...die wichtigsten Kurzgeschichten der SF

Hallo FankollegInnen,

Rays Anfrage vom 30.03. hat mich auf eine Frage gebracht:

WELCHE TEXTE WÜRDET IHR ALS DIE WICHTIGSTEN KURZGESCHICHTEN DES SF-GENRES BEZEICHNEN?

Es geht mir weniger um Geschichten, die Ihr einfach nur toll findet, sondern eher um Stories, die das Genre entscheidend mitgeprägt haben. Auch ältere SF!

Mir fällt z.B. Isaac Asimovs „Nightfall“ ein, wohl eine der zehn berühmtesten KGs der SF überhaupt, weil darin die Abhängigkeit einer Kultur von ihrem Lebensraum in ganz eigener, packender Weise beschrieben ist.

Ferner denke ich an C.L. Moores „Shambleau“ - eines der ganz frühen Beispiele für SF, in der Aliens nicht nur verkleidete Menschen oder Monster, sondern wirklich Individuen waren.

Oder Jack Vances „The Moon Moth“, die wohl geschlossenste und dichteste Geschichte der Science Fantasy.

Was fällt Euch ein?

Ich bin gespannt!

hendrik

Hallo,

ich bin kein ausgesprochener Science-Fiktion-Fan und lese nur gelegentlich innerhalb dieses Genres. Aber einer darf mit eigentlich fast allen seinen Kurzgeschichten in der Aufzählung auf keinen Fall fehlen: Stanislav Lem.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Moin,

Was fällt Euch ein?

So spontan:
Robert Heinlein - All You Zombies

Thorsten

hi hendrik,

die kurzgeschichten des Isaac Asimov aus der robot-serie. insbesondere das erste buch, weltklasse.

ciao
rainer

Nicht ganz, aber…
Ist vielleicht nicht ganz die Sparte, aber:

Lois McMaster Bujolds „Mountains of Mourning“ und „Borders of Infinity“ sind superklasse. Passt natürlich nicht ganz zu den zuvor genannten…

Rückfrage
…da ich sie nicht kenne, muß ich fragen: was ist denn das Besondere und Wichtige an diesen Geschichten?

Gruß,

hendrik

Die drei berühmten…
…Gesetze der Robotik, z.B.?

Die haben in der Tat das Genre recht entscheidend mitgeprägt und haben das Motiv des künstlichen Menschen in der SF stark beeinflußt (ähnlich Shelleys „Frankenstein“).

Eine gute Ergänzung für meine Liste!

hendrik

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Ja…
…hast recht, die hätte mir auch einfallen können dazu. Muß ich unbedingt mal wieder rauskramen. Obschon ich von Heinlein den Kurzroman The Man Who Sold The Moon aus der Future History immer noch am meisten mag - aber All You Zombies ist gewiß eine wichtige SF-Geschichte.

Danke!

hendrik

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Aber gewiß doch…
…wobei es mir hier speziell um das Kurzgeschichtengenre geht (Lems Platz im SF-Olymp ist ohnedies unbestritten).

Im Gesamtrahmen des Lem’schen Oeuvres würde m.E. vornehmlich „Die Jagd“ aus der Gruppe der Pirx-Erzählungen hervorstechen. Die „Kyberiade“ ist zwar recht lustig und sprachgewaltig - aber ich empfinde sie als zu genreperipher, als daß diese Gesachichten den SF-Bereich wirklich hätten prägen können.

Danke & Gruß,

h. schulthe

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hihi, deshalb habe ich ja den Titel „Nicht ganz, aber…“ gewählt. Es gibt in den Geschichten keine Besonderheiten, ich finde sie einfach nur schön geschrieben.

Ich würde hinzufügen:

Gene Wolfe, „Der fünfte Kopf des Zerberus“ - die erste ‚barocke‘ Science Fiction, letztlich das Genre, das „Fifth Element“ so schön verkörpert; Jack Vance auf zart :smile:

Robert A. Heinlein, „All you zombies“ - mehr geht nicht zum Thema Zeitreise. So weit aufgedreht, daß schon der Knopf abfällt

mal schauen, fällt mir sicher noch mehr ein… :smile:

da 100 fans bei dieser frage vermutlich 1000 meinungen vertreten, schlage ich vor, eine auswahl unter den bereits ausgezeichneten veröffentlichungen zu treffen, zum beispiel unter den deutschen sf-kurzgeschichten, die den kurd-laßwitzpreis erhalten haben.

mfg
thomas r.p.mielke

…ah, ich dachte schon, es käm nix mehr.

Gene Wolfe - gewißlich einer der besten Stilisten der SF, und die Novellen aus dem „Zerberus“-Band haben auch ihre literarische Güte (in der SF ist es wie in jeder anderen Form von Belletristik: 70% Mist). Ob diese Veröffentlichung in irgendeiner Form genreweisend war? Ich weiß nicht. Mal überdenken.

By the way: wenn Du „barocke“ SF magst, empfehle ich Dir (falls nicht schon bekannt) John Sladeks „Robot Roderick - Kindheit und Jugend einer begabten Maschine“!

Best wishes,

hendrik

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hallo herr mielke,

danke für den Tip. Einige entsprechende Anthologien sind mir durchaus bekannt, wobei ich mir nie so ganz sicher bin, nach welchen Kriterien diese Preise vergeben werden (und es ist auch nicht immer rauszukriegen). In der SF gibt es - ähnlich wie im Filmgeschäft - wohl Preise, die inhaltlich etwas auszusagen haben und solche (Äquivalente des Oscar), bei denen ich das würde bezweifeln wollen.

Wo ich schon Kontakt zu einem bekannten Namen der SF-Szene habe: gibt es ein gutes internationales Internetforum für den literaturwissenschaftlichen Austausch über Aspekte der SF?

Ich arbeite selbst akademisch in diesem Bereich, stehe aber noch am Anfang meiner Recherchen, da ich aus einem nichtliteraturwissenschaftlichen Fach komme, das bislang weder das Internet noch die (für das Fach m.E. recht relevante) SF für sich hat so richtig entdecken können.

Es dankt & grüßt

h. schulthe

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Ohne eine bestimmte Story nennen zu wollen: Die Stories von JAMES TIPTREE JR. haben inhaltlich wie qualitativ sicherlich neue Maßstäbe in der SF gesetzt, sie wirkten damals wie ein Paukenschlag. AutorInnen dieses Formats gibt und gab es bekanntlich wenig in der SF, neben Tiptree fallen mir spontan der schon genannte Gene Wolfe ein, und auch THEODORE STURGEON hat neue Maßstäbe gesetzt, etwa mit seinem Roman in Erzählungen „Baby ist drei“. Es verwundert mich ein wenig, daß Sturgeons Werk bei den Verlagen hierzulande seit gut 10 Jahren keine Beachtung mehr findet. Offenbar ist er unmodern. In der britischen SF kommt man, wenn es um Stories geht, um J.G. BALLARD nicht herum.
Das war’s, was mir auf Anhieb so einfallen wollte :smile:
Gruß,
Tizian

Hallo Tizian,

Dein Brainscratching hat mir gut gefallen. Ich bin ein großer Bewunderer der Geschichten von Tiptree, die gewißlich auch qualitativ zu den hochwertigen Vertretern des Genres zählen. Sturgeon muß ich mir wohl nochmal vornehmen: der ist mir gar nicht so sehr in Erinnerung, zumal ich ihn aus Gründen, die nur mein Unterbewußtsein kennt, gerne mit Joseph W. Campbell verwechsle, was ja nun nicht wirklich vergleichbar ist? Und obwohl mir Ballard stilistisch ganz und gar nicht liegt, sind einige seiner Werke unbestritten auf dem Weg zu den Klassikern.

Was hältst Du vom „Culture“-Zyklus von Iain Banks? Auf diese Bände freue ich mich und werde sie in Angriff nehmen, sobald ich Zeit habe. „Die Brücke“ und „Die Wespenfabrik“ (letzteres keine SF) jedenfalls fand ich großartig.

hendrik

Hallo Hendrik,

ich muß offen gestehen, daß ich früher mehrfach versucht habe, Zugang zu Banks zu finden, bislang ohne Erfolg („Die Brücke“, „Bedenke Phlebas“, beidemale abgebrochen). Noch offener gestanden: Ich hatte jedesmal den Eindruck, daß das grottenschlecht ist, was er da schreibt, sah mich aber stets mit dem einmütigen Hohelied der professionellen Kritik konfrontiert. Was mich irritierte und noch irritiert: Es macht ja nichts, wenn ein Autor mir nicht liegt, da können die Kritiker noch so jubeln. Es stört mich aber, wenn ich nicht erkennen kann, daß das großartige Literatur ist. Hesse zum Beispiel liegt mir auch nicht (inhaltlich), gleichwohl ist er für mich der größte Satzkünstler der deutschen Sprache überhaupt.

Was ich sagen will: Der Bursche bleibt bei mir im Hinterkopf :smile: Vielleicht versuche ich es eines Tages wieder und bin plötzlich begeistert. Wäre nicht das erste Mal, daß ein Autor bei mir solche Wege geht.
In diesem Sinne, viel Spaß mit dem „Culture“-Zyklus,

Tizian

Banks vs. Banks
Hallo Tizian,

hast Du Banks im Original oder in Deutsch gelesen? Es mag an den Übersetzungen liegen, deren Verursacher (bei Banks & anderen) z.T. schlichtweg mit lebenslangem Schreibverbot belegt gehören.

Ich habe zwar bislang auch nur ein Werk von Banks im Original gelesen, aber (soweit ich das eben im Englischen beurteilen kann…) ich habe den Eindruck, er ist ein recht guter (wenngleich kein genialer) Stilist. An meine Favoriten - LeGuin, Tiptree, John Crowley u.a. - kommt er nicht heran, aber doch im besseren Drittel.

Dennoch hast Du mit der Kritikerüberjubelung recht. Regelrecht entsetzt war ich von dem ebenso ‚belobten‘ Glen Baxter („Das Floß“) und konnte dem Lobhudeln partout nicht folgen…

Best wishes -

hendrik