Die Lösung der Euro-Krise - vollständig und für immer!

Hallo,

wie muss ich dann das Ergebnis des Referendums bewerten? Man wollte zwar das Geld, aber ansonsten nichts ändern? Also sich weiter den Lebensstandard von anderen finanzieren lassen.

Grüße

Hallo Christian,

Erstes Mißverständnis: die Existenz bzw. der Fortbestand des Euro hängt nicht am Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone …

Klaro - ist bekannt - hier liegt das Mißverständnis bei dir ;-): Mir geht es in diesem Thread nicht um Griechenland. In der Tat erwähne ich Griechenland auch kein einziges Mal.
Ich mache mir vielmehr große Sorgen wegen Frankreich, Italien und Spanien (die ich auch mehrmals erwähnt habe)

m.E. sind die nur noch am Leben, weil die EZB die Zinsen am Boden hat und massiv in den Markt eingreift. Ich frage mich: was machen die, wenn die Zinsen halt einmal auch wieder steigen? und wenn die EZB einmal nicht mehr Staatsanleihen aufkauft?

Was ist denn, wenn beispielsweise in 2017/18 die Inflation anzieht? Stoppt dann die EZB das billige Geld? erhöht sie die Zinsen - oder sagt sie: „Ohweh, dann sind die pleite, also Inflation hin oder her: weiter Gelddrucken“? „Was schert uns die Inflation, wenn es um den Fortbestand des Euro geht?“

Zweites Mißverständnis: es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die Verschuldungsobergrenze von 60% (Verschuldung/BIP). Die Größe ist damals durch einfache Durchschnittsbildung entstanden

Vielen Dank für die Aufklärung. Ich dachte in der Tat, das wäre irgendwie wissenschaftlich begründet. Hätte ich mir aber auch denken können :smile:

Drittes Mißverständnis: nur, weil die Schulden weg oder weniger sind, heißt das nicht, daß das Problem gelöst ist

Stimmt natürlich. Aber wenn danach keine neuen Schulden mehr gemacht werden dürften, dann wäre das Euro-Problem doch ein für alle mal gelöst? Sind die Staaten von der Schuldenlast befreit, sollte dann doch genug Luft nach oben sein, um die Staatshaushalte auszugleichen?
Wobei, natürlich reines Wunschdenken - die Erfahrung lehrt: es ginge genauso weiter wie bisher. Man hätte aber ein paar Jahre/Jahrzehnte der Ruhe gewonnen.

Bei der von Dir postulierten Inflationsrate von 5-10% würde dieses Vermögen 200 bis. 400 Mrd. pro Jahr an Wert verlieren.

Ich fürchte, das kommt so oder so. Wie schon gesagt: ich bin gespannt, was die EZB macht, wenn die Inflation wieder deutlich anzieht.
Ich befürchte da das schlimmste

Gruß Eva

Hallo,

meine Fresse: jetzt habe ich gefühlte 5 Minuten gebraucht, um deine Antwort zu finden - ohne Witz: Threads > 5 Beiträge sind dank dem neuen w-w-w ein Albtraum

der Fortbestand des Euro hängt nicht von der Zahlungsunfähigkeit eines oder mehrerer Euro-Länder ab.

Ehrlich? Jetzt nehmen wir mal an, die Zinsen steigen stark, die EZB greift nicht mehr ein, Italien, Spanien und Frankreich können sich nicht mehr refinanzieren.
(Interessante Frage: Könnte sich dann Deutschland noch refinanzieren? Wer kauft Staatsanleihen in Euro, wenn man nicht weiß, ob es den noch lange und unter welchen Umständen noch gibt?)
Natürlich könnte irgendein Rest-Währungsverbund irgendwie bestehen bleiben (der Nord-Euro?), aber mit dem jetzigen Euro hätte der doch wohl nicht mehr viel gemein.

Wieso sollten keine Schulden mehr gemacht werden, nur weil die alten Schulden irgendwie weg sind?

Natürlich ist das nur ein fiktives Szenario:
Man müßte eine große Euro-Schuldenkonferenz einberufen und einen neuen Vertrag aushandeln. Hier müßten sich alle Staaten dazu verpflichten, keine neuen Schulden mehr zu machen. Der EU müßten Budgetrechte eingeräumt werden mit der Möglichkeit des Veto. Sollte ein Staat sich schlichtweg weigern, sich dann auch an den neuen Vertrag zu halten, müßte man ihn ausschließen können, u.s.w.

Ich weiß, das ist natürlich ein rein fiktives Szenario. Mir geht es in diesem Thread auch darum, Lösungswege zu finden für den Fall, daß das mit der Euro-Rettung mächtig schief geht.

Letztes Jahr wurde das Genie von der SPD gewählt

:slight_smile: und ich war mal SPD-Mitglied - ungeheuerlich :smile:

„Wer mit 20 kein Sozialist ist, der hat kein Herz - und wer mit 40 noch Sozialist ist, der hat kein Hirn“ - Winston Churchill

Gruß
Eva

Und für die Gegenseite hiessen Terroristen noch Partisanen.

Vielen Dank für diese äußerst kompetente und leicht verständliche Beantwortung meiner Frage
:slight_smile: :slight_smile: :slight_smile:

Was spricht gegen diese Idee? Wo sind die Nachteile?

Was soll denn an der Idee neu sein?

So in etwa funktioniert es doch auch schon, nur dass sich die Staaten nicht verpflichten, nie mehr neue Schulden zu machen. Denn sonst wäre es ja nicht möglich, die Bürger schleichend zu enteignen, ohne dass die es merken.

Gute Güte - wer bitte hat behauptet, daß die Idee neu sei???

Ich wollte doch nur wissen:

Was spricht gegen diese Idee? Wo sind die Nachteile?

Gibt es in diesem „größten deutschen Wissensforum“ (laut Matias) nicht doch auch noch Fragenbeantworter?

Hallo Eva,
wenn die EZB die Gläubiger auszahlt, dann pumpt sie auf einen Schlag eine unglaubliche Geldmenge auf den Markt. Die Folge ist ein starker Preisverfall, also Inflation. Folgen der Inflation sind die Entwertung aller Sparguthaben und Rentenansprüche, dazu verlieren auch Löhne/Gehälter an Wert, weil sie mit den steigenden Produkt-Preisen nicht Schritt halten, sondern immer nachziehen. Importe werden sehr teuer. Größtes Problem: Die Wirtschaft braucht ein stabiles Preisniveau, um mittelfristig kalkulieren zu können. Im inflationären Umfeld ist das Risiko zu groß, daher werden Investitionen nicht getätigt bzw. wird in andere Währungsräume ausgewichen.
Auch der Aspekt der „sicheren Anleihe“ trügt: internationale Investoren werden sich hüten, EZB-Anleihen zu zeichnen, wenn diese mit frischgedrucktem Geld später zurückgezahlt werden. Denn dieses ist ja dann weit weniger Wert.

lg hahu

es gibt überhaupt keinen wirtschaftlichen Grund dafür, daß ein Land aus dem Euro oder aus der EU austreten muß, nur weil es seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann.

Ehrlich? Das sehen sie in Griechenland aber ganz anders.
Sind keine Euro mehr da, schließen die Banken, der Zahlungsverkehr bricht zusammen. Was nun? Entweder man führt wieder eine eigene Währung ein oder der Staat hört halt auf zu existieren.

Das Problem ist, daß man einen Staat zu gar nichts zwingen kann - auch nicht, wenn er gegen Verträge verstößt. Außer natürlich, man greift zu den Waffen …

… oder man gibt keine Euro mehr. Funktioniert, haben wir ja gerade ein praktisches Beispiel für.

Der große Euro-Schulden-Vertrag müßte klare Regeln und Automatismen haben. Verstößt ein Land dagegen, gibt es keine Euronen mehr - und der betreffende Staat fliegt aus dem Euro raus. Das allein würde für Disziplinierung führen.
Und scheidet ein Land aus, gäbe es ja auch keine Ansteckungsgefahr mehr, da ja in unserem Fiktivszenario kein Land mehr Schulden hat.

Gruß
Eva

Um es einfach zu halten: Deine These war ja, dass der Euro am Ende ist, nur weil ein Land zahlungsunfähig ist. Bleiben wir bei Deinem Beispiel, würde es ja reichen, wenn Griechenland aus der EU und damit auch aus dem Euro austräte. Dem Resteuropa und dem Rest-Euro würde das aber nicht schaden.

Aber selbst der Austritts Griechenlands oder anderer einzelner, zahlungsunfähiger Länder wäre nicht notwendig. Ob der Staat zahlungsunfähig ist oder Prvatpersonen und Unternehmen des Landes nicht an Bargeld kommen, hat ja mit der Währung an sich nichts zu tun. Ob man dann aus Eigeninteresse am Ende doch wieder eine eigene Währung einführt (was eben nicht zwangslläufig so sein muß) oder nicht, ist ja reines Privatvergnügen des jeweiligen Staates und tangiert die anderen nicht.

Das betraf ja nur die Bargeldversorgung der Bevölkerung. Damit kann man umgehen, wie die Vergangenheit gezeigt hat und das wäre auch nur ein vorübergehendes Problem. Bei einer Zahlungsverpflichtung stellt man erst einmal die Zahlungen an die Gläubiger ein (daher der Name), während die Steuereinnahmen ja weiterlaufen. Genauso wie bei den Privathaushalten: die bekommen ja weiter ihr Gehalt auf ihr Konto.

Das Problem in Griechenland war die Bargeldversorgung, weil die Bürger im unendlichen Vertrauen auf die Problemlösugskompetenz ihrer Regierung ihre Guthaben abgezogen haben. Dem Problem hätte man viel früher durch Kapitalverkehrskontrollen begegnen können. Das vorhandene Bargeld hätte dann weiterhin innerhalb Griechenlands zirkuliert.

Wenn ich mich recht entsinne, war Deutschland eines der ersten Länder, die gegen die Maastricht-Kriterien verstieß. Insgesamt gab es in den letzten rd. 15 Jahren weit über 100 Verstöße, was ja auch der Hauptgrund dafür ist, daß man von Sanktionen bisher Abstand genommen hat: am Verhandlungstisch saßen fast nur tatsächliche und potentielle Defizitsünder. Wer sollte da den ersten Stein werfen? Neue Regelungen, die ggfs. sogar noch härter ausfielen, würden daran nichts ändern.

Gruß
C.