Hallo Tobi!
„Wenn ein Mensch nach einer :Naturkatastrophe stirbt ist :sein Leichnam nicht übermäßig :gefährlich. Eine :Seuchengefahr durch
herum liegende Leichen :besteht nicht!“
Natürlich nicht und zwar buchstäblich „natürlich“. Hierzulande sterben jeden Tag (!) Millionen Tiere, die niemand in Kisten verpackt, vergräbt oder verbrennt. Nach Eintritt des Todes verstoffwechselt die Natur den Leichnam. Aasfresser, die sich den einen oder anderen Brocken schmecken lassen, beschleunigen den Vorgang. Daran ändert sich im Grundsatz nichts, wenn das tote Lebewesen (egal ob Mensch oder Tier) beerdigt wird.
Die Sache sieht anders aus, wenn Tierkadaver und menschliche Leichname im winzigen Torftümpel liegen, der als „Trinkwasserreservoir“ für die Bewohner dient. Zur Verdeutlichung kannst Du ein vergammelndes Stück Fleisch zusammen mit etwas Kot bei 37°C in ein Glas Wasser legen und das Wasser nach ein paar Tagen trinken. Das Gebräu wird Dir vermutlich überhaupt nicht gut bekommen. Nach der Genesung wiederholst Du den Versuch. Vorher gibst Du das stinkende Gemisch in einen gut belüfteten Bodenfilter, in dem sich Abermillionen Bakterien über die „Leckerei“ hermachen. Wenn Du lange genug wartest, ist das vorher ungenießbare Wasser wieder klar und sauber; Du kannst es gefahrlos trinken.
Daraus folgt: Die Aussage, von Leichen gingen grundsätzlich besondere Seuchengefahren aus, ist nicht haltbar. Umgekehrt aber unter den in weiten Teilen der Erde herrschenden Bedingungen der Wasserversorgung aus Oberflächenwasser auf die Unbedenklichkeit herumliegender Kadaver und Leichname zu schließen, ist ebenso unhaltbar.
Wenn hierzulande Wasser gefördert wird, geschieht dies mit einer Bohrung in eine wasserführende Schicht. Ein nennenswerter Wasservorrat in der Bohrung selbst ist nicht vorhanden. Das geförderte Wasser wird vielmehr unmittelbar dem Bodenfilter entnommen. In weiten Teilen der Erde wird im schlimmsten Fall nur Oberflächenwasser verwendet oder es werden Brunnen gegraben. Das sind Löcher beträchtlichen Durchmessers, in denen sich Wasser sammelt. Schwappt von oben eine Mischung aus z. B. Salzwasser, Fäkalien, Benzin und Leichenteilen in den Brunnen, ist das Trinkwasser plötzlich verschmutzt/verkeimt.
Die Seuchengefahr entsteht als Folge der primitiven Trinkwasserversorgung und ist letztlich ein Armutsproblem. Eine Infrastruktur, wie sie hierzulande während der letzten 100 Jahre zur Ver- und Entsorgung verbuddelt wurde, ist in den armen Regionen der Erde unbekannt.
Gruß
Wolfgang