Es ging mir darum, die Dimension des Problems aufzuzeigen. Mit Bildern kann so mancher mehr anfangen als mit Zahlen oder Beschreibungen. Und um die Dimension geht es, wenn auch nicht nur allein: Bolsonario reitet wie Trump, Johnson, Putin und so manch anderer auf einer Welle, die eigentlich aus dem letzten Jahrhundert stammt, nämlich daß auf diesem Planeten jeder das in seinem Land machen kann, was ihm gerade so paßt und was in seinem Interesse ist bzw. seinem Interesse zu sein scheint. Diese Sichtweise kann man vertreten, nur sollte eigentlich jedem klar sein, daß wir nun einmal auf einem Planeten sitzen und das, was ein Land veranstaltet, auch andere beeinflußt.
Insofern ist das Konzept, daß das, was sich innerhalb willkürlich und ohne Bezug zum Lebensraum Erde gezogener Linien auf der Karte abspielt, alle außerhalb dieser Linie nichts angeht, schlichtweg konzeptionell falsch. Ozonloch, Klimawandel, Überbevölkerung, Zerstörung von Lebensräumen, Ausrottung von Tier- und Pflanzenarten sind keine lokalen Ereignisse, sondern Vergehen am kollektiven Lebensraum Erde zum Schaden aller Lebewesen - auch, aber nicht nur des Menschen.
Mal ganz davon abgesehen, daß es objektiv schwachsinnig ist, Regenwald abzuholzen bzw. zu verbrennen, weil die Böden im Sinne der Landwirtschaft schlichtweg scheiße sind. Die Humusschicht ist oftmals nur ein paar Millimeter dick und nach wenigen Ernten entweder weggespült oder ausgezehrt. Will sagen: selbst wenn man sein wirtschaftliches Interesse höher stellt als die Vernunft, sollte man berücksichtigen, daß man ein paar Jahre später weiterziehen muß, um seine Erträge stabil zu halten. Aber das nur nebenbei.
Um dem ganzen noch einen anderen Vergleich zu verpassen: die Erde kann man gut mit einem Mehrfamilienhaus vergleichen, in dem es einerseits Sondereigentum, aber auch Gemeinschaftseigentum gibt. Die Nutzung des Sondereigentums ist jedem freigestellt, solange er die anderen Eigentümer damit nicht unzumutbar belastet bzw. das Gemeinschaftseigentum gefährdet. Bei der Erde ist die Unterscheidung zwischen Sonder- und Gemeinschaftseigentum nicht so einfach wie bei einer Immobilie, aber als Konzept taugt es. Natürlich kann man auf seinem Stückchen Land machen, was man will, aber man sollte es nicht - im Interesse aller anderen, die neben einem selbst auch auf dem Planeten wohnen.
Und was die Sache mit der Größe der Wirtschaft angeht: ich wollte darauf hinaus, daß Brasilien eine fast 200 Jahre lang währende Tradition als Nicht-Kolonie hat und inzwischen zusammen mit Russland, Indien & Co. ein Schwellenland und anerkannter Handelspartner ist. Entweder also hat Brasilien bzw. Bolsinario Problem mit seinem Selbstbewußtsein oder das Kolonie-Gerede ist nur vorgeschoben.
Aber wie gesagt: das Grundthema ist, daß es Leute gibt, die meinen, daß ihr Land innerhalb der Grenzen ihnen allein gehört und sie daruf machen können, was sie wollen, und andere, die gemerkt haben, daß wir alle auf der gleichen Kugel sitzen und gewisse Probleme uns alle angehen, für die es oftmals auch nur eine Lösung gibt, wenn man länder- und grenzübergreifend zusammenarbeitet. Wenn Du meinst, daß die erstgenannten richtig liegen, ist das halt so, nur erübrigt sich dann jede Diskussion über das Thema.
Gruß
C.