Hallo!
Erstes Mißverständnis: die Existenz bzw. der Fortbestand des Euro hängt nicht am Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone, an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands oder am Namen des Finanzministers in Griechenland. Griechenland ist im Kontext der Euro-Zone eine völlig irrelevante Volkswirtschaft und genauso irrelevant sind die Schulden Griechenlands im Vergleich zum Rest der Euro-Länder. Die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands wäre für den Euro genauso relevant oder irrelevant wie es die Zahlungsunfähigkeit bspw. von Karstadt wäre: man würde es außerhalb Europas zur Kenntnis nehmen, aber ernsthaft interessieren würde es niemanden, geschweige denn, daß jemand die Zahlungsfähigkeit Deutschlands deswegen in Frage stellen würde.
Zweites Mißverständnis: es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die Verschuldungsobergrenze von 60% (Verschuldung/BIP). Die Größe ist damals durch einfache Durchschnittsbildung entstanden. Die Erfahrung zeigt, daß die relative Schuldenlast eines Landes keinen Rückschluß darüber zuläßt, ob bzw. wann ein Staat zahlungsunfähig wird. 60% sind insofern weder richtig noch niedrig. Tatsächlich traten viele andere Zahlungsunfähigkeiten schon bei niedrigeren Schuldenquoten ein.
Drittes Mißverständnis: nur, weil die Schulden weg oder weniger sind, heißt das nicht, daß das Problem gelöst ist. Selbst, wenn man Griechenland alle Schulden erließe, hieße das nicht, daß das Land Überschüsse erwirtschaften könnte.
Was übrigens auch für andere Länder gilt.
Die Deutschen allein haben ein Vermögen von 4 Bio. Euro. Bei der von Dir postulierten Inflationsrate von 5-10% würde dieses Vermögen 200 bis. 400 Mrd. pro Jahr an Wert verlieren. Das ist ein ziemlich hoher Preis dafür, daß ein Land seine Schulden von rd. 300 Mrd. nicht in den Griff bekommt und auf absehbare Zeit nicht in den Griff bekommen kann.
Außerdem hängt – wie erwähnt – der Bestand des Euro nicht davon ab, ob Griechenland seinen Verpflichtungen nachkommt.
Gruß
C.