Moin!
Moin moin,
Folgendes Interview des Magazins Telepolis fand ich sehr
interessant:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22937/1.html
ich halte mal meine persönliche Erfahrung von den Fanfesten und aus dem Stadion entgegen.
Deutschland im Jahr 2006 – das könnte man auch so sehen:
- Die Unschuldsvermutung wird zur Nebensache. Es reicht, wenn
ein Polizeibeamter aufgrund der Kleidung, des
Gesichtsausdrucks oder des Kontaktes zu bestimmten Personen
einen Verdacht feststellt.
Wie sollte er sonst einen Kontakt herstellen? Ausserdem frage ich mich, wie denn die Kleidung, der Gesichtsausdruck und die Kontakte aussehen könnten?
- Auch Unschuldige erleiden teilweise erhebliche
Grundrechtseinschnitte. Es gibt Meldeauflagen, Reiseverbote,
vorbeugende Haft usw.
Diese gibt es insbesondere für die, die bereits an anderer Stelle einschlägig aufgefallen sind. Vorstrafe heisst in dem Fall schon ein Hausverbot wegen Randale. Und in dem Fall gab es kein Einreiseverbot sondern ein Ausreiseverbot z. B. durch England.
- Nicht nur der Besuch von Sportveranstaltungen, sondern auch
das Betreten von Innenstädten wird einem bestimmten Teil der
Bevölkerung aufgrund von ungeprüften Polizeivermutungen
verboten.
Das habe ich anders erlebt. Kontrolliert wurde z. B. in Hamburg auf dem Fanfest durch Sicherheitspersonal. Sonst fanden gefühlt genauso viel oder wenig Kontrollen statt wie an anderen besonderen Tagen wie Hafengeburtstag, Harley Days oder sonst was.
Man hat fast den Eindruck, Polizei, Justiz und Politik seien
Handlanger von FIFA und DFB. Sie werden dazu genutzt, die
Fankultur in eine Kommerz-Kultur umzuwandeln. Aber haben wir
wirklich einen Vorteil von sterilen Stadien und Fanfesten?
Nachdem ich ein Spiel in Hamburg gesehen habe, kann ich den letzten Satz nur als Blödsinn bezeichnen. Alle rühmen diese WM als besonders stimmungsreich insbesondere beim Publikum. Und ein Freund, der eine HSV Jahreskarte hat, meinte noch, solch eine friedliche und freundliche Stimmung hätte er noch bei keinem HSV Spiel erlebt.
Ein
Beispiel: Eine Argentinische Fangruppe erhält nach einem
Vorrundenspiel Stadionverbot für den Rest der WM. Sie wollten
nicht stur auf ihren Plätzen sitzen bleiben, sondern gingen zu
ihren Freunden in einen anderen Block, um ihre Mannschaft
gemeinsam anzufeuern. In Hamburg gingen Ordner und Polizei
gegen italienische Fans vor, die ihr Team stehend unterstützen
wollten.
Welches Spiel war das? Ich hatte bei Italien gegen Tschechien einen schönen Blick übers ganze Stadion. Die Polizei war zwar vor dem Stadion zahlreich, aber extremst zurückhaltend vertreten. Und innerhalb des Stadions habe ich nur einen Einsatz von der Polizei gesehen, das war, nachdem ein Italiener ein Bengalisches Feuer abgebrannt hat. Aber das haben in den ersten 20 Minuten schon die Ordner behoben, die Polizei hat den Spinner dann nur noch abgeführt. Übrigens führt jedes Blockwechseln zu akuten Platzschwierigkeiten in dem Block, zumindest in Hamburg. Also wurden dann Leute verjagt, die das wahrscheinlich auch nicht witzig fanden. Im ungünstigen Fall sind die argentinischen Fans noch über Zäune geklettert. Wenn ich das im Kino mache, kriege ich auch Hausverbot, basta.
Über körperliche Untersuchungen von Stadionbesuchern
(einschließlich „Bückens“) durch die Polizei im Vorfeld der WM
ist ja schon berichtet worden.
Der Bericht dieser einzelnen Dame ist nun weidlich ausgeschlachtet worden, allerdings wohl zu einzeln, um daraus ein Prinzip bei dieser WM zu machen.
Die Kontrollen in Hamburg waren genau, aber freundlich, es wurde freundlich gefragt, was in den Taschen ist, und das Ticket wurde nicht weiter kontrolliert. Jeder der Helfer war sehr freundlich, selbst Provokationen mancher deutscher Zuschauer wurde freundlich begegnet. Alles ging schnell und reibungslos. Da ist die Kontrolle bei den meisten Rock und Pop Konzerten schlimmer. Alles sehr professionell.
Mich würde Eure Meinung zu diesem Thema interessieren.
Die Deutschen haben auch in dieser Hinsicht viele ausländische Besucher überrascht. Freundliche Polizei und Sicherheitsleute, viele sehr freundliche und kompetente Helfer, und vor allem sind trotz der großen Anzahl von interessierten Menschen nur sehr wenig Randale zu erleben. Gerade die Polizei hat ein Sonderlob verdient, in Hamburg haben sie sich sehr zurück gehalten und hatten auch freundliche Gesichter, selbst als sie bei der Rückfahrt am SBahnhof Stellingen den Bahnsteig aus Sicherheitsgründen dicht machen mussten.
Diese WM mag Schattenseiten haben, auch der Kommerz ist etwas, das man überdenken muss und was die Fifa ja anscheinend auch schon tut. Aber ich habe mich zu jedem Zeitpunkt so sicher wie nötig und so frei wie möglich gefühlt.
Aber ich bin ja auch nur einer von über drei Millionen Zuschauern und x Millionen Fanfestteilnehmern.
Gruß
ALex