Tatsächlich können wir uns darauf nicht einigen. Die Gewerkschaften waren sinnvoll, als die Leute noch 16 Stunden am Tag sechs Tage die Woche unter unwürdigen Bedingungen gearbeitet haben und sie waren auch noch im 20. Jahrhundert durchaus hilfreich, wenn es darum ging, Arbeitsbedingungen zu verbessern und zu vereinheitlichen. Leider hat man unter dem Eindruck der fetten 60er und 70er Jahre gewaltige Lohnerhöhungen durchsetzen können, die dazu führten, daß in großem Stile Arbeitsplätze abgebaut wurden. Auch wenn das der Wettbewerbsfähigkeit Deutschland natürlich genutzt hat, hat das zu einer Thematik geführt, die in der Wissenschaft als Insider-Outsider-Problematik bekannt ist, d.h. die Gewerkschaften fordern eine Stärkung der Rechte der Beschäftigten und eine höhere Bezahlung derselben.
Das führt aber dazu, daß diejenigen, die in keinem Beschäftigungsverhältnis stehen, größere Schwierigkeiten haben, einen Arbeitsplatz zu finden, weil die Kosten für die Arbeitnehmer (und alles drumrum) zu hoch und die Kündigungsschutzregeln zu stark sind.
Um das wieder auszugleichen, hat man die Möglichkeiten zur Leiharbeit ausgeweitet, d.h. man konnte billigere Arbeitskräfte einstellen, die auch leichter wieder los wurde, wenn es mal nicht so lief.
Ohne diese Zusammenhänge auch nur ansatzweise begriffen zu haben, tröten die Gewerkschaften weiter in das Horn „mehr Geld, mehr Freizeit, mehr Flexibilität (für die Arbeitnehmer) und überhaupt“.
Das ist eine höchst unsolidarische Vorgehensweise (zumindest, wenn man die Interessen der nicht beschäftigten Menschen berücksichtigen und/oder betrachten möchte), die auch angesichts der Einkommensverhältnisse in den meisten Branchen und der gesetzlichen Rahmenbedingungen überhaupt nicht (mehr) erforderlich ist.
Von daher: nein, ich bin nicht der Ansicht, daß man nur dann nicht in der Gewerkschaft sein muß, wenn man an den angeblichen Erfolgen der Gewerkschaften nicht partizipieren möchte. Man darf sogar gegen die Gewerkschaften sein, wenn man tariflich bezahlt wird.
Korrekt. Und danach hättest Du aufhören können und sollen, anstatt alle pauschal negativ zu betiteln, die nicht in einer Gewerkschaft sein wollen.