…und weiss, wie
selten Engagement ist.
Hallo Sigrid,
ich kann zwar nur über selbst erlebtes berichten, werde und will deshalb aber nicht verallgemeinern, muß aber dennoch befürchten, daß ich im folgenden eher die Regel beschreibe.
Ich habe die Institution „Elternbeirat“ als reinen Aktionismus wie auch Alibifunktion erlebt.
Ich hatte mich mal zur Wahl des ersten „Elternbeirates“ gestellt, weil sich sonst niemand der eher spärlich anwesenden Eltern dazu bereit erklärte. Der Wahlvorgang bzw. das Engagement der Einzelnen und die ganze Atmosphäre dort hatte den Charme einer Schnarchtüte.
In einer Art Funktionsonanie waren die Lehrer peinlichst genau bedacht, alles nach Vorschrift ablaufen zu lassen („Schriftführer“ und sonstige Scherze bestimmen). Erwartungsgemäß wurde ich gewählt und waltete prompt vor Ort gleich meines Amtes, und trug ein Problem vor, daß ich vorher schon mit einigen Eltern diskutiert hatte.
Ich trug nämlich den Lehrern vor, daß es ungünstig sei, wenn die Schüler erst nach den Sommerferien die Materialliste bekommen (Hefte, Blocks, Schreibzeug usw.). Es sei den Lehrern doch schon vor den Schulferien der Materialbedarf bekannt und könnte dann auch schon früher bekannt gemacht werden.
Durch die späte Kenntnismachung sei es aber nicht möglich, die in der Regel schon am Anfang der Sommerferien z.B. von Discountketten gemachten Sonderangebote bei Schul- und Schreibbedarf zu nutzen. Also wäre man auf teurere Angebote der Schreibwarengeschäfte angewiesen.
Weiter mahnte ich an, daß jeder Lehrer eine eigene Materialliste erstellt, was zur Folge hätte, daß die Eltern eine Woche lang ständig zum Schreibwarengeschäft laufen müßten, weil ihr Kind jeden Tag mit einer andere Liste eines anderen Lehrers nach Hause käme.
Hier müßte es doch möglich sein, daß sich die Lehrer zusammentun um eine gemeinsame Materialliste zu erstellen.
Es war erschreckend zu sehen, wie im Moment meines Vortrages alle Eltern auf Tauchstation gingen, den Nacken einzogen, sich schon rein körperlich von meinem Vortag distanzierten, unter dem Motto: nicht auffallen, nicht anecken, nicht opponieren. Damit fielen die gleichen Eltern die vorher mit mir in meiner Kritik einer Meinung waren, in den Rücken.
Dies ist etwa 20 Jahre her, vom hörensagen weiß ich, daß sich bis Heute nichts geändert hat bezüglich Materialbedarf nach den Sommerferien. Meine damaliges Anliegen muß also bei den Lehrern zum einen Ohr rein und zum andern wieder rausgegangen sein.
Eine Woche nach meiner Wahl bat mich die Klassenlehrerin irgend ne Liste für die Eltern zigfach auszudrucken, mit meinem Drucker und auf meine Kosten versteht sich.
Ich habe dies abgelehnt, fühlte mich ausgenutzt und hab mich spätestens ab dem Zeitpunkt innerlich und praktisch von meinem „Posten“ verabschiedet, hab keinen Finger mehr krumm gemacht, war „erster Beirat“ nur noch auf dem Papier.
Trotzdem drehte sich die Welt weiter, nichts passierte, auch ohne mich funktionierte die Schule weiter. Der praktische Beweis war offensictlich erbracht, daß dieses Elternbeiratgeschmuhe, diese Pseudomitbestimmung schlicht überflüssig ist, höchstens als eine Plattform unter sich bleibender „gutsituierter“ taugt, die sowieso überall mitreden und mitmischen wollen und lediglich Vorteile für ihre Sprößlinge rausholen wollen unter dem Deckmäntelchen einer angeblichen „sozialen Ader“ sich für die Belange der anderen Eltern einsetzen zu wollen.
Für seine Kids das beste zu wollen, ist ja erst mal nichts verwerfliches, die Heuchelei schon.
Der Witz war, daß ich bei der nächsten Wahl wiederum gebeten wurde, mich zur Wahl zu stellen, obwohl ich meinen Job denkbar schlecht erledigt hatte nämlich überhaupt nicht.
Au weia, was ist das ganze Schulsystem sowas von verkorkst und kaputt, ich fasse es nicht.
Gruß, querulant49