Hallo zusammen,
reichlich angeheizt und mitunter recht abstrakt, oder auch einer peversen Logik folgend, wird hier im Brett der aktuelle Konflikt im Nahen Osten kommentiert und diskutiert.
Was mir etwas zu kurz kommt ist der Blick auf die Opfer diese Konflikts. Lieber ergeht man sich in Sandkastenspielen und moralischen Rechtfertigungen der Handlungen der einen oder der anderen Seite.
Die Folgen des Krieges liegen aber auf der Hand - und es wundert wie die Welt den Atem anhält und sich mit scharfen Verurteilungen noch zurück hält. Nur einige Menschenrechtsorganisationen fangen an sich zu rühren.
Die Folgen der Kampfhandlungen der israelischen Streitkräfte sind katastrophal. Die Infrastruktur Südlibanons existiert nicht mehr, hundertausende sind auf der Flucht. Alleine Syrien hat 150.000 Flüchtlinge aufgenommen. Hunderte von Menschen - der überwiegende Anteil Zivilisten - verloren ihr Leben, zehntausende ihre Existenz. Die IDF verlegt sich nun darauf (allerdings nach vorheriger Ankündigung) gezielt zivile Infrastruktur, meisten Wohnhäuser, zu zerstören. Dies wird sogar offiziell als Vergeltungsmaßnahmen für Raketenangriffe der Hisbollah bezeichnet. Solches Vorgehen kennt man eigentlich nur aus totalitären Regimen. Ich verstehe nicht, wie dieses Vorgehen in Israel noch 80% Zustimmung erhalten kann.
Nach Beginn der Kampfhandlungen ist auch im Norden Israels das öffentliche Leben zum erliegen gekommen. Auch hier gab es Tote. Die Schäden liegen allerdings Größnordnungen unter denen im Libanon.
Das sind zunächst einmal Fakten, die man bitte zur Kenntnis nehmen sollte.
Die moralische Bewertung ist eine andere. Ich gestehe Israel auch militärische Gewalt zu, die Angriffe der Hisbollah zu unterbinden. Ich bin der Meinung Israel wäre in der Lage gewesen diesen Konflikt anders zu führen. Mit einem Bündel von Maßnahmen, angefangen mit Geheimdienstaktionen, verdeckten Einsätzen im Libanon gegen die Hisbollah, gezielten Schlägen aus der Luft, meinetwegen gezielten Tötungen der führenden Köpfe. Die USA fahren diese Strategie seit Jahren in Afghanistan. Jedefalls wäre Israel verpflichtet gewesen die Zivilbevölkerung zu schützen, besonders da man gegen eine militante Miliz und nicht gegen reguläre Streitkräfte vorgeht.
Israel hat sich aber für die Eskalation entschieden, und sich damit auf das Niveau derer begeben die sie bekämpfen wollen. Der Unterschied ist allerdings der, daß es sich bei der IDF nicht um einen Haufen radikaler, religiöser Fundamentalisten handelt, sondern um eine einem demokratisch gewählten Parlament unterstehende Armee.
Der aktuelle Konflikt schädigt nahhaltig das Image Israels, kostet wahrscheinlich vielen hundert Unschuldiger das Leben und wird nichts lösen. Er wird die Lage im Nahen Osten weiter destabilisieren und den Friedensprozeß Region um Jahre zurückwerfen.
Gruß
Tom