Die Vorfrage im Ansatz aufnehmend

In der Regel sind erwachsene Menschen an den Zuständen im eigenen Lande nicht völlig schuldlos oder unbeteiligt.

Grundsätzlich sind sie voll umfänglich verantwortlich, moralisch und ethisch, für das was sie tun oder unterlassen in ihrem Land. Und verantwortlich für das, was daraus geschieht oder nicht. Unabhängig davon, welche Gesellschafts- und Staatsform vorliegt.

Dieser Verantwortung kann ich mich nicht dadurch entziehen oder sie reduzieren, indem ich in einer repräsentativen Demokratie alle vier Jahre wählen gehe. Oder in einer direkten Demokratie zu allen Themen meine Stimme abgebe. Oder in einer Diktatur keinen Widerstand leiste bzw. flüchte, und andere und die Gesellschaft ihrem Schicksal überlasse.

Wenn man „gesellschaftlich“ denkt, lebt, dann ist Pflicht, für Mehrheiten zu sorgen, die gleiche Auffassung und Überzeugung haben. Insofern ist es Pflicht, Überzeugungen durch „überzeugen“ zu erzielen. Und weiter ist es unerheblich, welche Mittel und Wege dafür genutzt werden.

Einwendungen?

Franz

ja ( plus fünf Zeichen)

Ja, Strukturen gehen nicht auf die Straße, gehen nicht in Arbeitsstätten und Kaufhäuser, sie erziehen keine Kinder, verurteilen keine Straftäter und brennen keine Häuser nieder.
All das machen Menschen und sind dafür verantwortlich.

Nein, das Individuum wird in bestehende Strukturen hineingeboren. Die Strukturen stehen ihm objektiv und unverfügbar gegenüber als wären es ‚Dinge‘. Sie stehen ihm nicht nur äußerlich gegenüber, sondern sie konstituieren ihn auch als Person, in seinem Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln grundlegend.

Irgendwo zwischen Ja und Nein müsste die Diskussion angesiedelt sein.
Führt man sie ernsthaft, sprengt sie jeden Rahmen.

Gruß
F.

Da gebe ich dir Recht.

Hier hingegen aber nicht, da man einem Indiviuum so eine Verantwortung nicht einfach umhängen kann. Bei den meisten Menschen hat das eigene Handeln alleine absolut keine messbare Auswirkung darauf, in welche Richtung sich ein Land entwickelt. Auch kommt es sehr wohl auf die Gesellschafts- und Staatsform an, inweit ein Individuum hier wirklich Einfluss nehmen könnte.

Ich bin der Meinung, dass man Schuld bzw. Verantwortung sehr wohl individuell betrachten muss. Würde man deinen Ansatz weiterspinnen, könnte man ja behaupten, dass die deutschen Juden (als Kollektiv) ‚nicht völlig schuldlos und unbeteiligt‘ am Holocaust waren.