Guten Abend Ihr Lieben,
über die geschichtsphilosphischen Hintergründe dessen, was wir mit der historischen Wissenschaft erkennen können, hat Taju schon gehandelt.
Doch weil vielen Menschen das nicht genügt und der Glaube noch weniger Fakten bietet, an denen menschlicher Verstand - oder was manche dafür halten - sich festmachen kann, werden immer wieder abenteuerliche Szenarien entworfen, die dann mit vielen Tricks, intellektuell höchst unredlich, vom Reich des Denkbaren in das des Mögliche, von da aus weiter ins Reich des Wahrscheinlichen und anschließend zur historischen Wahrheit befördert werden.
So verhält es sich mit „Jesus in Indien“. Die Idee hatte schon 1894 der Russe Nicolai Notowitsch in seinem Buch „Die Lücke im Leben Jesu“. Jesus soll schon als Zwölfjähriger auf alten Karawanenstraßen nach Indien gewandert sein und dort seine Bildung erhalten haben.
Holger Kersten wärmte in „Jesus lebte in Indien“ 1983 diesen Unsinn wieder auf. Sein Buch strotzt von historischen Irrtümern, falschen Etymologien und Anachronismen.
Einer der Beweise dafür, daß Jesus nach der Kreuzigung nur scheintot gewesen und dann nach Indien zurückgewandert sei, ist das Grab des Yuz Asaf, bei dem es sich um Jesus gehandelt haben soll (mindestens „aller Wahrscheinlichkeit nach“).
„Yuz Asaf“ soll „Jesus der Versammler“ bedeuten - philologischer Unsinn.
In Wahrheit ist Yuzasaf der Josphat aus der Legende von „Baarlam und Josaphat“, einer Legende über zwei Heilige, die früher in der Kirche verehrt wurden. Diese Legende wiederum geht auf die Legende des Buddha zurück: „Bodhisattva“ wurde durch einen Schreibfehler im Arabischen zu „Budhasaf“, dann zu „Yudhasaf“, im Griechischen zu „Ioasaph“ und im Lateinischen endlich zu „Joasaphat“.
Auch die Lage des Grabes in er Stadt „Srinagar“ läßt sich auf ähnliche Weise erklären, aber ich will es nicht zu lang machen.
Dies alles und noch viel mehr ist nachzulesen in: Günter Grönbold, Jesus in Indien. Das Ende einer Legende. München 1985.
Einen schönen Abend noch - Rolf