Gegen Politiker allgemein zu polemisieren bedeutet zwar, im Mainstream mit zu schwimmen, aber wer blind schwimmt, geht das Risiko ein, sich am nächsten Hindernis die Nase einzudellen.

:japanese_ogre: merimies

Hallo,

das persönliche Vertrauen (um das es gar nicht geht) war schon stets gegenüber Berufspolitikern sehr gering. Regelmäßig landeten die in Umfragen ganz unten.

Hier geht es aktuell wohl um den Vertrauensverlust der Bevölkerung in alle Politiker der höheren Entscheidungsebenen (also nicht den Sepp, der schon 30 Jahre Bürgermeister von Kleinkleckersdorf ist) und ihre Arbeit bzw. Befähigung, selbst die Kernkompetenzen des Gemeinwesens noch garantieren zu können. Hier - befeuert durch die aktuellen Ereignisse in Köln - die innere Sicherheit der Republik, also auf der Straße.

Das Vertrauen - früher auch Obrigkeitsgläubigkeit - schwindet bereits seit langem. Etwas Lesestoff:
http://www.fes.de/integration/inhalt/fach.htm Das Wort Integration im Link meint nicht primär Migrantenintegration, sondern ganz allgemein „den gesellschaftlichen Kitt“.

Gruß
vdmaster

Hallo Paran,

kaum zu glauben, dass Du auch beim allzeit beliebten Politiker-Bashing mitmachst.

Wir haben zur Zeit die geringste Arbeitslosigkeit seit Jahrzehnten, die Wirtschaft brummt, Schäuble hat dadurch zwölf Milliarden Überschuß in der Staatskasse. Er wird – trotz Flüchtlingswelle – im dritten Jahr nacheinander keine neuen Schulden machen müssen.

Es ist ja nicht so, als gäbe es in der Politik nichts mehr zu verbessern, und es gibt auch unfähige Politiker. Aber das ist in jedem Berufsfeld so.

Für den Eigenheimbau würde ich einen Architekten beauftragen, als Babysitter eine vertrauenswürdige Person aus meinem Bekanntenkreis.

In welchem Land auf diesem Planeten regieren denn nach Deiner Auffassung die vertrauenswürdigen Politiker?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Und das doofe Volk weiss das mal wieder nicht zu würdigen. Skandal! http://www.tagesspiegel.de/politik/nach-den-uebergriffen-auf-frauen-in-koeln-antragsflut-zum-kleinen-waffenschein/12828474.html

Oder das hier: http://www.westfalen-blatt.de/Ueberregional/Meinung/2217665-Fluechtlingszuzug-Ploetzlich-ist-genug-Geld-fuer-alles-da

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Na, das waren ja auch noch „richtige“ Politiker!

Autohändler haben ja im allgemeinen, einen nicht so guten Ruf… Passt also!

Gruß Oberberger

Wir profitieren da immer noch von Schröders „Agenda 2010“. Das hat mit der aktuellen Politik reichlich wenig zu tun!

Gruß Oberberger

Tag Kasi,

die innere Sicherheit war in Deutschland schon vielfach bedroht. Die Baader-Meinhof-Bande, NSU, seit Jahren der weltweit agierende Terrorismus haben die Politik vor große Herausforderungen gestellt.

Wenn so etwas wie in Köln geschieht, kann man das als Chance wahrnehmen, die Situation zu verbessern. Das geschieht gerade.

Oder man versucht, auf dem Feuer der Empörung seine politische Suppe zu kochen. Jetzt laufen glatzköpfige Rudel mit Kampfhunden durch die Städte (Thema Bürgerwehr) um „die Damen zu schützen“. Das sind die gleichen Leute, die Til Schweiger schrieben, sie wünschten sich, dass seine Töchter von Migranten „auf das übelste sexuell missbraucht“ würden.

Ich bin im Übrigen dagegen, Politikern blind zu vertrauen. Fakt ist aber auch, dass ihnen nie so penibel auf die Finger geschaut wurde wie heute (Abgeordnetenwatch).

Die parlamentarische Demokratie ist eine Staatsform, die manchmal unendlich mühsam vom Fleck kommt, aber es ist die beste, die wir zur Zeit kennen.

Freundliche Grüße aus einem sonnigen Mainz, Hans-Jürgen Schneider

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Was ja derzeit jede Partei macht, ob rechts oder links.

Und weil es die gibt ist auch die unpolitische Vereinigung von Bürgern die abends einfach mal einen Gang durch die Strassen machen auch „rechts“? Sonst differenzierst du doch auch immer so genau, warum hier nicht? Nur weil es nicht in dein Weltbild passt? Das finde ich sehr schwach.

Die und noch viel mehr wird er auch brauchen für und wegen des Asylantenaufkommens.
Zudem hat er die auch nur wegen der Zinspolitik der EZB sprich wegen Draghi.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bundeshaushalt-die-risiken-fuer-schaeubles-schwarze-null-a-1064792.html ramses90

Hm, die haben es offenkundig gut verstanden sich gut zu verkaufen.
Zum Thema Babysitten und Willy Brandt solltest Du mal dessen Söhne hören. Danach könntest Du eventuell Deine Meinung nochmal ändern, was das Babysitten angeht. So kann man sich eben täuschen. Auch die Inflationsraten von damals möchte heute wohl keiner haben, wo man sich schon bei 0,0x fast einnäßt. Die haben beide auf verschiedenen Gebieten sicher Großes geleistet, womit das innenpolitische Versagen/Nichtkönnen heute niemand mehr auf dem Schirm hat. Wahrscheinlich sind damals auch die Weichen für so manche unschöne Entwicklung heute gelegt worden.

Grüße