Die Folgen von Erfurt - neue Schulkultur?!

Hallo liebe Wissenden,

in diesem Spiegel-Interview http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,1950… fordert die Bundesbildungsministerin (Mann, ist das ein Wort…)
eine neue „Schulkultur“…

Wie ist denn eure Meinung dazu? Muss man in puncto Ausgaben für die Bildung nicht jetzt doch umdenken? Ist die Länderhoheit in der Sache der Bildung wirklich ein Hemmnis für die moderne Entwicklung der Bildung in Deutschland?

Bin sehr gespannt auf eure Meinung…

Liebe Grüsse

Matthias

P.S.: Ich hoffe, dass man hier sachlich diskutiert und nicht wie ein gewisser zapriano aka dizarus nur eines kennt… nämlich durch Unwissenheit und Unsachlichkeit zu glänzen…

Leider kann ich nur für das Bildungswesen in Bayern sprechen, weil ich mich in den anderen Bundesländern zu wenig auskenne, um qualifizierte Äußerungen von mir zu geben… andererseits denke ich aber auch, dass die Bundesländer im Bereich der Bildung alle ähnliche Probleme haben…
Das Hauptproblem sehe ich nicht darin, dass das deutsche Bildugssystem gesplittet ist, sondern dass es überall an finanzieller Unterstützung mangelt, die sich vor allem dadurch zeigt, dass an Lehrern und Lehrmitteln gespart wird, wo es nur geht! Das sich dies über kurz oder lang auch auf die Qualität der Schulbildung auswirkt, dürfte wohl jedem klar sein…

Frau Buhlmann fordert ein „lernfreundliches Klima“… dazu fällt mir nur der neue GS-Lehrplan (2000) in Bayern ein, wo Unterrichtsstunden gekürzt, aber die zu vermittelnden Inhalte mehr geworden sind!? Oder ein Blick auf die 4. Klasse, wo der Notendurchschnitt entscheidet, welche weiterführende Schule man besuchen darf!?
Dass diese Umstände Tatsachen sind, die man angesichts der zunehmenden Zahl psychisch kranker Kinder und Jugendlichen, die dem Leistungsdruck nicht mehr stand halten können, besser ändern sollte, ist allen bekannt… aber Vorschläge, wie man die derzeitige Situation an den Schulen ändert, bekommt man nie zu hören! Ankündigung „ja“ - Umsetzung „nein“!

Demgegen stehen dann auch (entsprechend widersprüchlich meiner Ansicht nach) solche Forderungen wie „Abitur nach der 12.Klasse“ (ich war in meinen zwei Abi-Jahren froh, ab und zu noch einen Nachmittag frei gehabt zu haben) oder „Englisch schon im Kindergarten“…

Und Frau Buhlmann fordert eine neue „Schulkultur“… *gg*… den Begriff muss sie mir erstmal definieren!? An meiner Uni gab es vor ein paar Jahren mal einen Grundkurs in Bereich EWS, der sich mit den Begriffen „Schulleben - Schulkultur“ beschäftigt hat und unsere Arbeitsgruppe ist während des Semesters drauf gekommen, dass v.a. der Begriff „Schulkultur“ sehr, sehr schwammig ist und Definitionen desselben nur Versuche einer Umschreibung sein können… Buhlmanns Vorschlag einer Kooperation zwischen Lehrern, Schülern und Eltern ist gut gemeint, aber erstens nichts wirklich Neues und zweitens schwierig umzusetzen; die dazu passenden Fragen beginnen mit „Wer“, „Wann“, „Wie“
An jeder Schule bräuchte man dazu wenigstens eine Person, die solche kooperativen Treffen und Aktionen organisiert, steuert anregt… es muss geklärt sein, in welchen Bereichen, welche Personengruppen, wieviel Mitspracherecht haben… und es muss von allen Beteiligten die Bereitschaft für eine Zusammenarbeit vorausgesetzt werden können (kann man das immer? - Stichwort: Hauptschulen).

Fazit:
Neue (oder meinetwegen auch alte) sinnvolle Vorschläge, wie man das deutsche Bildungssystem übergreifend verbessern und den heutigen Schülern wieder die Freunde am gemeinsamen Lernen zurückgeben könnte, finde ich gut… nur leider hält sich meine Euphorie in Grenzen, wenn Politiker hinter diesen Aussagen stehen, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass den Worten in der Regel keine Taten folgen!

Hallo!

Hallo liebe Wissenden,

Na, ob es auf das ‚Wissen‘ allein so sehr ankommt…

Muss man in puncto Ausgaben
für die Bildung nicht jetzt doch umdenken?

Das halte ich für einen Nebenkriegsschauplatz. Am Geld allein leigt es ganz bestimmt nicht. Und alle Ausgaben nutzen auch nichts, wenn sie dann in falsche Kanäle fließen.
Ich habe vor 20 Jahren studiert. Das, was damals bei den Didaktikern schon längst ‚Standard‘ war -in der Theorie- ist bist heute in den Schulen noch nicht angekommen, jedenfalls zum größten Teil. Versandet in Lehrplankommissionen und und und…

Ist die
Länderhoheit in der Sache der Bildung wirklich ein Hemmnis für
die moderne Entwicklung der Bildung in Deutschland?

Eigentlich bin ich eher gegenteiliger Meinung. So viel Dezentralismus wie nur möglich, damit auch jede Schule flexibel agieren kann.

Aber so lange wir Kinder in der Schule nur als Objekte betrachten, die mit (zum Teil auch zweifelhaften) Bildungsinhalten zugestopft werden sollen, wursten wir am eigentlichen Thema vorbei.

Ja, klar, ich bin sehr für ein angenehmeres Lernklima. Aber dafür kann letztlich nur die einzelne Schule vor Ort sorgen, nicht eine Ministerin in Berlin oder eine ewig-tagende Kommission in einer Landeshauptstadt.

Tschüss!
Martin

Nun, wenn ich das mal so nebenbei bemerken darf:
Wir hatten eine Jugendiskussion zu diesem Thema veranstaltet, in einem kleineren Dorf.
Nun fragt mich, wie voll der Saal war - inklusive interessierter Lehrer und Eltern / Großeltern:

Naaaaaaa?
Wir warteten ca. 1h und es kam - außer der Presse - NIEMAND!!

Da ist frau einfach nur sprachlos…

Gruß, ESta

hallo,

ich bin kein lehrer und sicherlich nicht sehr tief in diesen themen drin. jedoch habe ich schulpflichtige kinder. und dort fällt mir in belangen „schule“ immer wieder auf, daß der dienstleistungsgedanke in den schulen fremd zu sein scheint. die schulen verstehen sich nicht als dienstleister am kunden „schüler“.
als ansatz für eine reform halte ich diesen gedanken für überlegenswürdig.

wolfff