Verwandtschaft religiöser Vorstellungen
Hallo,
Der hier befragte Zarathustrismus hat, wie schon lange bekannt,
tatsächlich erheblichen Einfluß auf christl. Konzeptionen.
wem bekannt ?
Uns in den kulturhistorischen und Religions-Wissenschaften.
Solche Schlußfolgerungen sind wohl weit hergeholt.
Sie werden insbesondere erschlossen aus dem Studium des umfangreichen zeitgenössischen (griechischen, aramäischen, hebräischen, und vor allem altiranischen und awestischen) Schrifttums, das noch überliefert ist.
Zu diesem Schrifttum zählt nicht zuletzt diejenige Literatur, die nicht später in den jüdischen und den christlichen Kanon aufgenommen wurde. Diese Literaturen waren großenteils weiterverbreitet und mehrgelesen als die kanonischen. Dort nämlich, und weniger aus den Kanones, haben sich viele, insbesondere eschatologische, Vorstellungen manifestiert.
In diesen Wissenschaften werden nicht einfach „Meinungen“ vertreten. Es werden Interpretationen (v.a. der antiken Texte, wozu ja eben auch die entsprechenden Sprachen beherrscht werden müssen) gemacht, und diese wiederum werden kontrovers diskutiert. Dabei geht es nicht nur um Ergebnisse, sondern vor allem um wechselseitige Methodenkritik: Wer eine These aufstellt, muß vor allem nachweisen, auf welchem Wege er zu dieser Schlußfolgerung gekommen ist. Dagegen gibt es dann wiederum Einwände, Widerlegungen usw. und irgendwann schält sich soetwas wie ein Konsens heraus, wenn keine stichhaltigen Einwände mehr gefunden werden …
Die Methodenkritik ist - wie in allen Wissenschaften - das Entscheidende, wodurch sich Wissenschaft von Spekulation und „Meinung“ unterscheidet - und von manchen Disputen in einem w-w-w-Forum 
Und dann kann es passieren, daß einem der einschlägigen Forscher etwas auffällt, was noch nicht zur Sprache kam, oder es werden gar neue Texte gefunden, wie es mit Qumran, Nag Hammadi und vielen anderen Funden geschehen ist. Dann wird wiederum alles neu aufgerollt und einiges bestätigt, anderes verworfen.
Die christl.Konzeption hat wohl ihren eigenen Weg gefunden.
Der wurde weniger „gefunden“ als gemacht, konstruiert. In unzähligen Auseinandersetzungen zwischen differenten Konzeptionen über Jahrhunderte. Wobei bzgl. des hiesigen aktuellen Themas insbesondere das 1. und 2. Jhdt. in Frage kommt.
Gemeinsame „Schnittmengen“ von Vorstellungen und Lehren gibt es mit allen „Religionen“ und Ideen.
Richtig. Insbesodere in Religionen, die in enger geographischer Nachbarschaft existieren, oder gar durch politische Bewegungen superponiert werden oder gar über Jahrhunderte kon-territorial existieren. Dabei finden sich Entwicklungen der religiösen Vorstellungen, wechselseitige Einflüsse, spezifische Abgrenzungen und eben auch sog. Synkretismen.
Und solche Synkretismen finden sich gerade im frühen Christentum sehr zahlreich. Wenn „plötzlich“ in einer neuen religiösen Strömung Ideen auftauchen, die in benachbarten oder gar konterritorialen Religionen seit Jahrhunderten präsent sind, dann liegt es nicht fern, hier von Einfluß, Übernahme, Synkretismus zu sprechen. Fürs frühe Christentum kommen hier insbesondere die ägyptischen Seelenbegriffe und Totenreichvorstellungen in die engere Wahl, und eben vor allem auch zahlreiche awestische/zarathustrische Eschatologien, die in einige fürs Christentum entscheidende Basiskonzeptionen eindeutig hineinspielen. (Letzteres zählt btw. zu meinen aktuellen Arbeitsgebieten).
Gruß
Metapher