Danke für die Erläuterung.
Diese Art der Formulierung
zeigt doch deutlich, dass du diese Leute für komplett
intolerant hältst und ihnen unterstellst, dass sie Schwule auf
„immerhin guten Klamottengeschmack“ und Lesben auf „immerhin
gute Fußballspielerinnen“ reduzieren.
Das ist nicht, was ich gemeint habe.
Ich halte diese Leute allgemein für viel „gefährlicher“ für die Sache der Gleichberechtigung. Offene Intoleranz ist leicht zu erkennen und damit kann man sie auch leichter angehen. Wenn Leute aber durch die Hintertür mit homophoben Vorurteilen kommen (entweder absichtlich oder weil sie sich selbst nicht darüber klar sind, dass sie eigentlich doch etwas gegen Homosexuelle haben), dann steht man als sich diskriminiert fühlender Homosexueller ganz schnell als undankbar da. „Was willst Du denn noch, wir akzeptieren Dich doch!“
Ich möchte, dass die Leute einsehen, dass der einzige Unterschied zwischen Homos und Heteros die Vorliebe für gleichgeschlechtliche Sexualpartner ist und nichts anderes. Ja, es gibt Tendenzen zu bestimmten Verhaltensweisen, die bei Homos häufiger auftreten als bei Heteros. Das soll aber bitte nicht verallgemeinert werden, nur weil vielleicht einige prominente Schwule und Lesben sich so verhalten.
Bei der Fraktion „Sie könne ja ruhig Homos sein, aber bitte nicht so auffällig!“ habe ich zweierlei Bedenken:
Zum einen schließen diese Leute anscheinend von einigen schrillen Typen auf die Gesamtheit der Homosexuellen. Das wäre in etwa so, als würde man Atze Schröder, Rambo, Dolly Buster und die Jacob-Sisters als typische Beispiele für Heteros hernehmen.
Zum anderen ist die Sichtbarkeit ein wichtiger Schritt zur Akzeptanz. Unkenntnis erzeugt Unsicherheit. Viele latent Homophobe würden vielleicht anders denken, wenn sie ab morgen über jeden Homosexuellen bescheid wüssten, der so in ihrer Umgebung ist. Wenn sie - überspitzt gesagt - sähen, dass der fleißige Briefträger, die hektische Empfangsdame im Hotel, die nette Nachbarin, 2 Jugendliche aus der Clique der eigenen Kinder, der unfreundliche Typ vom Kinoschalter, die hübsche Wurstverkäuferin, der bärtige Dachdecker, 3 Kollegen aus dem Nachbarbüro und die stellvertretende Chefin alle homosexuell sind und man es bisher nur nicht bemerkt hat … würden sie dann endlich einsehen, dass wir Menschen sind, die sich eigentlich nur in einem Detail von anderen Menschen unterscheiden?
Man mag glauben, dass Hella & Co. uns keinen Gefallen tun. Ich sehe das anders. Ohne die lautstarken, prominenten Vorreiter gäbe es keine allgemeine Tendenz zur Toleranz, welche wiederum den „nomalen Homos“ die Möglichkeit eröffnet, ganz normal zu ihrer Veranlagung zu stehen. Ohne Liberace und Boy George kein Wowereit und Westerwelle.
In einer idealen Welt wird ein Outing nicht nötig sein. Man spricht im Kollegenkreis ganz normal von seinem gleichgeschlechtlichen Partner so wie die anderen Kollegen von ihrem gegengeschlechtlichen Partner sprechen und niemand zuckt mit der Wimper. Ich habe das schon einige Male erlebt, da ich in der Hotellerie tätig war, wo traditionell überdurchschnittlich viele Schwule und auch Lesben arbeiten. Ich weiß nicht genau, wo das herkommt (vielleicht, weil da so viele Kulturen durchmischt miteinander arbeiten), aber Du kannst Dir nicht vorstellen, wie angenehm das ist. Die sexuelle Orientierung von jemand anderem ist praktisch nur insofern interessant, wenn man amouröses Interesse an dem/derjenigen hat. Ein Paradies! Warum kann es nicht überall so sein?
Und DAS fand ich mal keine gute Idee
von dir…
Tja, auch Homosexuelle können dummes Zeug daherreden. Wir sind genau wie alle anderen auch, haben Vorurteile, diskriminieren andere … wir sind nicht anders, auch nicht besser.
Gruß,
Myriam