Hallo!
sel·chen
/sélchen/
schwaches Verb
bayrisch•österreichisch
- räuchern
„Fleisch, Wurst selchen“
Die Bedeutung des Wortes „selchen“ habe ich herausgefunden. Das bedeutet „räuschern“. Das Wort steht jedoch nicht im Duden. Aber was bedeutet „Die Geselchten“ in diesem Text?
Danke
Im Übrigen
wollen sie „in Ruhe gelassen sein“, niemand
soll sie stören in ihrer Glückseligkeit,
schon gar nicht „die Schlawiner, die
Saupreußen, die Affen, die geselchten“.
Den ganzen Text habe ich kopiert:
(SZ) Der griechische Dichter Hesiod, dessen
aufregendes Leben als Landwirt und
Bauernverbandspräsidentauch schonwieder
2700 Jahre her ist, berichtet von einem
„goldenen Geschlecht“, das unter der
himmlischenHerrschaft des Kronos „ohne
Betrübnis“wiedieMadeimSpeck lebt.Mühen,
Leid, Gasknappheit oder Winnetou
sind diesen Menschen unbekannt, was sie
brauchen, liefert die „nahrungsspendende
Erde“, dann undwann feiern sie ins Dionysische
schwappendeGelage – kurzum: Die
Bewohner dieses Paradieses ohne Schlange
und Baum der Erkenntnis sind „in Fülle
gesegnet“,unddiese Fülle, so darfmanhinzufügen,
ist ihnen auch anzusehen. Wenige
Jahrtausende später schreibt der Romanautor
Lion Feuchtwanger über dieselben
Günstlinge derGötter: Sie lieben ihren
Boden, sind „zäh und kräftig, scharf im
Schauen, schwach im Urteil“. Im Übrigen
wollen sie „in Ruhe gelassen sein“, niemand
soll sie stören in ihrer Glückseligkeit,
schon gar nicht „die Schlawiner, die
Saupreußen, die Affen, die geselchten“.
Muss man noch sagen, von welchem
Volk Hesiod und Feuchtwanger schwärmen?
Eigentlich ja nicht. Selbst den bildungsfernenBewohnern
des Ödlandes zwischen
Main und Nordpol dürfte klar sein,
wen die beidenDichter meinen: die Bayern
natürlich, wen sonst? Dass es außerhalb
Bayerns kein Leben gibt, jedenfalls kein
richtiges im Sinne Adornos, steht in der
bayerischen Verfassung und wird sogar
von der Ampel nicht angezweifelt, außer
vielleicht von Scholz, Habeck, Lindner und
wie die alle heißen. Doch selbst dieses goldene
Geschlecht, dessen chemiereiche
Äcker und gletscherfreie Berge eine Gabe
der grundgütigen CSU sind, hat ein paar
leidvolle Jahre hinter sich, wegen Corona,
der zweimaligen Absage des Oktoberfestes
und ähnlichen Kalamitäten. Dieses
Stimmungstief, das auch vor der katholischen
Kirche nicht haltmachte, ist nunmehr
überwunden. Die Bayern, so steht es
imjüngsten „Heimatindex“ derVolks-und
Raiffeisenbanken, sind wieder gut drauf.
Satte 66 Punkte beträgt der Index jetzt,
das sind drei Zähler mehr als vor einem
Jahr – und das trotz Putin und trotz der
WiederkehrvonTouristenundanderen geselchten
Schlawinern, welche die göttliche
bayerische Ruhe stören.
Aber was ist es eigentlich, das die Bayern
glücklichermachtals andereVölker, also
beispielsweise Schwaben, Hessen oder
–wertfrei formuliert–Preußen?Die Regierung
kann es ja nicht sein, auch wenn der
Söder das glaubt. GuteLaune verbreitet allenfalls
der Wirtschaftsminister Hubert
Aiwanger, der in Bayern das ist, was der
Hans Wurst im Theater verkörpert. Aber
der Mann zeigt eben auch, dass es in Bayern
jeder, wirklich jeder zu etwas bringen
kann. Das weiß der bayerische Mensch,
und vielleicht ist er deshalb glücklich.
Kann aber auch sein, dass er einfach nur
schwach im Urteil ist.