Die voranschreitende Globalisierung des "Moin" geht derzeit wie weit?

Moin,

als Ostfriese wurde ich mit diesem automatisch geäußerten Gruß vor 30 Jahren in Berlin am Nachmittag schief angeguckt. Vormittags kam als Antwort „morgn“.

Ganz böse war es bei Studentenjobs, wenn einem Mittags versehentlich ein „Moin“ rausrutschte.
Da kam ein bissiges „MAHLZEIT“ incl. bösem Blick retour.
Mahlzeit war in Berlin zwischen 11 und 13 Uhr Pflicht - aber sowas von!

In dem Alter lernt man schnell, Moin habe ich mir außerhalb des norddeutschen Raumes ergo flott abgewöhnt.

Heute hingegen grüßt scheints alle Welt mit „Moin“, ganz Eifrige sogar mit der Verdoppelung - die ich von Daheim so gar nicht kenne.
Würde sich ja auch blöd anhören. Treffen sich zwei : Moin, moin; Moin, moin.
Sagt ja auch keiner Tach, tach.  Hallo, hallo ev. schon mal, bei besonders beliebten Freunden, die überraschend auftauchen oder in der Glotze zur Stimmungsmache.

Geschrieben ist Moin einfach für jeden nutzbar, gesprochen merkt man schnell, wer die richtige Aussprache und diversen Modulationen beherrscht und wer nicht. Nichtplattdeutschler fallen schnell auf, selbst bei dem kleinen Wörtchen „Moin“. Sie nutzen die Aussprache- und Betonungsvarietäten nicht im üblichen Maß.
So, wie ein Norddeutscher mit „Grüß Gott“ sehr wenig variieren kann. Man ist ja froh, wenn man nicht aus Versehen „Moin, Hallo oder Tach“ sagt.

Wo verläuft derzeit die Moingrenze?

Wird das ev. der neue deutsche Standartgruß? Immerhin gibt es populäre Konkurrenz wie z.B. Hi und Chiau. Auch schön kurz und nach meiner Kenntniss bei Jugendlichen beliebter.

Die „Moin“-Okkupation ist wohl eher bei den Mittelalten beliebt - zumindest in meinem Umfeld. Aber das ist begrenzt, statistisch irrelevant.

Wie sind Eure Erfahrungen / Einschätzungen?

Moin, Paran

Also jetzt wo du es sagst, hier bei uns in Mittelhessen ist es mitlerweile nicht mehr ungewöhnlich, wenn man sich mit einem moin begrüßt! Vor ein paar Jahren wäre das noch recht ungewöhnlich gewesen. Bei einem Servus oder Grüß Gott hingegen würde man dich erst mal dumm anschauen!
mfg

Moin (wenn jetzt in ist, kann ich ja wieder),

bei einem „Servus, Grüß Gott“ würde mich verm. jeder, der den Gruß kennt, dumm anschauen - würde sich sicher nicht wie ein Original anhören.

Hallo geht, in Berlin falle ich nicht mehr auf. Kenne sogar Atschö - die altberliner Version von Tschüss (meine erste Kioskbrötchenverkäuferin, schon etwas älter, hat konsequent so gegrüßt), hat sich angeblich entwickelt aus dem französichen A Dieu.
Aus Atschö soll dann Tschüss geworden sein. Belege dafür kenne ich nicht. Sind wohl oft auch Vermutungen.

Moin, Paran

Moin,

als Rheinländer nutze ich das nur in diesem Forum, warum, das kann ich Dir nicht mehr sagen, es hat sich irgendwie ergeben.
In meiner ‚Sprechsprache‘ hier im Rheinland sage ich es nicht oder selten, da sagt man bis zum Mittag ‚Morgen‘, ‚Hallo‘ oder so etwas und ab 11:30 konsequente ‚Mahlzeit‘ bis man sich verabschiedet und dann sagt man meist Tschüss oder Atschöh.
Das ist nämlich auch hier, speziell im Aachener Platt bekannt und kommt tatsächlich von A Dieu wie Du vermutet hast.
Muss mal in meinen Dialektwörterbüchern schauen.
Es gibt aber auch die Deutung, daß es vom ‚ciao‘ kommt.

Atschöh wah!

Jandalf

Hieramts nicht benötigt
Servus,

in den rheinfränkischen Dialekten geht das noch kürzer und prägnaner:

Ei! (Guten Tag) bzw
Ei? (Wie gehts?)

Schöne Grüße

MM

Moin,

kurze Nachfrage zur Aussprache: Ei wie das Ei vom Vogel oder Ei wie jugendliches Äj?

Gruß, Paran

Süddeutsches ‚ei‘
Hallo Paran,

weder - noch.

Wie der Imperativ „sei“.

Schöne Grüße

MM

Moin Moin
Hallo,
mir hat mal ein gebürtiger Ostfriese erklärt, das " Moin Moin" von „moi Moin“ kommt, wobei moi mit „gut“ zu übersetzen ist und das ganze dann nix anderes heisst als „Guten Morgen“ (also keine Doppelung).

Ich würde mal behaupten, dass das gehörte „moin“ südlich von Hannover eigentlich nur das schlampig und verkürzt ausgesprochene „guten Morgen“ ist, also " 'morgn".
Ich glaube nicht, dass sich hier ein Ostfriesischer Ausdruck nach Süden ausbreitet
Gruß
M.

Hallo,

mir hat mal ein gebürtiger Ostfriese erklärt, das " Moin Moin"
von „moi Moin“ kommt, wobei moi mit „gut“ zu übersetzen ist
und das ganze dann nix anderes heisst als „Guten Morgen“ (also
keine Doppelung).

Konnte der Platt?
Guten Morgen heißt „gn mörgn“ oder nur „mörgn“, jedenfalls mit langem ö statt langem oi und das ist schon ein beachtlicher Unterschied.
Außerdem sagen Ostfrisen den ganzen Tag „moin“, selten mal „mörgn“, vielleicht beim ersten Treffen auf der Arbeit oder in der Familie morgens beim ersten Treffen nach dem Aufstehen. Spät Abends auch schon mal „Nobnd“, Kurzform für „en göden Obend“, O wie in „oft, ob, Ort“ aber schön langgezogen, Konsonanten vernuschelt.

Ich würde mal behaupten, dass das gehörte „moin“ südlich von
Hannover eigentlich nur das schlampig und verkürzt
ausgesprochene „guten Morgen“ ist, also " 'morgn".

Wird es denn nur vormittags benutzt? Das wäre ja ein klares Indiz für Deine Überlegung.

Ich glaube nicht, dass sich hier ein Ostfriesischer Ausdruck
nach Süden ausbreitet

Würde mich eigentlich auch wundern, obwohl die Grußform nicht nur ostfriesisch sondern auch in Schleswig-Holstein sehr verbreitet ist, ev. sogar auf der Nobelinsel.

Gruß, Paran

Moin :smile: ,

Ich glaube nicht, dass sich hier ein Ostfriesischer Ausdruck
nach Süden ausbreitet

Ich könnte mir vorstellen, dass die Nutzung in seinem Wortsinne viel weiter verbreitet ist.
Als ich in Südafrika war, unterhielt ich mich mit einer Einheimischen. Sie schilderte mir besonders schöne Gebäude, und „there were moin buildings“.
Sie erklärte mir, dass dieser Ausdruck gut oder schön bedeutet.
Scheint dort aus dem Niederländischen zu kommen.

Gruß,
Susanne

Kapholländisch
Servus,

„mooi huise“ = „hübsche Häuser“ ist Afrikaans.

Schöne Grüße

MM

„mooi huise“ = „hübsche Häuser“ ist Afrikaans.

Ja, und ausgesprochen „mui“ (huise trau ich mich nicht mit normalem Alphabet zu schreiben) - sehr dunkles u aber nie nicht „moin“.

Siboniwe

Hoi

„mooi huise“ = „hübsche Häuser“ ist Afrikaans.

Ja, und ausgesprochen „mui“ (…) - sehr dunkles u aber nie nicht „moin“.

Korrekt, aber: im Niederländischen (in der Form mooie huizen) ist das ein o-i. Von daher passt das schon.

dodeka

Das die Verwandtschaft stimmt, glaube ich ja, aber es wurde im Zusammenhang mit einer „Einheimischen“ von Kapstadt erwähnt, was heißt, dass es dort Afrikaans ausgesprochen wurde.

Siboniwe

was heißt, dass es dort Afrikaans ausgesprochen wurde

Das ist mir auch klar. Aber es ging ja eigentlich um den Zusammenhang von „mooi“ und „Moin“ in (Nord-)Deutschland. Da sehe ich doch eher den Einfluss des Niederländischen als des Afrikaans…

dodeka

Und…
… es war keine Einheimische aus Kapstadt, sondern eine aus Augrabies (nahe an der Grenze zu Namibia).

Gruß

… es war keine Einheimische aus Kapstadt, sondern eine aus
Augrabies (nahe an der Grenze zu Namibia).

Die das „mooi“ aber genauso Afrikaans mit dunklem U ausgesprochen hat.

Siboniwe

Etymologie von ‚Moin‘
Moin, Hallo und Hoi mitenand

Zur Etymologie von „Moin“ gibt es mehrere Thesen, die alle nicht 100%ig nachgewiesen sind. Darunter sind „mooi“ und „Morgen“ die bekanntesten und wahrscheinlich naheliegendsten, aber eben: Nichts genaues weiss man nicht.

Einen recht guten und differenzierten Überblick (auch zur Verbreitung) bietet hier übrigens der Wikipedia-Artikel.

Grüsse
dodeka

1 Like

Wenn Du das sagst…

Außer sie / er hatte einen Sprachfehler.

Hamba kahle!
Siboniwe