Die Aufgaben im Elternbeirat

Hallo,
ich bin seit diesem Unterrichtsjahr „Stellvertretende Elternbeirätin“ einer Grundschule. Auch hier in unserer Schule gibt es ein paar „Problemchen“, die die Eltern von den Schülern nicht alleine regeln können / möchten und mich um Hilfe baten. Da leider keine Lösung bei den Problemen bisher eingetreten ist, baten wir den Landeselternbeirat, um eine Stellungnahme, also Hilfe. Uns wurde mitgeteilt, daß diese Probleme von einzelnen Eltern nicht unsere Aufgabe ist, sondern nur Probleme, die die gesamte Klasse betreffen!

  • und wir uns da raushalten sollen !!! Wer hat Infos für micht?
    Viele Grüße
    röschen

Hallo Röschen,

schön, dass du dich so engagierst! Ich bin Elternbeiratsvorsitzende einer Grundschule und weiss, wie selten Engagement ist. Nun hast du leider nichts über die Probleme bei euch geschrieben, deshalb hier nur allgemein etwas:
Wenn Eltern ein Problem haben, sollten sie zunächst mit dem betreffenden Lehrer darüber sprechen, danach mit dem Schulleiter. Reicht das auch nicht, können sie sich ans Schulamt wenden. Du kannst die Eltern begleiten und zwischen den Parteien vermitteln. Aber bitte übernimm nicht das Problem! Du bist nicht die Anwältin der Eltern! Es kann sonst auch passieren, dass die Eltern hinterher (wenn du den Ärger hast) sagen, dass sie es doch gar nicht so gemeint haben. Viele Eltern jammern auch erst mal gerne (z.B. über „ungerechte“ Noten), aber sind noch nicht einmal zu einem Gespräch mit der Lehrerin bereit. Dann lass das Thema fallen, es steckt kein echtes Problem dahinter. Im Grunde hat der Landeselternbeirat recht, auch wenn ich es nicht so krass formuliert hätte. Die Eltern sind eigenständige mündige Bürger, die in der Lage sein sollten, ihre Probleme selbst zu lösen. Wenn du ihnen dabei helfen willst, kannst du es gerne machen. Aber nochmals: Du bist nicht ihre Anwältin!

Herzliche Grüße

Sigrid

Hallo Röschen,

schön, dass du dich so engagierst! Ich bin
Elternbeiratsvorsitzende einer Grundschule und weiss, wie
selten Engagement ist. Nun hast du leider nichts über die
Probleme bei euch geschrieben, deshalb hier nur allgemein
etwas:
Wenn Eltern ein Problem haben, sollten sie zunächst mit dem
betreffenden Lehrer darüber sprechen, danach mit dem
Schulleiter. Reicht das auch nicht, können sie sich ans
Schulamt wenden. Du kannst die Eltern begleiten und zwischen
den Parteien vermitteln.

Die Eltern sind den beschriebenen Weg bereits gegangen. Ich bin für die Eltern ein Ansprechpartner und war bei einem Gespräch anwesend.
Ich „streite“ nicht für die Eltern, sondern versuche zu vermitteln.
Vielen Dank für Deine Antwort
Röschen

…und weiss, wie
selten Engagement ist.

Hallo Sigrid,

ich kann zwar nur über selbst erlebtes berichten, werde und will deshalb aber nicht verallgemeinern, muß aber dennoch befürchten, daß ich im folgenden eher die Regel beschreibe.

Ich habe die Institution „Elternbeirat“ als reinen Aktionismus wie auch Alibifunktion erlebt.

Ich hatte mich mal zur Wahl des ersten „Elternbeirates“ gestellt, weil sich sonst niemand der eher spärlich anwesenden Eltern dazu bereit erklärte. Der Wahlvorgang bzw. das Engagement der Einzelnen und die ganze Atmosphäre dort hatte den Charme einer Schnarchtüte.

In einer Art Funktionsonanie waren die Lehrer peinlichst genau bedacht, alles nach Vorschrift ablaufen zu lassen („Schriftführer“ und sonstige Scherze bestimmen). Erwartungsgemäß wurde ich gewählt und waltete prompt vor Ort gleich meines Amtes, und trug ein Problem vor, daß ich vorher schon mit einigen Eltern diskutiert hatte.
Ich trug nämlich den Lehrern vor, daß es ungünstig sei, wenn die Schüler erst nach den Sommerferien die Materialliste bekommen (Hefte, Blocks, Schreibzeug usw.). Es sei den Lehrern doch schon vor den Schulferien der Materialbedarf bekannt und könnte dann auch schon früher bekannt gemacht werden.
Durch die späte Kenntnismachung sei es aber nicht möglich, die in der Regel schon am Anfang der Sommerferien z.B. von Discountketten gemachten Sonderangebote bei Schul- und Schreibbedarf zu nutzen. Also wäre man auf teurere Angebote der Schreibwarengeschäfte angewiesen.

Weiter mahnte ich an, daß jeder Lehrer eine eigene Materialliste erstellt, was zur Folge hätte, daß die Eltern eine Woche lang ständig zum Schreibwarengeschäft laufen müßten, weil ihr Kind jeden Tag mit einer andere Liste eines anderen Lehrers nach Hause käme.
Hier müßte es doch möglich sein, daß sich die Lehrer zusammentun um eine gemeinsame Materialliste zu erstellen.

Es war erschreckend zu sehen, wie im Moment meines Vortrages alle Eltern auf Tauchstation gingen, den Nacken einzogen, sich schon rein körperlich von meinem Vortag distanzierten, unter dem Motto: nicht auffallen, nicht anecken, nicht opponieren. Damit fielen die gleichen Eltern die vorher mit mir in meiner Kritik einer Meinung waren, in den Rücken.

Dies ist etwa 20 Jahre her, vom hörensagen weiß ich, daß sich bis Heute nichts geändert hat bezüglich Materialbedarf nach den Sommerferien. Meine damaliges Anliegen muß also bei den Lehrern zum einen Ohr rein und zum andern wieder rausgegangen sein.

Eine Woche nach meiner Wahl bat mich die Klassenlehrerin irgend ne Liste für die Eltern zigfach auszudrucken, mit meinem Drucker und auf meine Kosten versteht sich.
Ich habe dies abgelehnt, fühlte mich ausgenutzt und hab mich spätestens ab dem Zeitpunkt innerlich und praktisch von meinem „Posten“ verabschiedet, hab keinen Finger mehr krumm gemacht, war „erster Beirat“ nur noch auf dem Papier.
Trotzdem drehte sich die Welt weiter, nichts passierte, auch ohne mich funktionierte die Schule weiter. Der praktische Beweis war offensictlich erbracht, daß dieses Elternbeiratgeschmuhe, diese Pseudomitbestimmung schlicht überflüssig ist, höchstens als eine Plattform unter sich bleibender „gutsituierter“ taugt, die sowieso überall mitreden und mitmischen wollen und lediglich Vorteile für ihre Sprößlinge rausholen wollen unter dem Deckmäntelchen einer angeblichen „sozialen Ader“ sich für die Belange der anderen Eltern einsetzen zu wollen.
Für seine Kids das beste zu wollen, ist ja erst mal nichts verwerfliches, die Heuchelei schon.

Der Witz war, daß ich bei der nächsten Wahl wiederum gebeten wurde, mich zur Wahl zu stellen, obwohl ich meinen Job denkbar schlecht erledigt hatte nämlich überhaupt nicht.
Au weia, was ist das ganze Schulsystem sowas von verkorkst und kaputt, ich fasse es nicht.

Gruß, querulant49

Hallo Querulant49,

meine Erfahrungen sind ähnlich wie deine:
Die Wahl zum Elternbeirat wie auch zur Elternbeiratsvorsitzenden lief nach dem Motto „Wer das peinliche Schweigen nach der Frage nach Kandidaten als erste nicht mehr aushält, hat verloren bzw. den Posten bekommen.“
Und wenn man den Posten erst mal hat, wird man ihn nicht wieder los - es sei denn, das Kind wechselt die Schule.
Das mit der Materialliste versuche ich auch schon seit Jahren zu ändern - bisher ohne Erfolg.

Meine Schlussfolgerungen sind allerdings anders:
Es gibt ein gutes Mitbestimmungssystem, aber leider nutzen die Eltern es nicht. Die meisten wollen einfach ihre Ruhe haben. Sehr schade, so bleibt die Arbeit an den wenigen Engagierten hängen. Und die fühlen sich irgendwann als die Dummen, denn Anerkennung gibt es in den seltensten Fällen. Außerdem haben erstaunlich viele Erwachsene Angst vor Autoritäten (die oft gar keine sind), statt offen ihre Meinung zu vertreten.
Gerade deshalb bewundere ich das Engagement, das Röschen und wenige andere aufbringen! Mein Engagement hält sich in Grenzen, ist aber da, wenn es notwendig wird. Ich habe gelernt, auf mich selbst aufzupassen und auch mal Nein zu sagen, denn sonst wird man mit Arbeit überhäuft.

Mit Engagement kann man viel erreichen, aber nicht schnell, sondern in kleinen Schritten. Und die Geduld und Ausdauer müssen dazu kommen, sonst verpufft das ganze.

Frohe Ostern,

Sigrid