Naja, offensichtlich liegt der Grund zumindest nicht darin, dass man ernsthafte Reformierungsbemühungen bemerkt hätte. Die Probleme der EU liegen auf der Hand: In Brüssel ist ein riesiger Moloch entstanden. Statt eines kleinen Teams von Spezialisten vorzuhalten greift die EU immer mehr in die Souveränität der Mitgliedsstaaten ein und untergräbt das Subsidiaritätsprinzip.
Man hätte ja wenigstens anfangen können, zum Beispiel indem man die Zahl der Kommissare verringert oder klare Bereiche abgrenzt, in denen die EU nichts zu sagen hat (beispielsweise bei allem, was Meinungsäußerungen betrifft, denn da regieren die ungewählten Funktionäre schon massiv hinein). Stattdessen macht man sich nur Sorgen ums Image und hofft (siehe @Hans_J_rgen_Schneider), durch den vermeintlichen Misserfolg der Briten wieder an Zustimmung gewinnen zu können. Wie ein Unternehmen, das durch Marktforschung seine Produkte besser an den Mann bringen will. Oder wie in nicht funktionierenden politischen Systemen, in denen man massiv auf Propaganda setzt.
„Hat die EU-Mitgliedschaft Vorteile für Ihr Land?“ wird da gefragt. Was für eine Frage. Selbst ich müsste sie mit ja beantworten. Natürlich bringt die EU Vorteile, zum Beispiel im Hinblick auf Standardisierung für die Industrie. Man stelle sich vor, ein Industriebetrieb will seine Produkte EU-weit verkaufen und müsste 27 unterschiedliche Regularien beachten. Wer würde da durchblicken? Ist ja wohl auch kein Wunder, dass besonders Deutschland profitiert und die Bürger die EU nicht einfach weghaben möchten. Die Arbeitslosenzahlen sind (bei uns) niedrig wie lange nicht.
Aber damit die EU sich eben nicht aufbläht, sondern auf ihre Kernkompetenzen beschränkt, brauchen wir auch bei uns politische Kräfte, die die EU etwas zurechtstutzen. Sonst geraten auch unsere Arbeitsplätze in Gefahr. Denn wenn die No-Borders-Fraktion sich weiter durchsetzt, werden mehr und mehr Staaten davon weg wollen.