Die türk. Variante der Völkermordleugnung

Hallo,

Ein solcher Beschluss wäre „Gift für das friedvolle Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken“, damit würde „nur Öl ins Feuer gegossen“.

Worin besteht nun der inhaltiche Unterschied zu dt. Holocaustleugnern? Mitinititator ist übrigens DITIB.

vdmaster

Kleine Verständnisfrage: Plant der Bundestag das Gleiche, was das österreichische Parlament vor einem Jahr gemacht hat?

Lg,
Penegrin

Ein Holocaustleugner leugnet ja nicht die Wertung, sondern ob bzw. in welchem Ausmaß tatsächlich Menschen ermordet wurden. Ohne Idioten verteidigen zu wollen, ist es schon so, dass der Holocaustleugner anerkennt, dass es ein Verbrechen gewesen wäre, wenn es denn so stattgefunden hätte, was er - entgegen allen Fakten - bezweifelt.

Beim Völkermord an den Armeniern bezweifeln Vertreter der türkischen Regierung nicht unbedingt die Ausmaße. Sie messen den Ereignissen aber eine andere Wertung bei. Es wird behauptet, dass bestimmte Faktoren die Geschehnisse begünstigt hätten, die Türkei also quasi keine andere Wahl gehabt hätte.

Eine Gleichsetzung mit Holocaustleugnung ist daher unangebracht. Vielmehr liegt das Problem in der einseitig auf das eigene Land fixierten türkischen Sichtweise.

Wer soll denn bitte der Holocaustleugner sein? Die gibt es in allen Farben und Schattierungen und natürlich gibt es auch solche darunter, die die Wertung als Völkermord ablehnen und es stattdessen einen Massenmord von vielen in der Geschichte nennen. Und wenn jemand wie Udo Voigt die Opferzahlen des Holocaust massiv runterschraubt, dann tut er das natürlich auch mit dem Gedanken, das Attribut Völkermord zu umgehen.

Außerdem wird gerne in Abrede gestellt, dass der Holocaust von oben angordnet und gezielt auf die Vernichtung der Juden ausgerichtet war. Vielmehr wären die Toten quasi eine unerwünschte Nebenwirkung gewesen, wodurch es eben kein Völkermord nach Artikel II wäre. Das ist die gleiche Schiene die auch die Türkei in der Sache fährt.

Doch, tun sie. Offizielle spricht die türkischen Regierung immer wieder von 300.000 Toten.

Eine Gleichsetzung mit Holocaustleugnung ist daher unangebracht.

Wieso daher? Nichts von dem was du geschrieben hast, lässt diesen Schluss zu. Das Perverse ist ja, dass im Gegenzug die Leugnung der Nichtexistenz eines Völkermords in der Türkei unter Strafe gestellt ist.
Ich halte es für richtig und notwendig, dass sich nach Gauck auch die deutsche Politik offiziell zu diesem Schritt entschließt.

Und wie viele waren es wirklich?

Abgesehen davon möchte ich dich gerne auf die Bedeutung des Wortes leugnen aufmerksam machen. Diese lautet: Etwas, was als Lehre, Weltanschauung o. Ä. oder allgemein anerkannt ist und vertreten wird für nicht bestehend erklären. Wer den Holocaust leugnet, leugnet also schon vom Wortsinn her das Ereignis an sich. Die Leugnung eines Völkermordes bezieht sich dagegen nicht auf das Ereignis (also den Tod hunderttausender Menschen), sondern auf die Wertung.

Schon rein sprachlogisch geht deine Analyse also ins Leere. Zudem findet die Diskussion um den Völkermord an den Armeniern auf einer anderen wissenschaftlichen Ebene statt. Siehe etwa Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestags: Ob der Begriff des Völkermords rechtlich rückwirkend angewendet werden kann, ist im juristischen Diskurs nicht unumstritten. Ferner wird diskutiert, ob den Repräsentanten des osmanischen Reiches ein Vernichtungswille zugerechnet werden kann, der sich im Verlauf der Vertreibungen herausbildete, und ob ein solcher Wille für die Einordnung als Völkermord ausreicht. Wenn das für dich die gleiche Ebene darstellt wie die Aussagen eines Udo Voigt, dann herzlichen Glückwunsch.

Schließlich finde ich deinen Einsatz bemerkenswert. Hast du dich eigentlich mal ein kleines bisschen kritisch zur deutschen Flüchtlingspolitik und zu den Abwertungen anderer Länder, die sich dieser nicht anschließen, gezeigt?

A

B

C

D

Liebe Zuseher, hier kann man schön sehen, wie man mit einfachen rhetorischen Kniffen eine Diskussion zerstören kann, wenn sie wegen Mangels an Argumenten beendet werden soll.

A) Man beginne mit einer rhetorischen Frage um den Anschein zu erwecken, man wäre noch ernsthaft an der Diskussion interessiert.

B) Es folgt eine ignoratio elenchi, die auf den ersten Blick wie ein valides Argument wirken könnte, in Wahrheit jedoch völlig am Thema vorbei geht.

C) Nicht fehlen darf eine Unterstellung. Am besten nimmt man hierbei eine Aussage des Gegenüber und setzt sie in einen möglichst absurden Kontext.

D) Den Abschluss macht der berühmte Rote Herring (auch bekannt als Nebelkerze), der die Diskussion endgültig aus der Bahn werfen sollte.

Danke für eure Aufmerksamkeit.

Aber natürlich.

Willst Du jetzt einen nationalen Fleisspunkt für republikanische Geschwindigkeit?
Bidde schön: :cookie:

Allerdings waren einige andere noch viel schneller, womit die Schmach wg. jämmerlicher Zögerlichkeit Deutschland mehr treffen mag, Österreich aber auch nicht ungeschoren lässt. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Gruß
vdmaster

Hier geht es erkennbar allein um die juristische Einstufung als Genozid. Interessanter ist die Einstufung durch die Geschichtswissenschaft. Und da hättest Du ruhig den direkt davor stehenden Satz zitieren können.

Dass die Massaker stattgefunden haben, ist heute Konsens. In der Geschichtswissenschaft werden sie weit überwiegend als einer der ersten Völkermordedes 20. Jahrhunderts betrachtet.

Nur weil erst 1948 der Begriff Genozid juristisch klassifiziert wurde und in das „Übereinkommen über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“ einfloss, macht es die Völkermorde aus den vorangegangenen Zeiten nicht zu Nichtvölkermorden.

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Gähn. Ein echter Penegrin. Vielleicht fällt ja jemand darauf rein.

Indes kannst du eines nicht unter den Teppich kehren. Nämlich dass hier jemand gefragt hat, ob man nicht einen Vergleich mit den Verbrechen der Nazis ziehen könne und ich darauf aufmerksam gemacht habe, welche Unterschiede zur systematischen Vernichtung durch die Deutschen damals bestehen. Nun hättest du dies anerkennen können, da man an diesen Unterschieden kaum vorbei kommen kann. Stattdessen…

Das Problem dabei ist: Die notwendige Diskussion um die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern, welche durch die Relativierungen seitens türkischer Nationalisten flankiert werden, wird durch Vergleiche mit den Nazis nicht bereichert. Ganz im Gegenteil, da man durch diesen Vergleich unnötig die Diskussion um die Singularität des Holocausts mit einbezieht. Es gibt - ganz ohne Vergleiche - genügend Argumente in der Sache an sich, mit denen sich die Wertung als Völkermord rechtfertigen muss.

Hast du das nun verstanden? Die explizite Strafbarkeit der Holocaustleugnung hat auch etwas mit dem Bezug zur eigenen Nation zu tun. Man muss nicht alles sonstige Dumme ebenso unter Strafe stellen.

Nö, ich wollte nur wissen was genau in der deutschen Resolution drin steht. Der Wortlaut der österreichischen ist mir bekannt, nur zur deutschen habe ich außer dem etwas sperrigen Titel nichts finden können.

Den Keks nehm ich aber trotzdem gerne :smile:

Lg,
Penegrin

[/quote]

Das ist aber lieb von dir, danke :blush:

Indes kannst du eines nicht unter den Teppich kehren. Nämlich dass hier jemand gefragt hat, ob man nicht einen Vergleich mit den Verbrechen der Nazis ziehen könne

Aha. Und wer genau soll das gefragt haben? :neutral_face:

Es geht also nur um Wortglauberei? Weil es damals den Begriff noch nicht gab bzw. dieser nicht definiert war, kann es keiner gewesen sein,selbst wenn er jedes Merkmal enthielte? Den Begriff Vertreibungen gab es aber wohl schon? Oder sind die nicht eigentlich nur umgesiedelt worden oder gar freiwillig umgezogen? Und erst als die nicht freiwillig wollten, hat sich dann quasi folgerichtig und unausweichlich, irgendwie sind die Armenier also seber schuld, ein Vernichtungswille herausgebildet?

Aber natürlich tut man sich gerade in Deutschland besonders schwierig damit, dass einem nun dieses Alleinstellungsmerkmal, das so mancher zu einer Ersatzreligion erhoben hat, genommen werden soll.

Grüße

Hallo,

die wird wohl noch geschnitzt. https://www.bundestag.de/dokumente/tagesordnungen/tagesordnung-173/277264 Unter Tagesordnungspunkt Nr. 5a sollte er stehen, sobald er fertig ist.

Nr. 5b wird hingegen erwartungsgemäß (vgl. Links) abgelehnt werden. Wahrscheinlich, weil dort dem Dt. Reich eine direkte Mitverantwortung zugeschustert wird. Das wäre deutlich zu weitgehend, passt aber in ein Linksparteimärchenbuch. Wundert mich, dass die USA nicht erwähnt werden. :grin:

vdmaster

Sorry, ich mache es nicht gern, aber das Wort ist einfach zu schön und wird zu selten benutzt, um es verstümmelt stehen zu lassen. :confused:

Ha, hier ein Schnupperkurs,

http://www.welt.de/politik/deutschland/article155705637/Vier-Mal-Voelkermord-an-die-Adresse-Erdogans.html Wie ich mir dachte, ist die direkte Mitverantwortung gestrichen und an ihre Stelle eine indirekte getreten.

Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass „die“ hier zeitnah mitlesen. :joy:

Aluhut zurechtrück
vdmaster

Richtig. Aus dem gleichen Grund war natürlich auch der Holocaust kein Völkermord :smirk:

Na dann hat das wenigstens ein Ende.

Ich liebe aber solche Wortspielerein. Vielleicht hätte ich Ersatzglauben statt Ersatzreligon nehmen sollen.

Okay, als gewollte Verdrechselung ist es gelungen.

Kleiner Nachtrag zum Respekt:

(A) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestag-vor-armenien-resolution-drohmails-an-abgeordnete-a-1094944.html

(B) http://www.spiegel.de/politik/ausland/angela-merkel-erdogan-beschwert-sich-ueber-armenien-resolution-a-1095135.html Erdogans frisch installierte Handpuppe, der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim, gibt den Willen seines „Großen Meisters“ (Ehrenbezeichnung für Erdogan in der AKP) bekannt

Erst einen Tag zuvor hatte Merkel mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim telefoniert, der „die haltlosen und ungerechten politischen Urteile“ der geplanten Resolution kritisierte. Ankara erwarte von der Bundesregierung und vom Bundestag eine „respektvolle Haltung“. Merkel hatte Yildirim angerufen, um ihm zu seiner Ernennung zum Regierungschef zu gratulieren.

© Ob er damit diese Art des „Respekts“ meint? http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/die-rede-von-der-islamophobie-und-vom-respekt-an-den-pranger-der-weltlaecherlichkeit-ld.85569

Ständig posaunt es «Respekt vor der Religion», «Respekt vor dem Türkentum», «Respekt vor dem neuen Russland» und meint nur eines: Duck dich und halt den Mund! «Respekt» ist ein Lieblingswort der Mafia, und mit ihm leistet man einer Mafiosifizierung der Politik Vorschub. – Es vergrössert den politischen Giftschrank. Er munitioniert jetzt nicht nur Jihadisten und Möchtegern-Kalifen, sondern auch die Jean-Marie Le Pens, Putins, Erdogans dieser Welt, zudem die Prozession bigotter Frommbacken mit ihrem Dekadenzvorwurf, die wüste Horde von Provinzdespoten und Hinterwäldler-Warlords. An ihnen zeigt sich die Fratze des zynischen, ruchlosen, heuchlerischen, verbohrten, verblendeten oder bloss verblödeten Verächters modernen Menschseins, politisch gewendet: der liberalen und demokratischen Gesellschaft. Und als solcher gehört er unverdrossen an den Pranger der Weltlächerlichkeit gestellt.

vdmaster