Die Pisastudie, mal wieder

Kleine Gegenrede.

Des „Vermögens“, in beiderlei Sinne. Nach jahrzehntelangem Aufbau mit Kohlearbeitern oder Bandarbeitern oder Co. kann man schlichtweg nicht davon ausgehen, dass genau diese Menschen nun ihren Kindern in Sachen Bildung und Anforderungen „das heute notwendige bildungstechnische Wasser reichen“ können. Zudem müssen sehr viele Menschen dieser Gesellschaftsschicht nun mittlerweile beide ganztägig arbeiten. Sie haben auch, insbesondere, physische Grenzen.

Will sagen, dass sie weder das „intellektuelle“ noch das „geldige“ Vermögen haben, um ihren Kids eine heute notwendige adäquate Aus- und Bildung bieten zu können.

Im Alter finanzieren nun genau diese Menschen mittels zwischenzeitlich eingeführter Steuern und Sozialabgaben auf ihre ebenso stark reduzierte Rentenansprüche Beamte, Migration und Co.

Das ist, „sozial“ betrachtet, mittlerweile ein NoGo.

Ich hoffe, ich konnte dir das mit erklären. Den gesellschaftlichen Betrug.

awM

Hallo,

das habe ich nicht behauptet - war ja auch mal Schüler (vor Quereinsteigerzeiten).
Aber: 27 bis 28 Schüler sind knapp 30 - oder was?
Das ist mehr als gut tut. Die Lehrer meiner Kinder haben an rel. guten Grundschulen machmal nicht mal bemerkt, wenn sie fehlten.
Ich wäre für max. 15 Schüler pro Klasse in der Grundschule und wenig mehr in weiterführenden Schulen.
Hatte in meiner Ausbildungszeit div. Vergleichsmöglichkeiten und in kleinen Gruppen ist sowohl die Motivation als auch die Information so erheblich besser, dass ich Kindern dergleichen sehr wünschen würde.

Ist doch paradox, dass man an Unis teils Lernsituationen vorfindet, von denen Grundschulen nur träumen können.

Gruß,
Paran

Natürlich kann man sich auch darauf einigen, daß 25 oder 24 knapp 30 sind und über 30 auf den weiterführenden Schulen auch als 27 oder 26 interpretiert werden kann. Allerdings fällt mir das ein bißchen schwer. In meiner Welt geht Deine Behauptung

jedenfalls an dem vorbei, was den Tatsachen entspricht.

Was nicht unbedingt für die Lehrer spricht. Wie ich darüber hinaus schon schrieb, schneiden die Bundesländer bei Untersuchungen mit am besten ab, die die höchsten Obergrenzen vorschreiben. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Klassengröße und Qualität des Unterrichts bzw. Lernerfolg scheint es also nicht zu geben.

Dafür braucht man aber ein paar mehr Lehrer und die sind derzeit schwer zu bekommen - mal ganz abgesehen davon, daß „ein paar mehr“ Lehrer auch „ein bißchen mehr Geld“ bedeutet.

Gruß
C.

Spätestens ab dem dritten Jahr der weiterführenden Schule (also 7. Klasse aufwärts) müssen sich Kinder selbst organisieren; den Eltern kommt allenfalls die Aufgabe zu, nachzuhalten, ob überhaupt Hausaufgaben gemacht wurden. Weder Inhalt noch Umfang sind da von den Eltern zu überprüfen und das war schon zu meiner Zeit so. Also Anfang/Mitte der 80er. Das hat nichts mit Unvermögen zu tun, sondern schlichtweg damit, daß a) man als Eltern die Details insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern dann gar nicht mehr draufhaben kann, wenn man nicht gerade in dem Bereich arbeitet oder lehrt und b) die Kinder in dem Alter gelernt haben sollen, sich selbst zu organisieren und Defizite mit Klassenkameraden aufzuarbeiten.

Mal ganz davon abgesehen, daß mir nicht ganz klar ist, wie Du darauf kommst, daß die heute 15 Jahre alten Schüler in großem Stil von Kohle- und Bandarbeitern aufgezogen sein sollen. Wir reden hier von Geburtenjahrgängen um 2003/2004, d.h. einem Schulabgang der Eltern um 1995 (so im Schnitt). Da scheint es mir wenig hilfreich zu sein, ausgerechnet Band- und Kohlearbeiter als Maßstab heranzuziehen.

Neu eingeführte Steuern und Sozialabgaben?

Nein, eher nicht. Mir ging es darum, daß der Zusammenhang zwischen sozialem Status der Eltern und der Kinder nicht darin besteht, daß die Eltern zu arm und zu doof sind, um den Kindern einen gescheiten Einstieg ins Leben zu ermöglichen, sondern daß in Kreisen, die sich daran gewöhnt haben, daß der Staat für alles zahlt, Selbstorganisation, Leistungsbereitschaft, Motivation, Engagement und Eigenverantwortung nicht unbedingt die Werte sind, die dort den Kindern vermittelt werden und daß es deswegen nicht verwundert, wenn die Kinder trotz vorhandenem Intellekt nicht das erreichen, was ihnen eigentlich möglich wäre. Und das setzt sich im außerschulischen Bereich fort. Die Teilhabescheine werden nicht nur im möglichen Maße abgerufen, sondern wenn sie denn genutzt werden, fallen die entsprechenden Kinder durch außergewöhnlich hohe Nichtteilnahmequoten auf. Anstatt, daß die Eltern dafür sorgen, daß von der Gesellschaft bezahlte Veranstaltungen/Angebote auch genutzt werden, wird dort damit umgegangen, wie nun einmal oft mit kostenlosen Dingen umgegangen wird.

Kurz gesagt: es handelt sich nicht um ein finanzielles oder intellektuelles Problem, sondern ein wertebezogenes.

2 Like

Naja, das ist ja gerade diese Bildungsvererbungs-These.

Meine große Tochter geht in die 9. Klasse Gymnasium und ich kann ihr sehr wohl in jedem Fach weiterhelfen. Das wird in den nächsten Jahren auch so bleiben.

Das kann eben bei weitem nicht jeder - wegen geringerer Schuldbildung oder wegen weniger Zeit. Wenn dann noch weniger Geld dazu kommt (-> Nachhilfe), dann ists gleich vorbei mit der Tochter auf dem Gymnasium.

Im Ideal schon, aber in der Realität haben wir die objektive Situation, dass Nachhilfe nicht ohne Grund boomt (oder eben Eltern mithelfen, wenn sie können, und sich das Geld dafür sparen wollen).

Meine Tochter ist ganz sicher nicht die einzige in ihrer Klasse, die Hilfe von außen braucht.

Teilweise ist dem halt sehr wohl so.
Es gibt in Deutschland wohl kaum eine besser bestätigte These als die, dass das Bildungsniveau und Einkommen der Eltern aka die „soziale Herkunft“ und Schulerfolg der Kinder hochgradig miteinander zu tun haben.

Die Zahlen sind zwar veraltet, es geht aber eh nur um die Tendenz, zumal deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern bestehen.

(in: Geißler, Die Metamorphose der Arbeitertochter zum Migrantensohn. Zum Wandel der Chancenstruktur im Bildungssystem nach Schicht, Geschlecht, Ethnie und deren Verknüpfungen.

Wir sprechen hier wohlgemerkt im Wesentlichen von kleinen Selbstständigen, Angestellten und Facharbeitern, also von Leuten, die genug Organisation, Disziplin und Ausdauer für ihren Job haben, und nicht von irgendwelchen gänzlich unmotivierten und planlosen Assos.

Gruß
F.

Nur zu diesem ersten Punkt. Auch hier wieder eine kleine Widerrede.

Das Umfeld zu deiner oder meiner Zeit hat sich drastisch verändert. Nicht nur Internet (wenn ich da an meine beruflichen Anfänge denke), insbesondere die Anspruchshaltung daraus hat uns und unsere Gesellschaft drastisch verändert.

Es hat gegenüber früher eine Verlagerung der Verantwortung stattgefunden. Der Zuständigkeiten. Und der Eigenverantwortlichkeiten.

Brot und Spiele und Rundumbetreuung für die Kids.

Ich würde noch die Kreise erwähnen, die leistungslos aufgrund ihrer Umstände gepampert und gefördert werden. Weil sie es sich halt leisten können. Das sind übrigens diejenigen, die eine allgemeine Aus- und Bildung ermöglichen könnten.

Nun, man sollte unterscheiden zwischen Werten einerseits und Qualitäten andererseits. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

awM

Sehe ich nicht so. Spätestens ab der Mittelstufe hat man sich „damals“ als Schüler um seinen Kram kümmern müssen und so ist das auch heute. Vielleicht müssen sie es im Einzelfall ein bißchen mehr als damals, weil es Nachmittagsbetreuung gibt, die aber i.W. darin besteht, daß es a) ein Mittagessen gibt und b) Raum und Zeit für die Hausaufgaben, aber damit hat es sich dann. Dafür gab es in den 80er Jahren Schlüsselkinder. So grundsätzlich hat sich also nichts getan.

Keine Ahnung, was Du damit meinst und woher Du Deine Erkenntnisse beziehst. Wenn Du Dir auf Deinem Sofa Gedanken über die Realität gemacht hast, kann ich nur empfehlen, mal den Kontakt mit Eltern zu suchen, die Kinder in dem Alter haben.

1 Like

Nach meinen Informationen hat Sachsen sehr lange (oder heute noch) sehr gut bei Pisa-Studien abgeschnitten, weil sie eben nichts geändert und nicht - wie z.B. NRW - alle 4 Jahre neue Säue durch die Schulen gejagt haben.

Ich glaube, sehr stark verantwortlich ist - unter anderem - die Tatsache, dass sich Lehrer anstatt mit ihren Schülern ständig mit irgendwelchen neuen Ideen und Ideologien ihrer Kultusminister beschäftigen müssen.

1 Like

Du hast meinen Beitrag nicht richtig gelesen, gell?

awM

Sagen wir es mal so: ich hatte schon etwas Schwierigkeiten, Deiner non-linearen Erzählweise zu folgen und den Bezug zu meinen vorherigen Artikeln herzustellen, so daß ich mich darauf beschränken mußte, auf das zu antworten, was ich verstanden habe.

1 Like

Naja, du hattest mich für deine Antwort ja noch ausdrücklich zitiert:

Das Weitere aber offensichtlich nicht.
Egal.
Wir denken das aus unterschiedlicher Perspektive und haben andere Ansätze hierzu. Und gut ist es.

awM

Weißt du, wen ich noch ermutigen sollte, bei dieser Konversation mitzumachen?
Klar, ich habe dir/diesem Thema 3 mal geantwortet.
„Großartige Diskussion“.
Du bist geschmeichelt, und ich sowieso.
Schickst du mir eine PN oder soll ich?

PISA - STUDIE ist das eine, aber was wirklich Bildung sein kann (oder gar sollte) versucht Julian Nida Ruemelin aufzuzeigen: https://www.youtube.com/watch?v=BAS7RYX4KXQ