Die Legende vom Leichengift

Hallo,
beim lesen des Stern bin ich doch erschrocken wie wir von den Privatmedien angelogen werden! Ein gutes Beispiel ist die angebliche Seuchengefahr durch herum liegende Leichen!

Der Artikel heißt die Legende vom Leichengift

Klaus-Peter Schaal, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Immunologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn:
„Wenn ein Mensch nach einer Naturkatastrophe stirbt ist sein Leichnam nicht übermäßig gefährlich. Eine Seuchengefahr durch herum liegende Leichen besteht nicht!“

Sind die Reporter einfach nur blöd oder werden wir wissentlich angelogen?

MfG

Hallo,

und was ist mit dem verschmutzten Trinkwasser, in dem ja auch unterumstanden Leichen liegen können und das die Menschen gezwungen sind zu trinken?
gruß pas85

Hallo Tobi!

„Wenn ein Mensch nach einer :Naturkatastrophe stirbt ist :sein Leichnam nicht übermäßig :gefährlich. Eine :Seuchengefahr durch
herum liegende Leichen :besteht nicht!“

Natürlich nicht und zwar buchstäblich „natürlich“. Hierzulande sterben jeden Tag (!) Millionen Tiere, die niemand in Kisten verpackt, vergräbt oder verbrennt. Nach Eintritt des Todes verstoffwechselt die Natur den Leichnam. Aasfresser, die sich den einen oder anderen Brocken schmecken lassen, beschleunigen den Vorgang. Daran ändert sich im Grundsatz nichts, wenn das tote Lebewesen (egal ob Mensch oder Tier) beerdigt wird.

Die Sache sieht anders aus, wenn Tierkadaver und menschliche Leichname im winzigen Torftümpel liegen, der als „Trinkwasserreservoir“ für die Bewohner dient. Zur Verdeutlichung kannst Du ein vergammelndes Stück Fleisch zusammen mit etwas Kot bei 37°C in ein Glas Wasser legen und das Wasser nach ein paar Tagen trinken. Das Gebräu wird Dir vermutlich überhaupt nicht gut bekommen. Nach der Genesung wiederholst Du den Versuch. Vorher gibst Du das stinkende Gemisch in einen gut belüfteten Bodenfilter, in dem sich Abermillionen Bakterien über die „Leckerei“ hermachen. Wenn Du lange genug wartest, ist das vorher ungenießbare Wasser wieder klar und sauber; Du kannst es gefahrlos trinken.

Daraus folgt: Die Aussage, von Leichen gingen grundsätzlich besondere Seuchengefahren aus, ist nicht haltbar. Umgekehrt aber unter den in weiten Teilen der Erde herrschenden Bedingungen der Wasserversorgung aus Oberflächenwasser auf die Unbedenklichkeit herumliegender Kadaver und Leichname zu schließen, ist ebenso unhaltbar.

Wenn hierzulande Wasser gefördert wird, geschieht dies mit einer Bohrung in eine wasserführende Schicht. Ein nennenswerter Wasservorrat in der Bohrung selbst ist nicht vorhanden. Das geförderte Wasser wird vielmehr unmittelbar dem Bodenfilter entnommen. In weiten Teilen der Erde wird im schlimmsten Fall nur Oberflächenwasser verwendet oder es werden Brunnen gegraben. Das sind Löcher beträchtlichen Durchmessers, in denen sich Wasser sammelt. Schwappt von oben eine Mischung aus z. B. Salzwasser, Fäkalien, Benzin und Leichenteilen in den Brunnen, ist das Trinkwasser plötzlich verschmutzt/verkeimt.

Die Seuchengefahr entsteht als Folge der primitiven Trinkwasserversorgung und ist letztlich ein Armutsproblem. Eine Infrastruktur, wie sie hierzulande während der letzten 100 Jahre zur Ver- und Entsorgung verbuddelt wurde, ist in den armen Regionen der Erde unbekannt.

Gruß
Wolfgang

Hallo tobi,

dazu ein Link http://de.wikipedia.org/wiki/Leichengift

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles so harmlos ist, wie es der stern berschreibt …

gruss
moritzbock

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi,
und der „Spiegel“ ist kein „Privatmedium“?
Also alle Privatmedien lügen deiner Meinung nach prinzipiell und nur der Spiegel nicht?

LOL
A.

Hallo Andreas,

und der „Spiegel“ ist kein „Privatmedium“?
Also alle Privatmedien lügen deiner Meinung nach prinzipiell
und nur der Spiegel nicht?

Du luegst! :wink:

viele gruesse, Peter

hallo Pas85,

und was ist mit dem verschmutzten Trinkwasser, in dem ja auch
unterumstanden Leichen liegen können und das die Menschen
gezwungen sind zu trinken?

Verschmutztes Trinkwasser ist immer eine Gefahr, immer! Dabei ist es eben herzlich egal, wovon es verschmutzt ist. Einen kleinen Beitrag dazu liefern auch verwesende Leichen. Aber eben nur einen kleinen Beitrag von vielen. Auch ohne Leichen in der Naehe ist es eine der groessten Gefahren fuer Infektionen. Dazu kommt aktuell, dass zum Zeitpunkt der Katastrophe die Menschen durch physische Gewalt gestorben sind und nicht durch ansteckende Krankheiten. Wobei selbst im Falle des Falles viele Erreger einen lebenden Koerper brauchen, um selbst laenger zu ueberleben oder noch wichtiger, um ansteckend zu sein. Siehe auch den verlinkten Wiki-Artikel hier im Thread, der liest sich "relativ2 harmlos im Zusammenhang mit anderen Keimquellen im Trinkwasser nach solch einer Katastrophe:

"
_Obwohl in kriegerischen Auseinandersetzungen auch Leichen zum Vergiften von Brunnen und Gewässern verwendet wurden, gibt es die Substanz „Leichengift“ nicht. Je nach Todesursache und Verwesungsgrad der Leiche ist ein bestimmter Krankheitserreger (beispielsweise Pestbazillen) oder ein Bakterientoxin für die krank machende Wirkung verantwortlich.

Im Umgang mit Leichen z. B. in Bestattungsunternehmen gilt, dass eine schädliche Wirkung infolge Hautkontakt oder Einatmung von „Leichengift“ ausgeschlossen ist. Bei oraler Aufnahme oder Übertragung durch Injektion oder Schnittverletzungen (Traumata) sind aber sehr wohl Erkrankungen möglich:_

Viele Gruesse, Peter

Hi,
und der „Spiegel“ ist kein „Privatmedium“?
Also alle Privatmedien lügen deiner Meinung nach prinzipiell
und nur der Spiegel nicht?

Du hast natürlich Recht! Hätte private Fersehsender schreiben sollen. Den im ZDF haben schon mehrere Mediziner gesagt dass von Leichen keine Seuchengefahr ausgeht!

MfG

LOL

ich habe aber doch gar keine Aussage getroffen, nur Fragen gestellt
:wink:, aber es gibt ja Leute die lügen schon, wenn sie nur den Mund aufmachen…

A.

Hi,

ich hab selber den mikrobiologie-kurs bei prof.schaal besucht und er hat recht…
„Leichengift“ ist nichts weiteres als decarboxylierte aminosäuren (z.b. cadaverin aus lysin; putrescin aus ornithin).
Diese amine haben keine nennenswerte giftwirkung.
Epedemien kommen durch sie nicht zustande. Was aber passieren könnte, ist daß sich auf verwesenden leichen (durchaus pathogene) bakterien ansiedeln, die dann ein gesundheitsrisiko darstellen können.
Man muss also unterscheiden zwischen dem fälschlich so bezeichneten „leichengift“ und einer pathogenen bakterienbesiedelung…
In den überschwemmungsgebieten z.b. würd ich ne leiche, die da schon tagelang verfault nicht so ohne weiteres anfassen…

LG Alex:smile:

nachtrag

man sollte natürlich auch nicht die stehen gewässer vergessen in denen die opfer verfaulen.
Du musst bedenken, daß wenn ein leichnam verwest kommen z.b. die darmbakterien nach außen. Im körper sind die normalerweise nicht pathogen. So ist die cholera z.b. eine fäkal-oral-übertragene krankheit.
Außerdem bieten diese pfützen durch die fälnisprodukte ein paradies für andere keime…
Also anders als nach dem motto „Ist es braun und tuts stinken, darfst du’s trinken; ist es aber schwarz vor dreck, schütt es weg“ besteht hier durchaus eine seuchengefahr, die aber nicht von irgendeinem „Leichengift“ ausgeht…

LG Alex:smile:

Also, ich bin kein Mikrobiologe und ansonsten auch nicht besonders bewandert in der Materie. Ich denke aber, das es bei Katastrophen solcher Art zu so vielen Toten auf einmal kommt, wie ansonsten nicht bekannt-logisch. Darüber hinaus spielen ja auch Dinge wie Temperatur etc. eine Rolle. Und daher lassen sich vielleicht nicht unbedingt allgemeine Rückschlüsse, von wem auch immer, bilden, was die „Gefahr“ durch verwesende Leichen betrifft. Da wäre ich doch ein wenig vorsichtig, auch wenn ein deutscher Prof. seine Meinung äußert. Na ja, die Leichen werden ja nach wie vor gesucht, meistens gefunden und „entsorgt“.