Die sog. "Terrorgefahr" (am Beispiel Braunschweig)

Die Absage in Braunschweig:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/braunsch…Was ich schon bei Montag-Dresden und Mittwoch-Leipzig nicht verstand, hier aber noch viel weniger verstehe ist folgendes:

Wenn irgendwelche konkreten Anschlagspläne so weit bekannt sind, dass man sagen kann, der Umzug in Mainz kann dennoch stattfinden, dann sollten sie doch eigentlich auch so weit bekannt gewesen sein, dass man ihnen für Braunschweig hätte entgegentreten können?

Oder ist alternativ anzunehmen, dass in Braunschweig eben das Sicherheitskonzept so mangelhaft war, dass auch eine eher diffusere Gefährdungslage zur Absage führen musste?

Da ich davon ausgehe, dass solche Absagekonstellationen in Zukunft öfter auftreten werden, finde ich das ein paar nähere Überlegungen wert, zumal man das an Braunschweig ideologierfreier diskutieren kann als an Dresden damals.

Gruß
F.

Hallo!

Verstehe ich nicht.

Es gab nach Verlautbarungen konkrete und ausdrücklich auf den Braunschweiger Umzug bezogene Terrorwarnung.
Gut. Dann hat man das bewertet und kam zu dem Schluss, wir sagen aus Sicherheitsgründen ab.

Wo ist der Zusammenhang mit Mainz, Köln oder Düsseldorf ?

Dort gab es keine Warnung und aus der konkreten Braunschweiger Warnung konnte man offenbar keine über das sowieso vorliegende allgemeine Risiko hinausgehende Gefahr für andere Städte ableiten. Es war ja keine allgemeine Gefahrenwarnung " Rosenmontag kann was passieren ". Es war konkret auf Ort und Zeit bezogen.

Was ist daran nun so ungewöhnlich. Ich halte das für ganz normales Vorgehen.

MfG
duck313

Hallo,

unklar bleibt der Sinn Deiner Worte. Vielleicht hilft dies: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/braunschweig-i…

Gruß
vdmaster

Verstehe ich nicht.

Okay, ich hätte das ausführen sollen.
Es geht um die banale Überlegung, dass ganz offenbar die Anschlagsmotivation nicht speziell mit Braunschweig zu tun hatte, und dass deshalb der Gedanke irgendwie halt naheliegt, dass der potentielle Attentäter dann einfach sein Anschlagsziel wechseln könnte - was einem gewöhnlichen Selbstmordattentäter logistisch auch zuzutrauen wäre, wenn er noch nicht allzu sehr im Visier der Exekutive ist.

Wo ist der Zusammenhang mit Mainz, Köln oder Düsseldorf ?

Eben in dieser allgemeinen Überlegung.
Nicht von ungefähr wird der Zusammenhang ja auch in Artikeln wie dem verlinkten hergestellt, wenn betont wird „aber Mainz kann stattfinden“ oder ähnliches.
Bei Dresden/Leipzig wurde der Zusammenhang ja auch hergestellt.
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Formalisiert gesagt:
Wenn ständig überall „abstrakt hohe Gefährdung vorliegt“, und dann am Ort X eine „konkrete Gefährdung“ auftaucht, aber am Ort Y nicht, obwohl der Ort X aus dem Spiel genommen wird, man aber Gründe zu der Annahme hat, dass diese konkrete Gefährdung für den Ort X nicht viel mit dem Ort X selbst zu tun haben dürfte, sondern der Attentät mit dem Ort Y auch ganz „zufrieden“ sein dürfte …

Mir gehts um diesen Mechanismus (nicht um etwaige Ungewöhnlichkeiten oder Fehlverhalten). Vielleicht wird Braunschweig aus den verschiedensten Gründen kein gutes Beispiel gewesen sein, aber das wissen wir ja noch nicht.

Gruß
F.

Vielleicht hilft dies:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/braunschweig-i…

Klar ist: Die Braunschweiger Polizei erhielt am Samstagabend einen Hinweis. Der kam vom Innenministerium in Hannover. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE hatte sich zuvor ein V-Mann des niedersächsischen Verfassungsschutzes gemeldet, der seit Jahren als Informant arbeitet und besonders zuverlässig sein soll. Er stammt aus der Salafistenszene Wolfsburg-Braunschweig.

Ja, das hilft in Bezug auf Braunschweig ein Stück weiter.
Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass ein V-Mann zwar gerade noch rechtzeitig an solche Informationen kommt, dass er aber nicht rechtzeitig an sie kommt, um zugreifen zu können anstatt die Veranstaltung abzusagen.
Das meine ich ganz und gar nicht verschwörungstheoretisch, sondern ich kann mir so ein exakt punktgenaues Timing einfach schwer vorstellen. Auch darauf zielt die Frage.

Gruß
F.

Hallo,

aufgrund dieser vermehrten absagen nun wegen angeblichen Anschlägen kann ich hier von unseren Erfahrungen berichten:

Vor ca. 5 Jahren, wurde eine sehr konkrete Abschlagsvorbereitung auf das Weltgrößte Volksfest hier in München bekannt.
Damals beriet man auch und kam dann zu dem Entschluss, dass man sich hier nicht beeinflussen läßt, sondern dass Oktoberfest mit seinen täglich mehr als 500.000 Besuchern einfach stattfinden läßt.

OK im Nachhinein kann ma nun sagen, war die richtige Entscheidung, weil nichts passiert ist. Aber ich bin ebenso der Meinung, man darf sich nicht durch den Terror so weit beeinflussen lassen, dass man hier ganze Veranstaltungen absagt.

Was hätten die Amis den nach dem Bostonmarathon sagen sollen?

Die haben danach einfach weitergemacht und, mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, weitere Events stattfinden lassen.

RS99

Ja, das hilft in Bezug auf Braunschweig ein Stück weiter.
Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass ein V-Mann zwar gerade
noch rechtzeitig an solche Informationen kommt, dass er aber
nicht rechtzeitig an sie kommt, um zugreifen zu können anstatt
die Veranstaltung abzusagen.

Du solltest mal Graham Greene lesen, dann weisst du, wie solche „Informationen“ zustande kommen. Da er selber beim Nachrichtendienst arbeitete, wusste er auch, wovon er schrieb.

Gruß
T.

Du solltest mal Graham Greene lesen, dann weisst du, wie
solche „Informationen“ zustande kommen. Da er selber beim
Nachrichtendienst arbeitete, wusste er auch, wovon er schrieb.

Stimmt, das scheint mir wirklich lesenswert zu sein.

Gruß
F.

Auch dir danke für deine Antwort.

OK im Nachhinein kann ma nun sagen, war die richtige
Entscheidung, weil nichts passiert ist. Aber ich bin ebenso
der Meinung, man darf sich nicht durch den Terror so weit
beeinflussen lassen, dass man hier ganze Veranstaltungen
absagt.

Das ist ja der Punkt.
Der Terrorismus funktioniert als Anschlag und als Absage.
Insofern glaube ich (ohne mehr als nur im völlig Trüben fischen zu können- wie wir alle), dass sowohl Dresden als auch Braunschweig viel zu leichtfertig abgesagt wurde.
Das ist natürlich ein extrem schwieriges Terrain.

Gruß
F.

Moin,

Ja, das hilft in Bezug auf Braunschweig ein Stück weiter.
Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass ein V-Mann zwar gerade
noch rechtzeitig an solche Informationen kommt, dass er aber
nicht rechtzeitig an sie kommt, um zugreifen zu können anstatt
die Veranstaltung abzusagen.
Das meine ich ganz und gar nicht verschwörungstheoretisch,
sondern ich kann mir so ein exakt punktgenaues Timing einfach
schwer vorstellen. Auch darauf zielt die Frage.

Da der V-Mann keine(n) Namen nannte, hatte man auch (noch) kein(e) Zugriffsziele. Vielleicht wusste der V-Mann auch nur den Vornamen oder konnte lediglich eine Beschreibung abgeben. Vielleicht wollte man aber auch noch nicht zugreifen, um etwaige Hintermänner zu ermitteln.

Mal schauen, was sich so in den nächsten Tagen/Wochen ergibt.

Frühe Grüße
vdmaster

Moin,

Das ist natürlich ein extrem schwieriges Terrain.

Yo. Vor allem dann, falls etwas passiert würde, wären die Verantwortlichen dem medialen Lynchmob (der immer schon vorher alles besser gewusst hätte) ausgesetzt und würden öfftl. gekreuzigt werden.

Gruß
vdmaster

Das ist natürlich ein extrem schwieriges Terrain.

Yo. Vor allem dann, falls etwas passiert würde, wären die
Verantwortlichen dem medialen Lynchmob (der immer schon vorher
alles besser gewusst hätte) ausgesetzt und würden öfftl.
gekreuzigt werden.

Das ist richtig.
In meiner Sichtweise ist aber etwas nicht unbedeutendes passiert, nämlich die (wiederholten) Absage einer Großveranstaltung.
Bei jeder einzelnen Veranstaltung kann ich die „Sicherheit geht vor“-Haltung gut verstehen, aber quasi in Gesamtbetrachtung kann das Absagen keine Lösung sein, sondern richtet m.E. richtig viel Schaden an.

Gruß
F.

Hallo,

weswegen auch nur die Veranstaltungen abgesagt wurden, bei denen konkrete Gefährdungslagen bestanden und eine erhöhte Aufmerksamkeit auch nichts gebracht hätte.

Handelt es sich um eine überschaubare Veranstaltung in bspw. geschlossenen Räumlichkeiten, dann kann ja durch vorangestellte Sicherheitsschleusen und Personenkontrollen einiges an Potential abgefischt werden.

Bei Größenordnungen mit Zigtausenden ist das schon erheblich komplizierter. Man würde ja auch einen Flughafen dicht machen, wenn eine (glaubhafte) Bombendrohung einginge. Aber das „Problem der Erpressbarkeit“ ist mir durchaus bewusst.

Gruß
vdmaster

weswegen auch nur die Veranstaltungen abgesagt wurden, bei
denen konkrete Gefährdungslagen

Diesen Mechanismus, wie es von einer ständigen abstrakten Gefahr zu diesen absolut punktuellen „konkreten Gefährdungslagen“ kommt, die (zumindest für die Öffentlichkeit) sehr kurzfristig auftauchen, aber dann am nächsten oder übernächstigen Tag bei einer ähnlichen (und für das normale Empfinden genauso „lohnenswerten“) Veranstaltung schon wieder nicht mehr gegeben sind, das ist der Kern meiner Frage (die ich natürlich auch furchtbar verworren gestellt habe, wohl weil ich das Thema für mich nicht mal als Frage auf die Reihe bring)
Du hast unten ja ein paar Anmerkungen dazu gemacht, aber das führt -unvermeidlich- ins reine Spekulieren.

Na, ist ja wurscht :wink:
Dank dir für deine Antworten!

Gruß
F.

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