Ich möchte jetzt doch noch einmal darauf hinweisen, worum es eigentlich, nämlich um die Idee, der Staat solle den Unternehmen Geld dafür zahlen, daß die wiederum einen höheren Mindestlohn zahlen. In dem Zusammenhang erlaubte ich mir den Hinweis, daß es in einem Land, in dem vor allem Güter der Hochtechnologie produziert werden, in dem Forschung betrieben wird usw., weil anderweitig unser Lebensstandard nicht zu halten ist, wenig hilfreich ist, durch derartige Geschenke durch den Staat (also finanziert durch den Steuerzahler, also i.W. diejenigen, die arbeiten) den Eindruck zu vermitteln, man könne auch ohne Qualifikation und Ausbildung gut über die Runden kommen.
Und zwar aus dem Grunde, weil das die falschen Anreize setzt. Es muß vielmehr darum gehen, es jungen Leuten, die vor der Wahl stehen, einen qualifizierten Beruf zu erlernen und auszuüben oder doch lieber dem Staat direkt (durch Grundsicherung & Co.) oder indirekt (durch einen staatlich finanzierten Mindestlohn im Niedriglohnsektor) auf der Tasche zu liegen, schmackhaft zu machen, sich für die Qualifikation zu entscheiden.
Warum mir daraufhin entgegnet wurde, daß ja vor allem die Reinigungskräfte für den Fortbestand der westlichen Zivilisation von maßgeblicher Bedeutung sind, ist mir schleierhaft, wenngleich ich versucht habe, auf diese Entgegnung(en) sachliche Antworten zu finden.
Der Kern meiner Ausführungen ist aber: es muß darum gehen, es den Leuten schmackhaft zu machen, sich zu qualifizieren, sich auszubilden usw. und nicht darum, den Leuten, die das nicht gemacht haben, ein möglichst angenehmes Leben zu finanzieren. Es sind fatale Zeichen, die der Staat in den letzten Jahren gesetzt hat, indem er nämlich vor allem auf die geschaut hat, die Geld vom Staat und damit vom Steuerzahler bekommen und die, die sich am unteren Rande des Einkommensspektrums bewegen.
Fatal, aber auch nachvollziehbar, denn die Wahlen werden in zunehmendem Maße von den Rentnern einerseits (es werden halt immer mehr) und von den Rändern andererseits entschieden (und da bewegen sich halt die, die wenig verdienen, weil die ja so furchtbar abgehängt sind). Fatal deshalb, weil das diejenigen, die in der Mitte der Gesellschaft immer mehr geschröpft werden - und das zum Teil sogar ohne, daß sie es merken. Sie zahlen nämlich nicht zwangsläufig mehr Steuern, aber a) werden die von ihnen gezahlten Steuern in die Sozialbereiche umgelenkt (anstatt sie bspw. in die Zukunft zu investieren - also Bildung, Infrastruktur, Forschung, Sicherheit) und b) werden ihnen die Entlastungen vorenthalten, die sie eigentlich aufgrund der sprudelnden Steuereinnahmen verdient hätten.
Um es klar zu sagen: das soll keine Abwertung der Tätigkeit von Putzfrauen, Blumenhändlern oder Friseuren sein, aber wir können unseren Lebensstandard nicht aufrechterhalten, wenn wir die bessere Bezahlung von Putzfrauen, Blumenhändlern oder Friseuren für wichtiger halten als den Anreiz, den Beruf des Ingenieurs, Naturwissenschaftlers oder Informatikers zu erlernen/ergreifen.
Gruß
C.