- „Guten Tag, Herr Bohl! Sie waren doch Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts, nun sagen Sie doch mal, wo sind denn jetzt die Leuna-Aktie, die so plötzlich und zufällig aus dem Kanzleramt verschwanden?“
Doch Herr Bohl schweigt - und die Medien auch schon längst wieder. Denn ob es sich um Erdbeben in El Salvador oder im Bundeskanzleramt handelt, alles hat die gleiche Wertigkeit und ist nach kurzer Zeit abgehandelt. Dann überlassen wir es eben der von (fast) allen politischen Entscheidungen befreiten Bevölkerung, sich seine Meinung zu bilden.
Als Vorabinformation: Laut einer Umfrage von Studenten der Uni Marburg arbeiten Politiker - unter Vorbehalt gewisser Übertreibungen - in den Sitzungswochen 77,9 Stunden, in den sitzungsfreien Wochen 78,1 Stunden. (Das wären von Montag bis Sonntag täglich mehr als elf Stunden.)
Die Wochenarbeitszeit von Führungskräften wiederum liegt laut einer Kienbaum-Studie bei 71% zw. 50 und 70 Stunden, bei 24% sogar zw. 70 und 90 Stunden. (Das wären von Montag bis Sonntag täglich 7-10 bzw. 10-13 Stunden.)
Friedrich Pohl, CDU, über die hessische Landesliste erneut in den Bundestag gelangt, ist Generalbevollmächtigter der DVAG (Deutsche Vermögensberatungs AG).
Die DVAG ist ein Strukturvertrieb und bezeichnet sich als den grössten und erfolgreichsten Finanzvertrieb Europas mit rund 18.000 Vermögensberatern. Sie vertreibt die Produkte namhafter deutscher Versicherungen und Banken, was den Vorteil besitzt, dass die Versicherungs- und Bankenkonzerne von ihrer Beratungspflicht befreit sind und dies der DVAG überlassen können. Die sogenannten Vermögensberater der DVAG arbeiten jedoch auf Provisionsbasis, und ihr Ziel ist die möglichst schnelle Unterschrift unter eine Police. In der Vergangenheit gab es etliche kritische Artikel und Studien zur DVAG.
Neben Friedrich Bohl ist auch der ehemalige Regierunssprecher Friedhelm Ost (CDU), MdB, Generalbevollmächtigter bei der DVAG. Beiratsmitglieder dieser AG sind u. a. die Vizepräsidentin Anke Fuchs (SPD), MdB, und Helmut Kohl (CDU), MdB, der Beiratsvorsitzender wurde.
Erstaunlich, wie es diese Menschen schaffen, neben ihrem Job im Bundestag, der ja nicht gerade kümmerlich bezahlt wird, auch die Zeit zu finden, für diverse Gesellschaften und Unternehmen tätig zu sein. Von der zusätzlichen Bezahlung einmal ganz abgesehen, denn vorrangig geht es um den politischen Einfluss, den diese berufenen Politiker haben.
Ja, so beweist man Arbeitslosen und Noch-Arbeitnehmers, was es heisst, im „kollektiven Freizeitpark“ flexibel und mobil zu sein. Sehr gerne wäre man das auch, wenn man trotz fehlender Qualifikation, aber mit vorteilhaftem Einfluss üppig entlohnte Nebenjobs erhalten würde; oder man ebenfalls den Umzug bezahlt bekommt und/oder einen Chauffeur zur Seite hat.
Quellen:
„Das gekaufte Parlament“, Friedhelm Schwarz:
http://brainbook.de/brainbook.de/navigation/topnav.html
Friedrich Bohl (CDU), MdB:
http://www.bundestag.de/mdb14/bio/bohl_fr0.htm
Friedhelm Ost (CDU), MdB:
http://www.bundestag.de/mdb14/bio/ost__fr0.htm
Anke Fuchs (SPD), MdB:
http://www.bundestag.de/mdb14/bio/fuchsan0.htm
Helmut Kohl (CDU), MdB:
http://www.bundestag.de/mdb14/bio/kohl_he0.htm
Deutsche Vermögensberatungs AG (DVAG):
http://www.dvag.de
(s. zu Fuchs und Kohl: http://www.dvag.de/presseberichte/pb050900-2.html)
(s. Kooperationen m. Versicherungen u. Banken: http://www.dvag.de/1.5.html)
Machenschaften der DVAG:
http://home.t-online.de/home/082387539-0001/allfinan…
http://verbraucherschutz.wtal.de/dvag.htm?a-dvag03.htm
Der Spiegel zur DVAG:
„Kohl wird Vermögensberater“
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,917…
„Friedhelm Ost gab vertrauliche Unterlagen weiter“
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,65354,00…
„Gespendet, um ein Gesetz zu verhindern?“
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,64028,00…