Die TV-Serie "Lucifer"

Hab mir gestern abend die ersten fünf Folgen der Serie „Lucifer“ am Stück reingezogen und war ganz begeistert. Der Plot ist so banal, dass man hervorragend auf Zwischentöne achten und philosophische, psychologische und gesellschaftstheoretische Reflektionen anstellen kann.

Zum Beispiel, weil die Serie (nicht nur, weil sie in L.A. spielt) leicht als Hollywood-Selbstreflektion verstehbar ist, ist es eine nette Idee, dass heute schon der leibhaftige Teufel auf der Erde kommen muss, um in einer US-Serienproduktion kräftig sexuelles Begehren zeigen und bei der Damenwelt hervorrufen zu können.

Oder großartig, wie die Entwicklung seiner Menschlichkeit einher geht mit der Erfahrung seiner Verletzbarkeit.

Frage an möglicherweise anwesende Kenner: Was, wenn, ist der Serie eigentlich in theologischer Hinsicht abzugewinnen (außer der schlauen Dekonstruktion der gut-böse-Dualität)?

Gruß
F.

Keine Ahnung, theologisch geht’s mir am A*** vorbei (sic!).

Ich gucke das nur, weil Tom Ellis (Luci) so super geil ist (fast hätte ich sexy geschrieben, aber damit hätte ich mich ja sofort als Großmutter, die ich bin, geoutet). Bei D.B. Woodside (Amenadiel) bin ich auch kein Kostverächter. Wobei das bei Tom Ellis durchaus was mit dem englischen Akzent zu tun hat (was in der Serie durchaus thematisiert wird).

Das einzige was mir zur Theologie einfällt, ist, dass die Familienverhältnisse wenig mit dem Christentum zu tun haben.

Grüße
Siboniwe

Ohne allzu sehr spoilern zu wollen, aber im weiteren Verlauf wird das:

zugunsten von dem:

nachlassen.

es wird hinterfragt, ob es diese Dualität überhaupt gibt bzw. ob Gut wirklich gut und Böse wirklich böse ist.

Abgesehen davon: Das was @anon73739668 sagt.

:paw_prints:

Eigentlich doch nicht. Lucifer definiert doch ziemlich genau, was böse ist.

Das einzige was in die Richtung geht ist dass er immer wieder betont, dass er selbst nicht böse ist, weil er doch den Menschen immer die Wahl lässt und er selbst doch nur Wärter sei. Selbst das Verdammen täten die Menschen selbst.

Was übrigens ein interessanter Ansatz ist, hieße es doch, dass in dieser Welt auch Schwerverbrecher in den Himmel kommen, sollten sie der Meinung sein, sie hätten nichts falsch gemacht. Hitler und Co dürften sich also im Himmel aufhalten, während so mancher tugendhafte aber nachdenkliche Mensch in der Hölle landen dürfte.

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In der Hinsicht wird mir als weitgehend heterosexuellem Mann zu wenig geboten.
Ich finds aber besonders nett, dass sie sich bei der Therapeutin optisch so sehr von meiner damaligen Lehrtherapeutin inspirieren haben lassen. Das hat mich retrospektiv an ihr ganz neue Seiten entdecken lassen.

Na, immerhin war im frühen Christentum „Lucifer Morningstar“ noch der Sohn Gottes.
Viel mehr fällt mir auch nicht mehr ein, hence the question.

Gruß
F.

Das habe ich, nachdem ich gestern abend noch die Folgen 6-8 geschafft habe, mit einiger Enttäuschung bemerkt.

Gruß
F.

Das finde ich auch sehr interessant.
Ich bin in der Theologie viel zu wenig bewandert, aber in etwa so stelle ich mir eine „Sartre-existentialistische Theologie“ vor, in der der Mensch immer die Wahl hat und Gott oder den Teufel nur als Zurückweisung dieser existentiellen Wahlfreiheit (Sartre: als „mauvais foi“) gebraucht.

Eben das ist ja eine Konsequenz dieser Aufhebung des gut-böse-Dualismus, den du eingangs noch zurückgewiesen hattest.

Gruß
F.

Ja, schon, aber beim Zeugen eines Babys gehören normalerweise zwei dazu (Zeus nehmen wir mal aus).

Grüße
Siboniwe

Die Idee des „Gottessohns“ reicht ja doch traditionell weit über die schnöden biologischen Gegebenheiten hinaus ins Geistige:

Bei Nikolaus von Kues (in „De filiatione Dei“) etwa ist die Gottessohnschaft als Gottwerdung verstanden.
Oder bei Thomas von Aquin ist der „Sohn Gottes“ als „Gottes Selbstbewusstsein“ konzipiert (wenn mich die Sekundärliteraturlektüreerinnerung nicht täuscht)

Gruß
F.

Ich will doch aber nicht spoilern, Mensch!
Ich sage nur: Staffel 2.

Sagen wir einmal so: In der zweiten Season wird die traditionelle Einteilung in Gut und Böse, insbesondere hinsichtlich der im Hintergrund waltenden übernatürlichen Kräfte, doch ziemlich in Frage gestellt.

:paw_prints:

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Ich finde allerdings Zweiteres doch deutlich interessanter als Ersteres.

:paw_prints:

Weil du ersteres kräftig abwehrst, aber ich will dich hier nicht auf die Couch legen :wink:

Gruß
F.

Nö, ganz im Gegenteil - aber wenn ich mir einen Film bzw. eine Serie anschaue oder ein Buch lese, finde ich die Ergründung komplexer Sachverhalte spannender als die zwar angenehme, aber letztendlich immer gleiche schönste Nebensache der Welt.

:paw_prints:

PS: Was bislang unerwähnt blieb - bei „Lucifer“ begeistert mich auch der geniale Soundtrack:

PPS: Außerdem erwähne ich jetzt nicht, dass ich eine gewisse persönliche Schwäche für Luzifer als solchen habe und deshalb früher Katzen mit den Namen Luzifer und Lilith hatte. Ja, Luzifer war schwarz.

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Mir gings nicht um Sex, sondern ums „Begehren“.
Das ist was anderes.
Es sind ja auch (zumindest in den bisher von mir gesehenen Folgen) eher narzisstische Wünsche als unmittelbar sexuelle Wünsche, die er mit seinem ‚hypnotischen Blick‘ rauskitzelt.

Absolut.
Dank seiner Interpretation des „Sinnerman“ habe ich überhaupt erst von der Existenz dieser Serie erfahren:

(wobei ich es lächerlich finde, dass er „all along dem days“ singt; sollten wir hier im Forum je über cultural appropriation sprechen, dann wird das mein Beispiel dafür werden :wink:

Gruß
F.

Da du es jetzt nicht erwähnst: Mythenhistorisch (und theologiegeschichtlich) ist das auch völlig verständlich :slight_smile: Der römische Lucifer (und griech. Phōsphóros) ist sogar auch in der christlichen Dämonologie erst vom frühen Mittelalter ab mit dem personifizierten Bösen (im Dt. unter der Bezeichnung „Tiufal/Teufel“) und daher auch mit dem Herrscher des Höllenreiches identifiziert worden. Vorher war er als „Sohn der Morgenröte“ Inbegriff einer himmlischen (wenn auch tragischen) Lichtgestalt.

Gruß
Metapher