Nölende Männer
Moin,
Aber: Ich habe es mehrfach erlebt, dass ein Mann hier in das
Forum kommt und darauf hinweist, dass es *auch* die
Benachteiligung von Männern gibt.
Es dürfte wohl kaum Zweifel daran bestehen, dass es auch Bereiche gibt, in denen Männer benachteiligt werden. Das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist die Art und Weise, wie einige Männer dann mit diesem Aspekt umgehen.
Hier werden dann lauthals diese empfundenen Missstände beklagt, aber es werden keinerlei Anregungen oder Anstrengungen von Seiten dieser Männer unternommen, wie man denn diese Missstände beseitigen könne. Genau das ist es, was ich als „Genöle“ bezeichne, rumjammern und bitte ihr Frauen, bemitleidet uns doch oder macht es doch bitte für uns gut.
Wie kann es jemanden verwundern, dass ein Mann, der hier so
behandelt wurde, das Gefühl bekommt bzw. dass sein Gefühl
bestätigt wird, überhaupt gar nicht ernst genommen zu werden?
Ich halte Männer für nicht so dusselig, dass sie nicht in der Lage wären, selbst entsprechende Initiative zu ergreifen, wenn sie der Meinung sind, diese Missstände wären in der Tat für sie relevant. Im Zweifellsfall können sie sich sogar an der Frauenbewegung orientieren, die hat es ihnen doch vorgemacht.
Wenn also Männer meinen, mit den heutigen Ansprüchen von Frauen an Beziehungen, mit ihrer Rolle in der Gesellschaft etc. nicht mehr klarzukommen oder diese verändern zu wollen, dann sollen sich Männer doch bitte in entsprechenden Gruppen zusammenfinden und ihre Rolle in der Beziehung und in der Gesellschaft neu definieren. So haben Frauen es doch auch gemacht, und dies ist nichts, was Frauen ihnen abnehmen könnten.
Wenn Männer meinen, sie werden faktisch diskriminiert, dann sollen sie sich bitte zusammenfinden, und meinetwegen Demos veranstalten oder Unterschriftenaktionen. Wenn die nächste von Männern organisierte Demo steigt, in der Männer flexiblere Arbeitszeiten und mehr Akzeptanz für eine Erziehungszeit für Männer fordern, weil sie aktiver an der Erziehung ihrer Kinder beteiligt sein wollen, dann gib mir Bescheid, ich komme gerne zur Unterstützung dieser Forderungen. Genauso will ich gerne erscheinen, wenn Männer eine Demo organisieren, bei der sie gegen den Zwang demonstrieren, zum Wehrdienst eingezogen zu werden. Also bitte, macht , dann werdet ihre mit euren Anliegen auch ernst genommen.
Das Messen mit zweierlei Maß ist natürlich nicht forentypisch,
sondern deutschland(?)typisch (oder auf welche Eben auch immer
man es heben muss). Aber das zu erkennen und auch zuzugeben,
ist gar nicht möglich, solange noch zweierlei Maß angelegt
wird. Ein Dilemma.
Mir scheint viel eher, dass Männer teilweise sosehr in ihrer Vorstellung der „Überlegenheit“ verhaftet sind, dass sie es sich gar nicht eingestehen können, dass sie in einigen Bereichen ins Hintertreffen gelagt sind. Denn dieses Eingestehen ist erstmal der erste Schritt für eine aktive Rolle ihrerseits, die Verhältnisse ändern zu wollen. Ein Beispiel: zwar jammern Männer rum, dass ihrer Meinung nach Jungs in dem heutigen Schulsystem benachteiligt werden, weil ein Großteil der Lehrkräfte weiblich ist, aber wenn es dann darum geht, die Konsequenzen daraus zu ziehen, und mehr Männer sich aktiv beteiligen sollen, indem sie z.B. Grundschullehrer oder Kindergärtner werden, dann ist plötzlich kein Mann mehr zu sehen.
Ob es stimmt, dass der Rest der Menschheit damit beschäftigt
ist, die Probleme der Gleichberechtigung anzugehen, stehe mal
dahin.
Ich muss sagen, ich bin mit der Entwicklung der letzten 30-40 jahre diesbezüglich in Mitteleurope ziemlich zufriende, Tendenz steigend.
Es gibt meines Erachtens nach wie vor eine sehr starke,
allenfalls leicht gefallene Tendenz,
Gleichberechtigungsproblematik mit der Problematik
Frauenrechte gleichzustellen. Das - und fast nur das - ist es,
was mich stört. Ich habe gar kein Problem damit, wenn
Frauenrechte dort, wo sie verkürzt sind, ausgebaut werden.
Ganz im Gegenteil! Ich will nur nicht begreifen, wieso
permanent so getan wird, als sei das alles, auf das es
ankommt.
Dann hast du wohl die neuesten Entwicklungen verpasst. Es geht nicht darum, dass Frauen gleiche Rechte bekommen. Die haben sie längst. Es geht darum, dass Frauen anfangen, diese Rechte auch wahrzunehmen und sich aus tradiertem Rollen zwang zu lösen. Das ist etwas, was Frauen für sich selbst aktiv leisten. Auch hier scheinen die Frauen viel weiter zu sein als einige Männer, die sich statt dessen in Besitzstandswahrungsgefechten verschanzen.
Gruß
Marion