Die Geschichte von Maxmax

Dies ist eine Geschichte mit Oldtimerbezug, keine Problemstellung. Falls nicht in die gegenwärtige Moderationslandschaft passend, bitte verschieben oder löschen nach Gusto. Ansonsten zu Nutz und Frommen aller Oldtimerfans und Hobbyschrauber.

O Wanderer, der du in das Dreiländereck Westfalen/Niedersaxn/Hessen kommst, verbinde auf deiner Karte drei bekannte Treffpunkte der Windgesichter miteinander: die Villa Löwenherz in Lauenförde, den Köterberg im Lipper Bergland und die Graue Katze bei Kassel-Wolfsanger. Wenn du dann im so entstandenen Dreieck das Lot von der Villa Löwenherz auf die dritte Seite fällst, so zeigt diese recht genau auf ein beschauliches Dorf in Nordhessen. Daselbst betreibt ein redlich Wirtepaar den „Gasthof zur Linde“. An der vor diesem Lokal
sinnigerweise stehenden Kastanie wirst du eine gar seltsame Frucht finden. Wie diese allda zu wachsen kam, berichtet die folgende Moritat.

Kennt ihr den Maxmax? Wenn ihr öfter im o.g. Zipfel unterwegs seid, bestehen dazu alle Chancen. Maxmax ist Baujahr um 1922, also kein ganz junger Hüpfer mehr, und machte seine ersten Motorraderfahrungen in Gröfaz’ Armee, wo er viele NSU unter den Hintern bekam, von der OSL bis zum Kettenkrad, mit dem sie damals im Kaukasus die Bären plattwalzten. Er hat sich nach eigenem Bekunden nie in ein geschlossenes Fahrzeug begeben, nicht einmal in einen Bus, und selbst fuhr er bis vor einigen Jahren grundsätzlich auf zwei, maximal drei,
Rädern. Diese Räder nun kamen grundsätzlich aus Neckarsulm und hießen meist Max mit Vornamen.

Mit diesen Maschinen hat er in der Nachkriegszeit so ziemlich alles unternommen, was es mit diesen Maschinen zu unternehmen gab, und das war, gerade im Sport, einiges mehr als heute. Da er fahren konnte wie der Deubel und so manchen, der mehr Pe-Esse hatte, ganz arm aussehen ließ, wurde er sehr bekannt in den einschlägigen Kreisen. In grauer Vorzeit taufte ihn, der eigentlich auf den schönen Namen Emil getauft ward, ein Scherzbold darum Max, und damit man ihn von seiner Maschine unterscheiden konnte, war er der Max mit der Max, oder kurz Maxmax. Ganz klar, ebenso klar wie der Grund, dass seine - sehr gut in Schuss gehaltene - Leibundmagenaschine den einzigen Namen trug, den man Maxmax’ Max geben konnte: die Maxmaxmax.

Sohn Uwe erbte vom Papa die Leidenschaft für Motorräder und im Laufe der Zeit auch den entsprechenden Fahrzeugbestand. Nicht ganz so monomanisch wie der Papa, fuhr er durchaus auch andere Eisen (das hindert natürlich die Leute bis heute nicht, auch ihn Maxmax zu heißen). An schönen Tagen kann man die Maxmaxmax mit dem Seitenwagen, Maxmax jun. am Quirl und Opa Maxmax im Boot, durch das Weserbergland stauben sehen.

Maxmax jun. hat vor einiger Zeit eine ziemlich vergammelte BMW R 45 geerbt, die ein gewisser Marek Irgendwas-vic, nominell Elektriker, fuhr, bis er einen längeren Termin mit einer staatlichen Einrichtung bekam und darob für einige Zeit aus der Zirkulation verschwand. Die R 45 sollte als Bezahlung irgendwelcher Schulden dienen … aber Schwamm drüber.

Jedenfalls wurde die Mühle, Baujahr 1979, mit einigem Aufwand wieder lauffähig gemacht und sollte eigentlich jetzt so langsam wieder in Verkehr kommen. Onkel Eillicht hatte damals beim Aufladen des Rostpaketes aus Bayern geholfen … vor ein paar Tagen rief dann Maxmax jun. an und sang ein Klagelied über die R 45, die nicht so
richtig wollte. Er ist bestimmt niemand, der Hilfe von einem Volltrottel wie mir nötig hätte - aber Opa sieht nicht mehr besonders gut, und so brauche er einen Fahrer, damit er von hinten mal gucken könne.

Das Problem sei folgendes: Das Teil springt an, läuft los und zieht gut … bis sie warm ist. Dann wird sie laut und macht Qualm, während der Durchzug im Keller verschwindet. Der Kopf und der ganze Zylinder ist aber 100%ig dicht, mehrfach gefluxt, und Ölnebel gibt es auch nicht - also kein Riss, der mit steigender Betriebstemperatur aufgeht. Langer Rede kurzer Sinn: Er müsse mal genau sehen, wo eigentlich er blaue Qualm herkomme.

So fand sich also der Verfasser in Maxmaxhausen ein, und es ging ab dafür, Eillicht mit der BMW vorn und die Maxmaxmax mit Seitenwagen dran und beiden Maxmaxen hinterher. Es war tatsächlich so: auf den ersten Kilometern war alles OK, dann wurde das Ding immer lauter und der Durchzug immer weniger. Es begann auch munter zu qualmen und Maxmax jun. gab Signal von hinten, bei nächster Gelegenheit zu halten. Eine solche ergab sich vor dem obengenannten Gasthof, etwa 10 m von der Kastanie, die eine Linde sein zu sollen hätte vorgab. Eillicht stieg vom Bocke, machte die BMW aber nicht aus, um die Bescherung selbst auch zu sehen. Da machte es BUMM-krack, und die BMW klang plötzlich wie ein mittelschweres Panzerregiment. Worauf diese natürlich per Killschalter abgestellt ward. Was war wohl los?

(Interessierte bitte hier die eigene Lösung ausarbeiten!)


Nun, BUMM war die Zündkerze des rechten Zylinders, die samt Stecker aus dem Kopf geflogen war. Krack war der Einschlag der völlig losgelösten Zündkerze im Stamme der Kastanie. Muss ich weitererzählen?

Der Vorbesitzer hatte, bei welcher Gelegenheit auch immer, das Gewinde im Kopf so verwürgt, dass er einen Einsatz brauchte. Da aber chronisch nix auf der Naht, hat er sich wohl frei Schnauze einen selbst gefriemelt - aus anderem Werkstoff. Diese Flickschusterei führte zu unterschiedlicher Ausdehnung von Kopf und Einsatz, letzterer arbeitete sich mit der Zeit immer loser. Bei kalter Maschine fiel das nicht auf; es passte „irgendwie“ noch zusammen, und auch das Kompressionsdiagramm war völlig OK. Natürlich musste das zwangsläufig irgendwann einen riesigen Donner geben.

Nun ja, wir ließen die BMW und Opa Maxmax unter der Kastanie und holten den Transporter. Opa schlürfte derweil genüsslich eine schöne Stange Pernod weg und war genauso wenig verhandlungsfähig wie die BMW, als wir zurückkamen …

Es blieb nicht mehr viel zu tun: BMW auf die Pritsche, Opa Maxmax, dun, wie er war, ins Boot … aber bevor wir die gastliche Stätte verließen, bohrte ich noch ein etwas tieferes Loch in den Stamm und drehte die Kerze gut fest.

Findest du, Wanderer, also den beschrobenen Ort, so trink ein Glas Pastis auf Opa Maxmax und gedenke unseres Erlebnisses.