Die Position nach "wenn" in Konditionalsätzen

Hallo!

können diese zwei Sätz so stehen, wie sie sind?

Wenn in den anderen Restaurants wir einen Platz bekommen hätten!

Wenn in diesem Lokal alles schneller ginge!

Danke sehr

Im ersten Satz würde man das „wir“ etwas umstellen: „Wenn wir in den anderen Restaurants einen Platz bekommen hätten“, der zweite ist in Ordnung (eventuell aber auch ohne das „!“).

mfg M.L.

Aber das ist genau mein Problem:

Im ersten Satz ist das Subjekt „wir“
Im zweiten Satz ist das Subjekt „alles“

Wenn man im ersten Satz das Subjekt vorstellen darf, darf man dann auch im zweiten Satz das Subjekt „alles“ vorstellen, oder? Man kann auch die Frage anders formulieren: Wenn man im zweiten Satz das Subjekt nach einem Lokaladverb stellen darf, darf man es auch im ersten Satz tun können.

Danke sehr

Grüße

Hi Nadja,

:stuck_out_tongue_winking_eye: Da bist du wieder einmal auf ein recht subtiles Problem in der deutschen Grammatik gestoßen. Bzw. vielmehr auf eins der Stilistik.

Ich schreibe die Beispielsätze einmal in sinnvollerer Form:
(A) … wenn in den anderen Restaurants wir einen Platz bekommen hätten.
(B) … wenn in diesem Lokal alles schneller ginge.

Um die Antwort vorwegzunehmen:
(B) ist korrekt.
(A) dagegen ist zwar korrekt. Aber es ist stilistisch ein wenig heikel. Besser wäre:
(A’) … wenn wir in den anderen Restaurants einen Platz bekommen hätten.

Und nun willst du sicher wissen, warum. :roll_eyes:

Ich kann dir zumindest das vorab versichern: Es ist kompliziert. Aber du bist selbst schuld :stuck_out_tongue_winking_eye:

Aber mal der Reihe nach:
(1) Es hat nichts mit der speziellen Konjunktion „wenn“ zu tun. Es kann sich auch um andere unterordnende Konjunktionen handeln, bzw. um andere untergeordnete Nebensätze.
(2) Es geht vielmehr um die relative Stellung des Adverbials (hier: „in den anderen Restaurants“) vor oder nach dem Subjekt des Nebensatzes.
(3) Es ist gleichgültig, um was für ein Adverbial (lokal, temporal usw.) es sich handelt.
(4) Es geht darum, ob das Subjekt ein Nomen ist, oder ein Personalpronomen. Wenn Personalpronomen, dann sollte, aber muss nicht, das Adverbial dahinter stehen. In gehobener, bzw. „geschraubter“, bzw. poetischer Sprache ist es jedoch ok.
Und
(5) Das Ganze aber nur, wenn das Nomen normalbetont ist. Wenn in (A) das „wir“ speziell betont ist, dann ist kann es - je nach Kontext - wieder richtig sein:
" … wenn in den anderen Restaurants wir (und nicht andere Leute) einen Platz bekommen hätten."

Hier mal transparentere Beispiele:

… weil der Hahn immer morgens kräht.
… weil immer morgens der Hahn kräht.
… weil er immer morgens kräht.
Aber
… weil immer morgens er kräht.
nur in gehobener bzw. poetischer Sprache. Oder wenn „er“ betont ist: „er - und nicht der Hahn des anderen Nachbarn“

… wenn der Postmann zweimal klingelt.
… wenn zweimal der Postmann klingelt.
… wenn er zweimal klingelt.
Aber
… wenn zweimal er klingelt.
nur in gehobener bzw. poetischer Sprache. Oder wenn „er“ betont ist: „er - und nicht der Nachbar“

… damit er, falls es regnet, einen Schirm dabei hat.
Aber „geschraubt“ wäre:
… damit, falls es regnet, er einen Schirm dabei hat.

… weil die Gäste wegen Corona nicht kommen.
… weil wegen Corona die Gäste nicht kommen.
… weil sie wegen Corona nicht kommen.
Aber etwas „schief“:
… weil wegen Corona sie nicht kommen.

Gruß
Metapher

3 Like

Du hast mir zuerst Angst gemacht. Aber ich habe es wirklich verstanden und ich weiß nun, warum es so ist. :smiley:

Danke sehr

2 Like

Mir ist da noch eingefallen, wo es sehr deutlich wird:

„… wenn alles in diesem Lokal schneller ginge.“
„… wenn es in diesem Lokal schneller ginge“
Aber:
„… wenn in diesem Lokal es schneller ginge“
Das geht gar nicht.

Danke! Ich habe es verstanden