Die Berater Kaiser Konstantins

Hallo,

Kaiser Konstantin reiste sicherlich nicht alleine nach Nicäa, zum Konzil 325. 2000 Bischöfe waren geladen, 300 kamen, wer waren die Berater Konstantins?

Gab es unter seinen Beratern politische und/oder religiöse Vorgaben? Welcher Religion gehörten sie an? Lebten zu dieser Zeit exilierte Juden in Rom? Ging es bei diesem Konzil überhaupt um Religion oder eher um Militärstrategien?

Gruß Fralang

Hosios von Cordoba und Eusebius
Hi FraLang.

Kaiser Konstantin reiste sicherlich nicht alleine nach Nicäa,
zum Konzil 325. 2000 Bischöfe waren geladen, 300 kamen,

Welche alle superfürstlich von K. bewirtet wurden. Eusebius berichtet, dass die Szenerie bei einem Festbankett mit den Teilnehmern einem „Bild von Reiche Christi“ glich. Natürlich ging es K. in erster Linie um die Vereinheitlichung einer Religion, der er seit einiger Zeit ungetauft zuneigte und deren machtpolitisches Potential er genial erkannte und nutzte. Er betrachtete den Christengott hauptsächlich als Garanten für militärische Siege. Das entspricht dem „Gebrauchswert“, den Götter im allgemeinen für die Menschen jener und vorangehender Zeiten (Mesopotamien, Ugarit, Kanaan usw.) hatten.

Als K.´s wichtigste Berater können sein Freund, der Bischof von Cordoba, Hosios , sowie obengenannter Eusebius von Cäsarea, gelten. Letzterer gehörte anfangs zur Gegenpartei des Athanasius, schmeichelte sich dann aber opportunistisch bei K. ein und beriet ihn fortan.

Chan

Hallo!

Lebten zu dieser
Zeit exilierte Juden in Rom?

Ich denke, du meinst nicht „in dieser Zeit exilierte Juden“.
Juden lebten in Rom lange schon, bevor im Jahr 63 v. Chr. die Römer Jerusalem eroberten und Juden als Gefangene nach Rom verschleppten.
Zu einer neuen Deportation kam es nach der Zerstörung des Tempels und der Niederwerfung der Aufstände in Palästina durch Vespasian und Titus. Etliche Tausend Juden mussten beim Bau des Kolosseums mitarbeiten. Auf diese sog. Juden des Titus, also die in der Antike nach Rom gekommenen Juden, führte sich die „Schule des Tempels“ zurück, eine der fünf Gruppierungen („Schulen“), die bei der Aufhebung des Ghettos (1885) bestanden.
In der Antike gab es in Rom mehr Synagogen (mindestens dreizehn) als im Mittelalter (zehn).
Die Juden lebten in der Antike „trans Tiberim“, also in Trastevere*, zusammen mit anderen Einwanderern aus dem Osten, oder bei der Porticus der Octavia, wo sich das Ghetto entwickelte und wo heute die einzige Synagoge Roms steht. Warum sie im Mittelalter Trastevere verlassen haben und in die Stadt hinübergezogen sind, ist nicht bekannt.

* Dort kann man oberhalb der Via Dandolo die ausgegrabenen Fundamente eines syrischen Heiligtums sehen, von den Synagogen dort weiß ich nichts.

Falls ich deine Frage falsch verstanden habe und du hast es trotzdem gelesen - vergiss es wieder.

Schönen Gruß!
H.

Hi Chan,

deren machtpolitisches Potential er genial erkannte und
nutzte. Er betrachtete den Christengott hauptsächlich als
Garanten für militärische Siege.

Viele damalige Christengemeinden verweigerten den Militärdienst. K. zog einige Bischöfe, die er mit Ländereien und Besitztümern reich beschenkte, auf seine Seite, sie mussten im Gegenzug ihren Gläubigen den Kriegsdienst erlauben. Nun ging es beim Konzil darum, auch die anderen Bischöfe davon zu ‚überzeugen‘. Das dürfte wohl ausreichend Motivation gewesen sein. K. wollte eine zentrale Verwaltung der Christengemeinden, um dort mitbestimmen zu können.

Hatte er selber die Ideen dazu? Was kam von Hosios und Eusebius? Was ich einen Moment dachte, was aber eher nicht der Fall gewesen sein wird, dass in Rom lebende Juden Ideenspender dazu waren. Sie hätten ein Motiv gehabt, nämlich sich gegen judenfeindliche Christengemeinden zur Wehr zu setzen. Viele der in ihren Ansichten weit auseinandertriftenden Christengemeinden waren nicht besonders judenfreundlich. Haben sie ihnen doch Jesus ermordet. Und von David und Salomon wollten sie auch nichts wissen.

Ob hier eine jüdische Einflussnahme stattfand, war nur so ein Gedanke von mir.

Gruß Fralang

Hallo Hannes,

du hast meine Frage völlig richtig verstanden.

Ich denke, du meinst nicht „in dieser Zeit exilierte Juden“.

Ich meine natürlich: „Lebten (in dieser Zeit) (exilierte Juden) in Rom“ - Ein Manko in den syntaktischen Regeln der Sprache.

In der Antike gab es in Rom mehr Synagogen (mindestens
dreizehn) als im Mittelalter (zehn).

Im Jahr 325 gab es also auch schon jüdische Familien, die über 200 Jahre in Rom lebten. Durchaus vorstellbar, dass einige von ihnen bereits zu Wohlstand kamen. Meine Frage wäre nun, ob sie eventuell auch schon politischen Einfluss hatten. Das Thema Judenfeindlichkeit in verschiedenen Christengemeinden könnte ja ein Motiv gewesen sein, in einem Konzil diverse Evangelien zu verbieten.

Was hat wohl in den 50 verbrannten Evangelien gestanden? Warum wurden Bischöfe, die nicht einlenkten, in die Verbannung geschickt? War es nur wegen der Militärdienst-Verweigerung?

Das sind die Fragen, denen ich gerade nachzugehen versuche.

Gruß Fralang

Ein Terminator namens Monk auf dem Kaiserthron
Hi FraLang.

Nun ging es beim Konzil darum, auch die anderen Bischöfe davon zu ‚überzeugen‘. Das dürfte wohl ausreichend Motivation gewesen sein. K. wollte eine zentrale Verwaltung der Christengemeinden, um dort mitbestimmen zu können.

Konstantin war ein Machtmensch. Das definiert ihn. Macht, Macht und nochmals Macht – das war sein Credo. Entsprechend sieht er seinen „Gott“ primär als Machtinstanz. In seinem Brief 13, 9 schreibt er: „Für die Gottheit ist jenes Wesen zu halten, das allein und wahrhaft ist und zu allen Zeiten die Macht hat.“

K. war ein machtbesessener Killer auf dem Kaiserthron, der im Stil jener Zeit von Gottesphantasien besessen war und nicht davor zurückschreckte, seine Verwandten (vielleicht aus paranoiden Motiven) ermorden zu lassen – nämlich seinen Sohn, seine Ehefrau und einige andere. Er war auch besessen davon, Gesetze zu erlassen. Die Befolgung von Gesetzen diente seiner Ansicht nach dazu, den Siegergott für sich günstig zu stimmen. Fast schon eine Zwanghaftigkeit, die an Adrian Monk erinnnert :smile: Denn die meisten dieser Gesetze erschienen den Zeitgenossen als völlig überflüssig.

Hatte er selber die Ideen dazu?

K. war für die Rolle des Erhebers des Christentums zur dominierenden Religion im Römischen Reichs von vornherein prädestiniert. Der Übergang war fließend. Von seinem kaiserlichen Vater Constantius übernahm er den Glauben an den Sonnengott Sol, den Gott eines alten römischen Kultes. Vor der entscheidenden Schlacht gegen seinen Konkurrenten Maxentius verschob sich diese Gottesvorstellung hin zum Gott der Christen. Nachdem die Schlacht gewonnen war, galt für K. der Gott des Christentums als zuverlässiger Garant seiner militärischen Unbesiegbarkeit. Damit stand K.s Gott in der Tradition der jüdischen Idee vom Siegergott „Jahwe“.

Was kam von Hosios und Eusebius?

Hosios kannte K. seit 313, also dem Jahr nach der christlichen Wende im Denken K.s. Er beriet den Kaiser z.B. im Zusammenhang mit dem aufrührerischen (christlichen) Donatisten. Er war auch als Schlichter im Arianischen Streit aktiv – oder was damals als „Schlichter“ so galt.

Eusebius war, was ich im vorigen Post nicht erwähnte, bereits kurz nach K.s Sieg über Maxentius ab 313 ein wichtiger Berater K.s (und nicht erst seit dem Konzil von Nizäa). Der Grund war vor allem seine theologische Belesenheit. Ich bin allerdings mittlerweile auf eine Sekundärquelle gestoßen, die E.s Rolle bei K. in wirklich wichtigen Fragen stark relativiert und abmildert. In Fachkreisen gibt es da wohl keine Einigkeit.

Was ich einen Moment dachte, was aber eher nicht der Fall gewesen sein wird, dass in Rom lebende Juden Ideenspender dazu waren.

Halte ich für sehr unwahrscheinlich. Die Sekundärquellen schweigen sich darüber jedenfalls aus.

Chan

Danke für die Infos.