Die depressive Jugend?

Guten Abend.

Ich will hier ein Thema ansprechen, dass mir selber nicht unbekannt ist.

Viele Jugendliche, die ich kenne, haben Depressionen. Manche davon haben schon versucht sich das Leben zu nehmen.
Mir selber geht es nicht anders.

Was ich mich dabei frage, ist, ob das nur ein Problem der jetzigen Generation ist, oder ob ihr (die „Älteren“) auch davon sprechen könnt.

Wäre euch für ehrliche Antworten wirklich dankbar.

Gruß, David

Guten Morgen David,

wenn ich eine Empfehlung äußern darf, vielleicht bekommst du mehr Antworten im Psychologie-Brett?..

Gruß

Ja stimmt ist mir gestern abend nicht eingefallen…Danke!

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Viele Jugendliche, die ich kenne, haben Depressionen. Manche
davon haben schon versucht sich das Leben zu nehmen.
Mir selber geht es nicht anders.

Was ich mich dabei frage, ist, ob das nur ein Problem der
jetzigen Generation ist, oder ob ihr (die „Älteren“) auch
davon sprechen könnt.

Hallo,

[ich kann mit Deiner Wahl des Brettes leben.]

Spontan hatte ich gerade den Eindruck, Du hast gerade einen akuten Durchhänger und sucht jetzt Trost im Leid der anderen? - Nein, vergiss das, ein unpassender Scherz.

Als Hobbysozialwissenschaftler und Küchenpsychologe möchte ich denken, dass Depressionen nicht vom Lebensalter, sondern von der Lebenssituation abhängig sind. Wann solche Lebenssituationen als besonders belastend oder gar so aussichtslos erscheinen, dass der Gedanke an Selbstmord aufkommt, dürfte individuell verschieden sein.

Um konkret zu werden: Nicht nur einmal kam mir während besonders belastender Lebensphasen in den Sinn, eine hohe Brücke aufzusuchen, um endlos zu fallen. Meistens wirbelten mir solche Gedanken am Ende eines langen und besonders beschissenen Tages durch den Kopf. Glücklicherweise habe ich mich dann immer gegen die Brücke und für das Bett entschieden. Am nächsten Morgen sah die Lage regelmäßig sonniger aus, und ich war wieder optimistischer, dass sie zu bewältigen sei.

Nun wird der Psychologe in solchem akuten Fall wahrscheinlich nicht von Depression sprechen. Aber Deine vorsichtige Annahme, dass Depressionen vielleicht besonders häufig bei Jugendlichen auftreten, halte ich bis zur Präsentation gut gefälschter Statistiken für anzweifelbar.

Gruß,
Andreas

P.S.: Warum auch Jugendliche Depressionen haben, dazu mache ich mir so meine Gedanken. Aber das war ja nicht Deine Frage.

[ich kann mit Deiner Wahl des Brettes leben.]

Ich auch
Hallo, Andreas

Als Hobbysozialwissenschaftler und Küchenpsychologe möchte ich
denken, dass Depressionen nicht vom Lebensalter, sondern von
der Lebenssituation abhängig sind.

Zustimmung. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die Pubertät und auch die Zeit danach eine der Belastendsten des ganzen Lebens sein kann. Hier kommt zum ersten Mal die Sinnfrage und oft wird die eigene Zukunft in eher düsteren Farben gesehen. Hier findet dann auch oft die Hinwendung zu irgendeiner Heilslehre statt, die Hilfe bei der Bewältigung dieser inneren Zerrissenheit verspricht.

Übrigens kommt auch im späteren Leben noch einmal eine, wenn auch nicht so ausgeprägte Krise: Wenn man plötzlich merkt, dass man älter wird, dass die Chancen zur Veränderung seltener werden, wenn man sich überlegt, ob man denn für sein Leben die Weichen richtig gestellt hat.
Meist findet das (beim Mann) nach Überschreiten des vierten Jahrzehntes statt - Midlife-Krisis.

Durch die „Leiden des jungen Werther“ aber muss wohl Männlein und Weiblein durch. Die meisten packen es, andere zerbrechen daran.

Grüße
Eckard

Sehr verehrter Mr. Bones,

Als Hobbysozialwissenschaftler und Küchenpsychologe möchte ich
denken, dass Depressionen nicht vom Lebensalter, sondern von
der Lebenssituation abhängig sind. Wann solche
Lebenssituationen als besonders belastend oder gar so
aussichtslos erscheinen, dass der Gedanke an Selbstmord
aufkommt, dürfte individuell verschieden sein.

Ich erlaube mir der guten Ordnung halber darauf hinzuweisen, dass es verschiedene Formen der Depression gibt.

„Psychogene Depression seelische Ursache. Reaktionen auf Schicksalsschläge( Todesfälle, Krisen, finanzielle Probleme, etc.) mangelhafte Verarbeitung frühkindlicher Erlebnisse, Dauerkonflikte
endogene Depression keine klar erkennbare Ursache. endogen = im Innern. z.B. Manisch-Depressive oder der depressive Wahn
somatogene Depression körperliche Ursache. Krankheiten wie z.B. Aids, Migräne, Krebs, Diabetes, Alzheimer
besondere Lebenslagen best. Alter oder best. Ereignis sin ausschlaggebend für eine Depression. Altersdepression aufgrund von Isolation, hormonelle Veränderungen der Frau.“

Menno, jetzt willst Du die Quelle wissen, ist mir verlustig gegangen - ist also nicht auf meinem Mist gewachsen.

Gleichzeitig möchte ich - ganz küchenmeisterlich - bemerken, dass das Werther-Syndrom, das Eckart schon ansprach, einen Virus in sich trägt, das in höchstem Maße ansteckend ist - d.h. ich wage die Behauptung, dass auch der Hang der Jugend zu okkulten Messen, Satanismus in jedweder Form sowie die Existenz sog. Suizid-Foren ‚Mode‘-Depressionen, die irgendwann in ‚echte‘ Depressionen münden, gebiert die dann mit fatalem Ausgang enden.

Gruß zum WE
Anja

1 Like

hallo david,

als ich so zwischen 16 und 20 war, habe ich mich sehr oft depressiv gefühlt. und damit war ich auch nicht alleine, sondern es war teilweise schon fast „cool“, wenn es einem schlecht ging.

wenn ich heute daran zurück denke, dann versteh ich mich manchmal selbst nicht mehr, ich bin da einfach rausgewachsen.

vielleicht ist es eine art trauer, dass man die kindheit verlassen hat - wirklich erwachsen ist man aber auch noch nicht.

liebe grüssli
coco

Hallo, Eckard (und Anja)!

Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die
Pubertät und auch die Zeit danach eine der Belastendsten des
ganzen Lebens sein kann.

Du formulierst vorsichtig, ich will dir auch nicht um des Widersprechens widersprechen - aber ich glaube das solange nicht, bis hier jemand Zahlen präsentiert, die das belegen.

Ich bezweifele nicht die mit der Pubertät verbundenen Stimmungsschwankungen, die selbstverständlich auch zu Depressionen führen können. Mir will nur nicht einleuchten, weshalb der prozentuale Anteil depressiver Jugendlicher in deren Altersklasse deutlich höher sein sollte als entsprechende Vergleichsgruppen in älteren Jahrgängen. - Vielleicht hat sich das ja in den letzten Jahrzehnten geändert, ich lasse mich gerne belehren. Wie gesagt, ein paar Zahlen wären hilfreich, keine persönlichen Eindrücke, Erfahrungen, Behauptungen (so wie meine jetzt).

Hier kommt zum ersten Mal die
Sinnfrage und oft wird die eigene Zukunft in eher düsteren
Farben gesehen. Hier findet dann auch oft die Hinwendung zu
irgendeiner Heilslehre statt, die Hilfe bei der Bewältigung
dieser inneren Zerrissenheit verspricht.

Über Gründe und mögliche Auswirkungen einer Depression im jugendlichen Alter gibt es nichts zu streiten. Ein Jugendlicher, der sich neben seinen alterstypischen Problemen heutzutage nach Kräften, aber vergeblich um Ausbildungs- oder Arbeitsplatz bemüht, mag wohl früher trübsinnig werden als jemand aus meiner Generation. Ich gehöre zwar einem der geburtenstarken Jahrgänge an - ernsthafte Sorgen, keinen Ausbildungs-/Arbeitsplatz zu finden, hatte ich hingegen nie. Dies hat sich glücklicherweise dann auch so gefügt, und so gab es in dieser Hinsicht - Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Zukunftsängste - nichts zu grübeln und zu verzweifeln.

Übrigens kommt auch im späteren Leben noch einmal eine, wenn
auch nicht so ausgeprägte Krise: Wenn man plötzlich merkt,
dass man älter wird, dass die Chancen zur Veränderung seltener
werden, wenn man sich überlegt, ob man denn für sein Leben die
Weichen richtig gestellt hat.
Meist findet das (beim Mann) nach Überschreiten des vierten
Jahrzehntes statt - Midlife-Krisis.

Für meinen Teil bin ich damit (noch) verschont. Vielleicht liegt es daran, dass sich bestimmte Lebensziele erst relativ spät verwirklichen ließen, und ich deshalb in der derzeitigen Situation das Gefühl habe, die richtige Entscheidungen zur richtigen Zeit getroffen zu haben. Auf jeden Fall liegt es auch daran, dass ich (wir) bisher von schweren Schicksalsschlägen verschont geblieben sind - das trägt ungemein zur inneren Stabilität bei! Ich weiß diese Dinge mittlerweile als Glück zu würdigen, bin aber trotzdem unbescheiden genug, mir zu wünschen, dass sich dies noch lange fortsetzt.

Das war jetzt recht persönlich. Um nochmals den Kurve zu Davids unausgesprochener Vermutung zu bekommen, Jugendliche seien besonders depressiv: Die von mir angedachten Schicksalsschläge - Tod, Krankheit, Familienprobleme, Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, [bitte ergänzen] - orientieren sich nicht eindeutig am Alter. Sicher, die spezifischen Probleme der Pubertät entfallen, der erste Liebeskummer ist einmalig - aber macht das den späteren zweiten (dritten, vierten, …) wirklich weniger dramatisch?

Bis zum Beweis des Gegenteils erinnere ich mich einer zu Tode betrübten, aber auch himmelhoch jauchzenden Jugendzeit. Suizidgedanken gingen damals genauso schnell, wie sie kamen. Nicht nur bei mir, auch bei meinen Freunden.

Zu Anjas Posting möchte ich noch bemerken, dass wir das „Werther-Syndrom“ am nächsten Mittwoch in der Teeküche besprechen sollten. Dann werde ich dir auch erklären, was ich als Alltagspsychologe so furchtbar an den zitierten Fachwörterbuchdefinitionen finde :wink:

Grüße an alle,
Andreas