Die Bundesregierung erklärt den Armen den Krieg

Wirtschafts- und Arbeitsminister Clement plant massive Kürzung der Arbeitslosenunterstützung

Von Dietmar Henning
2. November 2002

Die Bundesregierung plant scharfe Kürzungen zu Lasten der Arbeitslosen. Obwohl die Arbeitslosenzahlen steigen, will Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) die Ausgaben für Arbeitslose im kommenden Jahr um 6,5 Milliarden Euro senken. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf leitete er am Mittwoch Abend dem Kabinett zu.

Hauptleidtragende sind Langzeitarbeitslose. Allein die Kürzungen bei der Arbeitslosenhilfe sollen sich im kommenden Jahr auf 2,3 Milliarden Euro belaufen und 2004 auf 5,1 Milliarden Euro steigen. Die Arbeitslosenhilfe wird im Anschluss an das etwas höhere Arbeitslosengeld gezahlt, welches je nach Dauer der vorherigen Berufstätigkeit für die ersten 6 bis höchstens 32 Monate der Arbeitslosigkeit gewährt wird.Laut einer Berechnung aus den Koalitionsverhandlungen, die der Frankfurter Rundschau vorliegt, werden als Folge mehr als 27 Prozent der rund 1,3 Millionen Langzeitarbeitslosen keine Unterstützung vom Staat mehr beziehen.

Clements Gesetzentwurf richtet sich vor allem gegen Arbeitslosenhilfeempfänger, die sich im Laufe ihres Arbeitslebens zur Altersabsicherung ein wenig Geld angespart haben oder deren Partner über ein eigenes Einkommen verfügt. Während es die rot-grüne Koalition ablehnt, eine Vermögenssteuer für die Wohlhabenden einzuführen, sollen Arbeitslose in Zukunft ihre bescheidenen Ersparnisse aufbrauchen, bevor sie Anspruch auf staatliche Unterstützung haben.

Bislang errechnet sich die Obergrenze von Erspartem, das Arbeitslosenhilfeempfänger nicht antasten mussten, nach der Formel Altersjahre mal 520 Euro. Für einen 50-Jährigen bedeutete dies, dass ein Sparguthaben bis zu 26.000 Euro nicht auf die Arbeitslosenhilfe angerechnet wurde. Nach der neuen Formel werden pro Altersjahr nur noch 200 Euro zugestanden, für einen 50-Jährigen also 10.000 Euro. Die maximale Obergrenze wird von 33.800 auf 13.000 Euro herabgesetzt. Alle darüber liegenden Ersparnisse werden auf die Stütze angerechnet.

Außerdem wird das Einkommen von Partnern bei der Berechnung der Arbeitslosenhilfe stärker angerechnet als heute. So können Werbungskosten, Kosten für Versicherungen und ein pauschales Existenzminimum bei der Berechnung des Haushaltseinkommens nicht länger abgezogen werden. Weil das errechnete Haushaltseinkommen dadurch steigt, fallen die Ansprüche langzeitarbeitsloser Lebenspartner entsprechend niedriger aus.

Diese Einschnitte sind der erste Schritt zur Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, die sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt hat. Bei der ohnehin schon niedrigen Sozialhilfe gelten noch geringere Vermögensgrenzen. Selbst ein Auto gilt als „Vermögen“, sein Besitz ist den meisten Sozialhilfeempfängern verwehrt.

Clements Gesetzentwurf sah ursprünglich auch massive Einschnitte bei Familien vor. Das Arbeitslosengeld von derzeit 67 Prozent des letzten Nettolohnes für Arbeitslose mit Kindern (Kinderlose erhalten 60 Prozent) sollte im kommenden Jahr auf 65 Prozent und 2004 auf 63 Prozent gesenkt werden. Die niedrigere Arbeitslosenhilfe sollte in vergleichbarem Maße gesenkt werden - von derzeit 57 Prozent auf 55 und 2004 auf 54 Prozent. (…)

Der vollständige Artikel unter: http://www.wsws.org/de/2002/nov2002/harz-n02_prn.html

Hi Marco,

was gibt es denn da zu mäkeln. Jene die es trifft, haben die heutige Bundesregierung gewählt. Sie sind also mit den Kürzungen einverstanden.

Gruss Günter

Hallo Günter,

diese absolut *Blümchenschenk* Antwort hättest Dir wirklich sparen können.

Gerd

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

diese absolut *Blümchenschenk* Antwort hättest Dir wirklich
sparen können.

Den Zusammenhang erkenne ich nicht. Die Regierung ist mit dem Anspruch angetreten, genau die Leute zu vertreten, die nach den aktuellen Vorhaben am heftigsten geschröpft werden.

Insofern hat es jeder genauso verdient, wie es gerade auf ihn zukommt. Und witzigerweise trifft es genau die, die es eigentlich nicht treffen sollte aber die die aktuelle Übergangsregierung gewählt haben. Die Häme ist ganz auf meiner Seite.

Gruß
Christian

Moin Günter,

was gibt es denn da zu mäkeln. Jene die es trifft, haben die
heutige Bundesregierung gewählt. Sie sind also mit den
Kürzungen einverstanden.

Das stimmt so nicht. Das Ergebnis der Arbeitslosen:

SPD 39% -5
Union 29% +8
Grüne 9% +1
FDP 7% +3
PDS 10% -3

Also: rotgrün vor Union/FDP, aber eine Mehrheit hat rotgrün hier nicht. Und Union/FDP ist um 11 Prozentpunkte in dieser Gruppe gestiegen, während rotgrün Einbussen erlitten haben. Die höchsten Prozentsätze hat rotgrün bei Angestellten (50%) und Beamten (52%) gehabt. Die grössten Steigerungen bei Beamten (+1), Selbstständigen (+1), Rentner (+2) und Auszubildende (+3).

Gruss Günter

Ciao

Ralf

Völlig korrekt
Hi!

Das war schon lange notwendig, denn dass bei einem drohenden Staatbankrott nicht immer weniger Erwerbstätige immer mehr Arbeitslose auf unverändertem Niveau füttern können, müsste eigentlich klar sein.

Grüße,

Mathias

Diebstahl
Hallo Marco,

(…)

Clements Gesetzentwurf sah ursprünglich auch massive
Einschnitte bei Familien vor. Das Arbeitslosengeld von derzeit
67 Prozent des letzten Nettolohnes für Arbeitslose mit Kindern
(Kinderlose erhalten 60 Prozent) sollte im kommenden Jahr auf
65 Prozent und 2004 auf 63 Prozent gesenkt werden. Die
niedrigere Arbeitslosenhilfe sollte in vergleichbarem Maße
gesenkt werden - von derzeit 57 Prozent auf 55 und 2004 auf 54
Prozent. (…)

über den von mir weggelassenen Teil kann man ja noch reden. Dies ist eine Sozialleistung, die wie alle Ausgaben auf den Prüfstand gehört.
Das Arbeitslosengeld aber ist eine VERSICHERUNG, für die ICH und mein Arbeitgeber einzahlt.
Wenn man nun die Leistungen kürzt, ohne den Beitrag zu senken ist das für mich Diebstahl. Jede Auto-, Hausrat- oder Haftpflichtversicherung würde ich in einem solchen Fall kündigen.

Hätte ich die Beiträge meines 20jährigen Arbeitslebens gewinnbringend angelgt, könnte ich (37) jetzt schon in Rente gehen…

Schönen Gruß, Joe