שמים ‚š̔̔̔mm‘ in ugaritischer Literatur
Bei dem Kammersystem handelt es sich zunächst um das der „oberen Wasser“, die nach 1 Mo 1.6 durch die raqij’a (Fläche, Schale, griech. stereoma, lat. firmamentum) von den „unteren Wassern“ abgetrennt werden. Aber dann sagt 1 Mo 1.8
ויקרא אלהים לרקיע שמים
(„Und Elohim nannte die raqij’a schamajim“)
Und dito in Ps 19.2
השמים מספרים כבוד אל ומעשה ידיו מגיד הרקיע
„Die schamajim rühmen den kabod Els und das Werk seiner Hände zeigt die raqija.“
Zeugnisse für die Architektur der so verstandenen schamajim bzw raqij’a gibt es zunächst zahlreich im Tanach selbst:
Ijob 38.22
הבאת אל אצרות שלג ואצרות ברד תראה
„Bist du eingetreten in die Vorratskammern ('ozarot) des Schnees? Hast du gesehen die Vorratskammern ('ozarot) des Hagels?“
Ps 33.7
נתן באצרות תהומות
dito 'ozarot
Ps 104.13
משקה הרים מעליותיו
„Er tränkt die Berge aus seinen Vorratskammern ('alijowt)“
Die allgemein kanaanitische Literatur ist eh äußerst rar. Und btw. mit phönizischer Kosmologie hat das nichts zu tun, auch wenn Phönizisch ein kanaanäischer Dialekt ist. Anders die Dialektvariante des Ugaritischen. Und dort ist der Plural fast durchgängig anzutreffen:
š̔̔̔mm.wthm „Himmel(Plural) und Tehom“ oder
'arṣ.wš̔̔̔mm „Erde und Himmel(Plural)“ sind in den Listen in Ugarit meist ein (geschaffenes) Götterpärchen, und zwar meist geschaffen von 'il (Ilu, dem ersten oder manchmal zweiten Hauptgott von Ugarit), aber nicht immer von diesem…
Beispiele in
KTU 1.148 Vers 23
'arṣ wš̔̔̔mm „Erde und Himmel(Plural)“
KTU 1:100 Vers1
bt.š̔̔̔mm.wthm „Tochter der Himmel und des Tehom“ (thm ist in Ugarit Masculinum und wird als Ur-Flut verstanden)
Weitere Beispiele in KTU 1.107.
Und ein Beispiel für die „Kammern“ habe ich zur Hand in
KTU 1.3 Vers 11
y 'n 'il bš̔̔̔b 't.ḫdrm „Aus den sieben Kammern antwortete Ilu …“
Für weitere Beispiele müßte ich mich in die einschlägigen Bibliotheken begeben und das wäre mir ehrlich gesagt zu aufwendig. Sorry. Aber vielleicht befriedigt das ja bereits dein Interesse
Gerade KTU 1.100 und 1.107 aus dem 11.- 9. Jhdt v.Chr werden zur Zeit brisant diskutiert, weil sie sich als ganz eindeutige, unmittelbare und hochinteressante Vorläufer des israelitischen „Adam-Schlange-Satan-Baum des Lebens“-Mythos enthalten.
Gruß
Metapher
PS: Falls es dir nicht geläufig ist: KTU = Dietrich, Loretz, Sammartín: Die keilalphabetischen Texte aus Ugarit, Ras Ibn Hani und anderen Orten. Münster 2013
PPS:
dass in der Tora an mehreren Stellen … angespielt wurde, diese zu ihren Vorstellungen verdrehend …
„anspielen“ und „verdrehen“ sind zwar nette Polemiken, sind aber in seriöser Religionshistorie völlig unbrauchbare Wortwahlen. Um Anspielungen handelt es sich eh nicht. Synkretismen, ebenso wie Übernahmen von Ideen und Mythemen aus Nachbarkulturen, die dann in eigene Theologumena oder Mythen-Konstruktionen umgewandelt und eingebaut werden, sind derweil Phänomene in sämtlichen Religionen der Welt. Unzählige Beispiele gibt es dafür aus China, Indien, Persien, Mesopotamien und sämtlichen europäischen Religionen sind dafür bekannnt. Meist zeigt sich derweil, daß es sich um wechselseitig beeinflußte Parallelentwicklungen handelt. Noch öfter aber um gemeinsames Ideengut aus der Frühzeit einer sich später verzweigenden und separierenden Ethnie.
PPPS:
Nun lese ich in einer Antwort hier bei w-w-w von einer …
Für der Diskussion hier im w-w-w ist es immer vorteilhaft, auch einen Artikel-Link anzugeben. Geht ja auch ganz einfach.