Die Wünsche sollten sich nicht erfüllen.
Ok. Daß es Präteritum ist, hat @Kreszentia ja bereits mit umfangreichem Beispielmaterial gezeigt. Zu verdeutlichen wäre nur noch: Es ist Indikativ Präteritum (nicht Konjunktiv Präteritum).
Es sollte dich nicht wundern, wie viele unterschiedliche und komplexe Zeitverhältnisse bzw. Modalitäten mit Hilfe der 6 Modalverben (insbesondere zusammen mit den 3 Hilfsverben) sprachlich dargestellt und kommuniziert werden können. Schau dir bei Gelegenheit die 11 Modalitäten allein von „sollen“ auf der DWDS-Seite an, die Kreszentia dir verlinkte. Oder auch → hier
In diesem Fall ist es die sog. „Zukunft der Vergangenheit“, die mit den Formen des Indikativ Präteritum von „sollen“ gebildet werden kann.
Und diese Tempusform ist übrigens keineswegs eine „Redewendung“, wie a.a.O. im Thread gemeint wurde, und sie ist weder schwülstig, noch pathetisch, noch überheblich. Sie findet sich ganz selbstverständlich sowohl in Geschichtsschreibung, als auch in Erzählung und Roman. Dort ist es nämlich logisch und selbstverständlich, daß Erzähler (und der Autor ja sowieso) zu einem fokussierten Zeitpunkt der Vergangenheit dessen zukünftige Entwicllung kennt.
Der Machtbereich der Achämeniden hatte unter Darius seine größte Ausdehnung, und das sollte bis Alexander so bleiben.
Und es hat auch durchaus in der Alltagssprache seinen Platz:
Er war damals im Zweifel. Aber es sollte sich als die beste Entscheidung seines Lebens erweisen.
Die Oma erzählt von der Hochzeit ihrer Enkelin:
„Sie war so glücklich an diesem Tag. Sollte halt nicht so bleiben: Zwei Jahre später war sie geschieden.“
Mit dieser Vermutung liegst du völlig richtig. Es gibt mit dem Präteritum „sollte“ die Möglichkeit, neben dem Futur I der Vergangenheit (Beispiele oben) auch ein Futur II der Vergangenheit zu bilden. Hier mal, um den Unterschied zu zeigen:
Ihr Wunsch sollte sich bald erfüllen. (Futur I)
Ihr Wunsch sollte sich bald erfüllt haben. (Futur II)
Es sollte seine beste Entscheidung sein. (Futur I)
Es sollte seine beste Entscheidung gewesen sein. (Futur II)
.Ebenso:
Er hatte bis zu diesem Tag Erfolg mit seinen Betrügereien gehabt, aber das sollte auch das letzte Mal gewesen sein.
Das Paket sollte eigentlich spätestens eine Woche später angekommen sein.
In vielen Fällen kann man übrigens, obwohl das „sollte“ im Falle einer Zukunft der Vergangenheit immer Indikativ ist, das „sollte“ durch „würde“ ersetzen (welches ja Konjunktiv II des Hilfsverbs „werden“ ist):
Also statt
Ihr Wunsch sollte bald in Erfüllung gehen.
Ihr Wunsch würde bald in Erfüllung gehen.
Gruß
Metapher